Andreas Tögel: Was eine funktionierende Wirtschaft braucht - Energie und Frieden
Jede Organisation wird früher oder später mit Herausforderungen konfrontiert, auf die sie zu reagieren hat. Korrekturen und Anpassungen sind dann unumgänglich. Doch die Resilienz jedes Systems kennt Grenzen: Wenn die Bedrohungen zu groß oder zur selben Zeit zu zahlreich werden, kann es zu einem Kollaps kommen, meint eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
Derzeit muss das im Kern immer noch marktwirtschaftlich verfasste westliche Wirtschaftssystem – insbesondere im Euroraum – mit einer Reihe von Herausforderungen fertigwerden: Noch sind die Folgen der erratischen Reaktionen vieler Regierungen auf die „Covidpandemie“ nicht ganz überwunden, schon folgt mit dem Ukrainekrieg und der daraufhin ergriffenen autodestruktiven Sanktionspolitik der nächste Anschlag auf den Markt. Damit nicht genug, haben sich die politischen Eliten der EU augenscheinlich gegen große Teile der eigenen Industrie verschworen, indem sie stur an einer CO2-Politik festhalten, die vom Rest der Welt nicht mitgetragen wird und die zu schweren Wettbewerbsverzerrungen zulasten Eurolands führt.
Allen voran in diesem Treiben – wie könnte es anders sein – Deutschland. Nichts beschreibt die derzeitige Verfassung dieser einst kerngesunden Industrienation besser, als seine katastrophale Energiepolitik. Die von Kanzlerin Angela Merkel eingeleitete und von der derzeit regierenden Linkskoalition tatkräftig vorangetriebene „Energiewende“, wächst sich langsam zur tödlichen Bedrohung für den Wirtschaftsstandort aus.
"Get woke, go broke."
Einmal mehr soll am deutschen Wesen die Welt genesen. Einmal mehr führt ein im Grunde nicht falscher Gedanke zu einem fanatischen Kreuzzug, der gar nicht anders, als mit einem Debakel enden kann. Die deutsche Bundesregierung führt – ob absichtlich oder aus Ignoranz spielt keine Rolle – einen regelrechten Vernichtungskrieg gegen die Kernkompetenz der eigenen Industrie: Den auf eine stabile Versorgung mit preiswerter Energie angewiesenen Maschinen- und Fahrzeugbau.
In den USA hat sich eine sinnfällige Redewendung etabliert, die für die Folgen einer Fokussierung auf die Forderungen der politischen Korrektheit steht: „Get woke, go broke.“ Es ist eine Binsenweisheit, dass, wer ein Omelett zubereiten will, Eier zerschlagen muss. Und wer produzieren will, muss Energie einsetzen. Wer das mit Rücksicht auf die vermeintliche Rettung der Welt nicht will (oder kann), wird sich alsbald in kalten feuchten Höhlen wiederfinden. So einfach ist das.
Stichwort Dunkelflaute
Ohne zuverlässige Energieversorgung – insbesondere die mit fossilen Energieträgern – ist eine hochentwickelte Industrieproduktion nämlich unter den gegenwärtigen technischen Gegebenheiten schlicht unmöglich. Die „Energiewende“, mit ihrer einseitigen Förderung „erneuerbarer“ Energien, zieht aber nun einmal das Ende der erforderlichen Versorgungsstabilität nach sich – Stichwort Dunkelflaute. Jedes neue Windrad und jedes weitere Solarpaneel erhöht die Volatilität der Stromproduktion und damit die Wahrscheinlichkeit von Netzzusammenbrüchen. Will man die vermeiden, sind für jede dieser naturgemäß nicht grundlasttauglichen Stromproduktionsanlagen „Back-up-Systeme“ zu errichten, was die Kosten drastisch erhöht. Reicht die Kapazität der „Reservekraftwerke“ bei Eintritt einer Dunkelflaute nicht aus, werden „Lastabwürfe“ unumgänglich, um Blackouts zu vermeiden. Wie oft werden es sich industrielle Großverbraucher wohl gefallen lassen, vom Netz genommen zu werden, ehe sie abwandern?
Anstatt sich dieser selbst für grüne Ökonomie- und Technikanalphabeten erkennbaren Problematik zu stellen und Stabilisierungsmaßnamen zu ergreifen – etwa mittels Weiterbetriebes vorhandener, oder dem Bau zusätzlicher Atomkraftwerke -, betet der Kinderbuchautor und Wirtschaftsminister Habeck dafür, dass der kommende Winter nicht allzu hart ausfallen möge. Unfassbar. Politiker werden doch, zumindest glauben das viele Zeitgenossen, dafür bezahlt, Probleme zu lösen, nicht sie zu schaffen! Genau das aber tut die Ampelkoalition in Deutschland. Dass der Finanzminister und Chef der FDP, Christian Lindner, für ein weiteres planwirtschaftliches Element eintritt, indem er die Bargeldabschaffung im Gefolge der Einführung eines „digitalen Zentralbankgeldes“ propagiert, kann da schon kaum mehr verwundern.
Moralisieren ist einfacher als nachdenken
Der stärkste US-Präsident der Nachkriegszeit, Ronald Reagan, konstatierte: „Der Staat ist nicht die Lösung für unser Problem, der Staat ist das Problem.“ Bestätigt wird diese Aussage durch die unverantwortliche Kriegstreiberei vieler deutscher Politiker. In einem Interview mit der Schweizer „Weltwoche“ äußert sich Deutschlands prominentester Ökonom, Hans-Werner Sinn, dazu mit folgenden Worten: „Die Moralisierung der Außenpolitik, die jetzt das Feld beherrscht, ist billig und gefährlich. Kriege entstehen immer aus der Moralisierung. (…) Aus Berliner Sicht gilt ja selbst die Schweiz als problematisches Land. Moralisieren ist einfacher als nachdenken.“
Bleibt zu ergänzen, dass die Kriegstreiberei dieser Tage von Typen ausgeht, die im Ernstfall weder ihr Leben noch ihre Unversehrtheit aufs Spiel zu setzen brauchen. In früheren Zeiten war das anders, als Fürsten und Kriegsherrn (wie beispielsweise Alexander der Große, Dareios III., Gustav II. Adolf oder Napoleon Bonaparte) ihre Truppen noch selbst ins Feld führten und einige von ihnen dabei zu Tode kamen.
Sei´s drum: Nichts wirkt verheerender auf den Wohlstand der Nationen, als Kriege. Sowohl wegen der daraus resultierenden Zerstörungen, als auch wegen des Aufwands für Anschaffungen, die niemals Dividenden bringen. Die Frage „Butter oder Kanonen?“, wurde in Deutschland schon einmal falsch beantwortet – mit fatalem Ausgang. Der britische Philosoph Aldous Huxley stellte einst fest: „Dass Menschen nicht sehr viel aus den Lektionen der Geschichte lernen, ist die wichtigste Lektion, die die Geschichte uns lehrt.“
Kommentare