Andreas Tögel: Markt oder Plan - Freiheit oder Knechtschaft
Die derzeit zum Teil drastischen Preissteigerungen, bringen viele Haushalte in Bedrängnis. Wer schon vor der Pandemie und dem Ukrainekrieg finanziell nicht auf Rosen gebettet war, hat jetzt Probleme, seinen Unterhalt zu finanzieren, meint eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
In einer solchen Lage schlägt die Stunde der Populisten: Preisregelungen, Mietpreisbremsen, Unterstützungszahlungen und – bei Linken besonders beliebt – Substanzsteuern müssen ihrer Meinung nach her, um den Turbokapitalismus zu zähmen und dem angeblichen „Marktversagen“ entgegenzuwirken. Gäbe es hierzulande eine Volksabstimmung zu diesen Plänen, würde sich zeigen, dass die krausen Ideen von Marx, Engels und Lenin, vermutlich mehrheitsfähig sind.
Das ist auch nicht verwunderlich, da nichts leichter fällt, als ein real existierendes, gutes, aber eben nicht perfektes System wie die Marktwirtschaft, mit einer am Reißbrett konstruierten Utopie zu kontrastieren, in der alles läuft wie im Paradies: Kein Arbeitsleid, kein Stress, kein Mangel, keine Existenzängste und eine ebenso allwissende wie gutmeinende Obrigkeit, die selbstlos fürs Wohl jedes Einzelnen sorgt. Dumm nur, dass es all das seit der Vertreibung der Menschen aus dem Garten Eden nie gegeben hat und nie geben wird. Denn das Leben im irdischen Jammertal war und ist ein unter Knappheitsbedingungen, da die Summe der Ansprüche stets die Möglichkeiten zu deren Verwirklichung übersteigt. Wer behauptet, sich darüber hinwegsetzen zu können, ist ein Idiot, ein Scharlatan oder er führt Böses im Schilde.
„Die erste Lektion der Ökonomie ist die Knappheit: Es gibt niemals genug von irgendetwas, um alle befriedigen zu können, die es haben wollen. Die erste Lektion der Politik ist die Nichtbeachtung der ersten Lektion der Ökonomie.“ (Thomas Sowell, geb. 1930)
Markt schlägt Plan
Friedrich August Hayek, einer der wenigen österreichischen Nobelpreisträger, erhielt anno 1974 die begehrte Auszeichnung für seine bahnbrechende Arbeit zur Preistheorie. Preise, so seine Erkenntnis, liefern unverzichtbare Signale, um Knappheit zu signalisieren und eine bestmögliche Ressourcenallokation zu ermöglichen. Beispiel: Steigen die Preise für Hemden, während sie für Blusen fallen, wird das die Produzenten zu entsprechenden Konsequenzen veranlassen. Die Möglichkeit, mit Hemden höhere Gewinne einzufahren als mit Blusen, wird ein höheres Angebot der ersteren und ein niedrigeres der letzteren zur Folge haben.
Die Abwesenheit von Preissignalen in einer Planwirtschaft, ist einer der entscheidenden Gründe für deren Ineffizienz und Misswirtschaft. Der Wettbewerb der Systeme ist entschieden: Markt schlägt Plan. Immer. Überall. Niemals – auch nicht mit den leistungsstärksten Computern und/oder dem Einsatz künstlicher Intelligenz – wird es möglich sein, jederzeit Millionen von sich laufend verändernden Präferenzen der Marktteilnehmer abzubilden, und daraus die richtigen Produktions- und Distributionsentscheidungen abzuleiten. Die Summe der aus Konsumentenentscheidungen resultierende Preissignale indes, kann das leisten.
Die Ursachen von Preisveränderungen können unterschiedlicher Natur sein. Steigen gleichzeitig alle Preise (man spricht dann von einer Preisinflation), ist die Ursache in 100 von 100 Fällen monetärer Natur – d. h., es gab eine Geldmengenausweitung, die nicht mit dem Warenangebot im Einklang stand. In einem nicht manipulierten Warengeldsystem ist eine derartige Inflation unmöglich, da die „natürlich“ begrenzte Geldmenge sicherstellt, dass die Kaufentscheidungen daran ausgerichtet werden müssen, weil etwa goldbasiertes Geld, im Gegensatz zu papierenem oder elektronischem Fiatgeld, nicht beliebig vermehrbar ist. Bei gegebener Geldmenge mehr für Produkt A auszugeben, bedeutet, bei Produkt B Kaufzurückhaltung üben zu müssen – und vice versa.
Planwirtschaftliche Politik hat die Malaise herbeigeführt
Gegenwärtig stecken wir in einer Doppelmühle: Einerseits leiden wir unter den Konsequenzen einer hemmungslosen Geldmengenausweitung, die mit dem Ende der Goldpreisbindung des US-Dollars (1971) Fahrt aufnahm, und die seit der Immobilienkrise 2007/2008 explosionsartig gesteigert wurde. Erst vor kurzer Zeit haben die Notenbanken begonnen, diese Politik zu korrigieren – zu zögerlich und zu spät. Andererseits haben die wirtschaftsfeindlichen Regierungsdiktate im Gefolge der „Corona-Pandemie“, und die Boykottpolitik nach Beginn des Ukrainekrieges, für eine drastische Reduktion auf der Angebotsseite gesorgt, besonders bei fossilen Energieträgern. Darüber hinaus, wirken „kaufkraftstärkende Maßnahmen“, also Zuschüsse an Haushalte, und Unterstützungszahlungen an Unternehmen, in dieselbe – falsche – Richtung. Ergebnis ist eine hochtoxische Mischung aus Geldüberhang und Warenknappheit. Die daraus resultierende Teuerung fällt entsprechend dramatisch aus.
Planwirtschaftliche Politik hat diese Malaise herbeigeführt. Wer in dieser Lage behauptet, der Teuerung mit planwirtschaftlichen Instrumenten begegnen zu können, will ein Feuer mit Benzin löschen. Denn die damit verbunden Konsequenzen werden ignoriert: Beispielsweise führen Preisdiktate auf dem Wohnsektor, zu einer weiteren Angebotsverknappung, wie man sie eben im rotrotgrün regierten Berlin bewundern kann. Direkte Zuwendungen an die Haushalte und überhöhte Lohnabschlüsse (wie zuletzt hierzulande gesehen), gehen unmittelbar in den Konsum und wirken ebenfalls als Preistreiber.
Vor allem aber haben all diese Maßnahmen nichts mit freien Entscheidungen der Marktteilnehmer zu tun, sondern werden von der Regierung gewaltsam durchgesetzt. Am Ende steht die Systemfrage: Markt oder Plan – Freiheit oder Knechtschaft?
Wer meint, der Kommandowirtschaft – etwa im Hinblick auf „leistbares Wohnen“ – den Vorzug geben zu müssen, sollte sich eine Rundreise durch Kuba gönnen, ein Land, in dem die Mieten seit 65 Jahren strikt reguliert werden. Nach wenigen Blicken auf die dort vorhandene Bausubstanz, wird jedermann klar sein, wohin Planwirtschaft führt.
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