“Kurz am Ende!”, “Das türkise Kartenhaus bricht zusammen!” oder “Jetzt ist Österreichs Wunderkind entzaubert!” – seit Monaten bereits läuten Opposition und linke Medien im In- und Ausland mit einem apokalyptischen Dauerfeuer der Superlativen das angebliche Ende der türkisen Regierungsspitze ein, doch der österreichische Wähler scheint davon gänzlich unbeeindruckt, denn er hält Kurz und der ÖVP weiterhin die Treue, wie Umfragen verschiedenster Meinungsforschungsinstitute regelmäßig belegen.

Sapperlot, mag man sich da denken, wie können die Bürger nur so blind sein und nicht akzeptieren, was die Opposition ihnen doch so dringend einreden will? Die Wahrheit ist: Niemand kann es mehr hören. Diese ganzen angeblichen Skandale und Skandälchen sorgen für keine empörte Schnappatmung, weil der gelernte Österreicher längst weiß, wie es – ausdrücklich nicht erst seit türkis-grün – hinter den Kulissen der Macht mitunter aussieht. Erschwerend kommt hinzu, dass viele als angebliche Skandale von der Opposition an gefällige Medien geleakte Informationen bei näherer Betrachtung gähnend langweilig sind. Der ÖBAG-Chef hat in privaten Chat-Nachricht mit seiner Assistentin einen politisch unkorrekten Witz gemacht. Empörung, Empörung. Aber ernsthaft: Na und?

Grassierende Skandal-Müdigkeit

Bei den Bürgern hat sich längst eine gewisse “Skandal”-Müdigkeit eingestellt, was bedeutet, dass sie zunehmend mit Abstumpfung auf diese künstlichen “Skandalisierungs-Effekte”reagieren. Das hat aber auch zwangsläufig zur Folge, dass wenn die Opposition irgendwann einmal einen echten Skandal aufdecken sollte, er im allgemeinen Getöse unterzugehen droht. Vergleichbar mit der Fabel vom Hirtenjungen und dem Wolf, der immer mit falschem Alarm die Dorfbewohner aufgeschreckt hat – bis er eines Tages tatsächlich dem Wolf gegenüber stand und niemand mehr seine Hilferufe ernst nahm. Der Wolf konnte in aller Ruhe die Schafherde verputzen.

Herzchen statt Kreuzchen

Dass Kurz und seine ÖVP in Österreich (und übrigens auch in Deutschland) überhaupt so populär sind, liegt vor allem daran, dass sie sich anders als die großen Volksparteien in Deutschland nicht vom Zeitgeist antreiben oder gar vom Kurs abbringen lassen. Innerhalb der ÖVP gibt es hinter vorgehaltener Hand eine Weisheit, die auch deutsche Spitzenpolitiker beachten sollten, wenn sie ähnlich erfolgreich sein wollen: “Tue stets das Gegenteil von dem, was Links-Twitter mehrheitlich fordert.” Denn während man sich hierzulande in den Machtzentralen voll bewusst ist, dass sich auf dieser Plattform vor allem gesellschaftspolitische Minderheitenmeinungen ohne echte Relevanz zum großen Wortführer aufschwingen – nicht selten übrigens mit monetären Hintergedanken (“Kauft alle mein Buch!”, “Spendet mir Geld!”) –, neigen deutsche Politiker mitunter dazu, sich für “Favs” und schnelle Twitter-Bekanntheit vor den Karren einzelner, besonders lauter Twitter-Aktivisten spannen zu lassen. Nur realpolitisch nützt es ihnen halt nichts – tatsächlich laufen sie vielmehr Gefahr, mit markigen und verkürzten Statements ihre Stamm- und Kernwähler vor den Kopf zu stoßen. Aber was macht man nicht alles für ein Herzchen von einem Twitter-Meinungsführer? Das scheint manchen bisweilen mehr Wert zu sein als das Kreuzchen am Wahlzettel.

Auffällige Diskrepanz zwischen Twitter und der Realität

Die ÖVP ignoriert diese schrillen, digitalen Zwischenrufe seit Jahren erfolgreich, weil sie weiß, dass es sich hierbei selten um mehrheitsfähige Meinungen handelt, die auch nicht relevanter werden, nur weil sie Twitter-Lautsprecher künstlich hoch pushen. Sie hält sich klugerweise in ihrer politischen Linie lieber an das, was die steuerzahlende Mehrheit möchte, die ihre Meinung regelmäßig in Umfragen unabhängiger und professioneller Institute zum Ausdruck bringt. Wenig überrachend zeigt sich hier eine deutliche Diskrepanz zwischen dem, was Twitter-Lautsprecher als Mehrheitsmeinung verkaufen wollen und dem, was tatsächlich die gängige Meinung in Deutschland und Österreich ist. Ein kurzer Überblick:

Fakten gegen linke Hetze

Gendern:

Links-Twitter: Jeder muss Binnen-I und Sternchen in seinen Texten und seiner Sprache verwenden und wer das nicht tut, ist ein Sexist und von gestern.

Fakt: 65 Prozent der Bevölkerung lehnen eine gendergerechte Sprache ab. Der Wert ist im Vergleich zum Vorjahr sogar noch mal gestiegen. (Quelle: Infratest Dimap für die „Welt am Sonntag“)

Die Bild-Zeitung:

Links-Twitter: Die Bildzeitung ist böse und die liest ohnehin keiner mehr, keine richtigen Journalisten dort, #HaltdieFresseBild

Fakt: Die BILD ist nach wie vor die mit Abstand auflagenstärkste Tageszeitung in Deutschland, die in vielen Bereichen schneller und exklusiver berichtet als andere Medien. Reporter der BILD-Zeitung werden regelmäßig für ihre Berichterstattung mit angesehenen Branchenpreisen ausgezeichnet, wie etwa dem Nannen-Preis, dem Grimme Award oder dem Henri-Nannen-Preis in der Gold-Disziplin „Beste investigative Leistung des Jahres“.

Antifa:

Links-Twitter: Ich bin Antifa. In Deutschland gibt es kein Problem mit linker Gewalt, alle harmlos.

Fakt: Sicherheitsbehörden bescheinigen der linksradikalen Szene eine „deutlich zunehmende Militanz“. Besonders im Osten von Deutschland existieren immer mehr klandestine Kleingruppen, die äußerst brutal agieren. Immer öfter greifen sie auch Menschen an – etwa in deren Wohnungen – und verletzen sie schwer.

Polizei:

Links-Twitter: Niemand mag die Polizei. Dort gibt es ein Rassismus-Problem, man kann den Sicherheitsbehörden nicht vertrauen, sie sind gewalttätig und rechtsextrem, am besten abschaffen.

Fakt: Rund 80 Prozent der Deutschen vertrauen der Polizei (Eurobarometer der Europäischen Kommission). Weiters wünscht sich eine Mehrheit der Bürger, dass die Polizei mehr Rückhalt von Politik und Gesellschaft erhalten sollte. Nur zwei Prozent sehen ein sehr großes Gewaltproblem. (Infratest dimap)

Individualverkehr:

Links-Twitter: Jeder fährt nur noch Fahrrad, Autos braucht kein Mensch. Autofreie Innenstädte sind die Zukunft.

Fakt: Durchschnittlich sind in einem deutschen Haushalt ein bis zwei Autos vorhanden (Statista). Die Automobilindustrie ist mit einem Jahresumsatz von rund 438,83 Milliarden Euro im Jahre 2019 der wichtigste Wirtschaftszweig in Deutschland, der Wohlstand und Beschäftigung bringt.

Ernährung:

Links-Twitter: Jeder ist fleischlos glücklicher, vegetarische und vegane Ernährung ist voll im Trend, Fleischesser sind passé.

Fakt: Rund 94 Prozent der Deutschen essen Fleisch. (Statista)

Wohnraum:

Links-Twitter: Vermieter sind böse, die Mieten viel zu hoch. Alle enteignen.

Fakt: Rund 64 Prozent der Vermieter in Deutschland sind Kleinvermieter, die das nur “nebenberuflich” machen. Die Durchschnittsmiete in Berlin, wo die Enteignungsrufe besonders laut sind, beträgt gerade einmal 5,97 Euro pro Quadratmeter. Laut einer Studie empfinden übrigens 74 Prozent der Mieter in Deutschland ihre Miete als angemessen oder sogar gering.

Medien:

Links-Twitter: Wer nicht stramm-links ist, ist kein richtiger Journalist, ganz besonders nicht Frau Dobler.

Fakt: Siehe Infobox ↓

Anna Dobler ist eine mehrfach ausgezeichnete, ausgebildete und studierte Journalistin und Kolumnistin. Nach beruflichen Stationen in Berlin, München, Italien und Salzburg, lebt und arbeitet sie mittlerweile in Wien. Auf Twitter setzt sich @Doblerin ein für freie Märkte und freie Meinung.