Andreas Tögel: Sklaverei einst und jetzt – warum Karl Marx geirrt hat
Nach der klassischen Definition des Begriffs Sklaverei gilt diese heute als abgeschafft – zumindest in der westlichen Welt. Doch viele Begriffe erfahren im Laufe der Zeit zum Teil erhebliche Bedeutungsänderungen, weiß eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
Nach der klassischen Definition des Begriffs Sklaverei gilt diese heute als abgeschafft – zumindest in der westlichen Welt. Doch viele Begriffe erfahren im Laufe der Zeit zum Teil erhebliche Bedeutungsänderungen. Unter dem Stichwort Sklaverei findet sich auf Wikipedia folgende Feststellung: „In der Gesellschaftstheorie des Marxismus und Leninismus wird unter Sklavenhaltergesellschaft eine ökonomische Gesellschaftsform verstanden, die auf dem Eigentum des Sklavenhalters an den Produktionsmitteln…beruht.“ Karl Marx geht es um Güter und nicht primär um das Eigentum an den arbeitenden Menschen.
Ihm zufolge beutet der über die Produktionsmittel (Grund und Boden, Maschinen und Anlagen) verfügende Kapitalist jene Personen aus, die darauf angewiesen sind, ihm ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Das tut er, indem er sie um den von ihnen geschaffenen „Mehrwert“ betrügt, den er gegenleistungsfrei in seine eigene Tasche steckt. Der für das Proletariat am Ende zwangsläufig siegreich endende Klassenkampf, sei eine unausweichliche Konsequenz des Gegensatzes zwischen Kapital und Arbeit.
Die Irrtümer des Karl Marx
Diese Ausbeutungstheorie wurde schon im Jahr 1896 vom Ökonomen und k.u.k. Finanzminister Eugen von Böhm-Bawerk in seiner Arbeit Zum Abschluss des Marxschen Systems widerlegt. Auch der Philosoph Karl Popper unterzog die marxistische Ideologie im mit „Falsche Propheten“ übertitelten zweiten Band seines Opus magnum Die offene Gesellschaft und ihre Feinde einer vernichtenden Kritik.
Ein schwerer Fehler unterlief Karl Marx, als er den Faktor Zeit in seiner Theorie völlig ausblendete. Immerhin bezahlt der “Ausbeuter” seinen Mitarbeitern ja längst Löhne, ehe er selbst Gewinn aus seiner Unternehmung ziehen kann: Ein Grundstück will erworben, darauf eine Fabrik errichtet und diese mit Maschinen bestückt werden. All das kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit, in welcher dem Kapitalisten noch kein Nutzen aus seiner Investition erwächst. Von einer gegenleistungsfreien Vereinnahmung eines „Mehrwerts“, kann daher keine Rede sein. Die Leistung des Unternehmer-Kapitalisten besteht in der Schaffung, Finanzierung und dem Betrieb von Produktionsanlagen.
Einen weiteren Irrtum begingen Marx & Genossen indem sie annahmen, zwischen Arbeitgebern und -Nehmern bestünde ein nur gewaltsam aufzulösender Gegensatz. Wie sich seit der Publikation des Manifests der Kommunistischen Partei anno 1848 zeigte, konnten nicht nur die Kapitalisten, sondern auch die proletarischen Massen im Laufe der Zeit ein Wohlstandsniveau erreichen, wie es in vorkapitalistischen Zeiten undenkbar war. Jeder Arbeiter kann heute Annehmlichkeiten genießen, von denen selbst gekrönte Häupter früherer Epochen nur träumen konnten. Das hängt mit der dem Kapitalismus immanenten Innovationskraft und dem durch Kapitaleinsatz möglich gewordenen Produktivitätssteigerung zusammen: Größere Wertschöpfung, höhere Löhne. Kaum ein Arbeitnehmer verschwendet heute einen Gedanken an den Klassenkampf. Der war und ist die fixe Idee von Theoretikern, die – wie Karl Marx – nie eine Werkhalle von innen gesehen haben.
"If you pay peanuts, you get monkeys"
Die Kapitalisten haben erkannt, dass sie nicht nur um Kundschaft für ihre Produkte, sondern auch um fähige Mitarbeiter konkurrieren. Die Arbeitgeber in den entwickelten Ökonomien können es sich heute kaum noch leisten, Mindestlöhne zu bezahlen: „If you pay peanuts, you get monkeys.“ Wie gesagt: Einander feindlich gegenüberstehende Arbeitgeber und -Nehmer sind eine Zwangsvorstellung ewig gestriger Klassenkämpfer.
Die unauflösbaren Gegensätze verlaufen an ganz anderen Fronten: Zwischen Produktiven und Unproduktiven, zwischen denjenigen, die Steuern zahlen und denen, die von Steuern leben und zwischen dem Markt und dem Staat. Unternehmer können weder jemanden zwingen, ihre Waren und Dienstleistungen zu kaufen, noch jemanden dazu nötigen, für sie zu arbeiten. Der Staat kann dank Machtmonopol und Zwangsgewalt beides: Er kann zur Abnahme unerwünschter Güter zwingen (der deutsche Ökonom Hans-Hermann Hoppe spricht von „Ungütern“), und er kann die Arbeitskraft seiner Insassen über Steuern, Abgaben und schikanöse Geldstrafen für opferlose Verbrechen ausbeuten. Ein Mitspracherecht steht den Untertanen nicht zu. Verträge zwischen ihnen und dem Staat werden keine geschlossen. Abzuliefern ist, was die Obrigkeit par orde du mufti fordert. Basta!
Weniger Marx, mehr Mises!
Wenn weltfremde Linksausleger also von der Notwendigkeit des Klassenkampfs schwadronieren und damit den zwischen Unternehmern und deren Mitarbeitern meinen, haben sie gar nichts begriffen. Denn tatsächlich tobt der Klassenkampf zwischen den Nettosteuerzahlern, und der stetig wachsenden Staatskrake.
Die Agenda Austria stellt in einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung fest: “Gemessen an den Arbeitskosten haben Österreichs Arbeitnehmer die drittniedrigsten Nettolöhne in der industrialisierten Welt.” Lediglich in Belgien und in Deutschland wird Arbeit noch höher mit Abgaben belastet als in Österreich. Die größte Gefahr für den Lebensstandard der Werktätigen – gleich ob Dienstgeber oder Arbeitnehmer – geht vom Staat aus.
Die Abgabenlast für Unternehmer und angestellte “Besserverdiener” liegt kumuliert inzwischen bei 2/3 des Bruttoeinkommens. Wer aber einen derart großen Teil seiner Einkünfte abzuliefern gezwungen wird, ist nicht frei! Vielmehr liegt eine zeitgenössische Form der Sklaverei vor. Daher: Runter mit der Staatsquote! Kampf der Steuersklaverei! Weniger Marx, mehr Mises!
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