Bernhard Heinzlmaier: Die Schreckenskammer des österreichischen Journalismus
Dem großen österreichischen Gesellschaftskritiker und Sprachkünstler Karl Kraus wird heutzutage wenig Beachtung zuteil. Das hängt wohl damit zusammen, dass in einer Zeit der Unbildung und des kulturellen Abstiegs wenige dazu in der Lage sind, seine komplexen Satzstrukturen zu dechiffrieren.
Lieber begnügt sich die geistige Einfalt unserer Zeit damit, die in unterkomplexer Parataxe dahinholpernde Kindersprache der Mainstreammedien zu rezipieren. Die Lust an der Süffigkeit des Geistlosen und am nicht Zu-Ende-Gedachten ist ohne Zweifel das schwerste aller Gewichte aus den Arsenalen der Dummheit, das unsere Kultur unaufhaltsam in den Abgrund des Untergangs zieht.
Ein weiterer Grund, warum Karl Kraus heute auf wenig Interesse stößt, sind die beiden großen Themen, die das Werk des Autors geprägt haben, die Kritik an der Presse und die Abneigung gegen den Krieg. Was Kraus oft wütend und gleichzeitig verzweifelt anprangerte, war die Kriegslust der Kulturschaffenden seiner Zeit und der Sozialdemokraten, die den Humanismus der Aufklärung am Altar eines hysterischen Nationalismus als Opfer darbrachten.
Karl Kraus war wohl unter den ersten, die die Macht der Sprache erkannten, glitt aber niemals, wie die postmoderne Linke, in eine Sprachobsession ab, die vom konstruktivistischen Wahn besessen daran glaubt, dass die Schöpfung nicht auf einen transzendenten Gott, sondern die immanente Macht der Sprache zurückgeht. Dennoch wurde er nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Presse und der Journalismus als „Geschichtenträger des Übels mehr auf dieser Welt getan haben, als Gift und Dolch in Mörders Hand nicht konnten“. Und pessimistisch fügte er hinzu, dass es nicht gelingen wird, die Welt zu entwaffnen, solange diese unfähig zum Widerstand gegen die Lektüre der Presse ist. Kraus kannte nicht die hypnotisierenden Machtmittel, die vor allem die Digitalisierung den Medien in die Hände geben sollte. Trotzdem war er schon in seiner, von Papiermedien beherrschten Zeit der Auffassung, dass Aufklärung und Freiheit erst dann begründet werden könnten, wenn die Menschheit erkennt, dass die wahre Freiheit erst dort beginnen kann, wo nicht die „Freiheit der Presse“, sondern die „Freiheit von der Presse“ herrscht. Die Pressefreiheit ist ja in unserer Zeit zu einem verlogenen Fetisch der Medienmacht geworden, der als wuchtiger Schlaghammer, ähnlich wie der Faschismusvorwurf, immer dann hervorgeholt wird, wenn sich jemand erlaubt, parteiische Propagandamedien zu kritisieren. Vor allem linke oder linkslastige Medien gehen dann mit dem geistvernebelnden Ammenmärchen hausieren, dass die Presse der Wahrheit verpflichtet sei.
Wahrheit als strategisches Element
Wenn die postmoderne Linke oder die Linksliberalen mit der Wahrheit zu argumentieren beginnen, dann hat der mündige Bürger immer im höchsten Maße alarmiert zu sein, denn die relevanteste Information, die man heute haben muss ist, dass die postmoderne Linke selbst nicht an die Existenz der Wahrheit glaubt. Wie Gott ist für die Linke die Wahrheit tot und, ganz wie Nietzsche so eindrucksvoll formulierte, haben die postmodernen Menschen die Wahrheit, wie zuvor Gott selbst, getötet. Für die postmoderne Linke, die sich heute in den Blättern der sogenannten Qualitätsmedien aber auch in denen des Boulevards tagtäglich austoben darf, ist die Wahrheit nämlich nichts anderes als ein Konstrukt, das die Macht hervorbringt, um ihre Herrschaft aufrecht zu erhalten. Wahrheit ist also nichts anderes, als beispielsweise das von der heteronormativen, toxischen Männlichkeit hervorgebrachte „biologische“ Geschlecht, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt und das letztendlich nicht mehr als ein bösartiges „Sprachspiel“ der Mächtigen ist, um die heilige LGBTQ+-Community zu unterdrücken.
Wichtig ist es, angesichts dessen, immer daran zu erinnern, dass für politische Gruppen, Parteien und Medien, die einen solchen Wahrheitsbegriff haben, die Wahrheit bloß ein strategisches Instrument ist, um die eigenen Ziele mit allen Mitteln durchzusetzen. Es sind dies gegenwärtig die Energiewende, die Gendersprache, die postkolonialistische Schuldreligion, die Propagierung des Islam, die Flutung des Landes mit Flüchtlingen und Migranten aus nicht aufgeklärten Kulturen bis hin zur freien Verteilung von Pubertätsblockern unter Minderjährigen. Wie der imperialistische Islam, fühlen sich auch die linken Antifas, Klimahysteriker, Queer-Kampftruppen und Grün-Bellizisten dazu berechtigt, im Namen ihrer heiligen Mission die Wahrheit zu verdrehen, zu lügen und zu manipulieren.
Der MAO-Club auf Twitter
Belege dafür gibt es in Hülle und Fülle. So findet man in der Mainstreampresse kaum Berichte über die wirtschaftliche Katastrophe, in die die Links-Grünen gerade die BRD manövrieren. Der IWF prognostiziert den Deutschen für das Jahr 2023 ein um 0,3 % schrumpfendes BIP. Im Gegensatz dazu wächst jenes Russlands um 1,5 %. Das bedeutet, dass die Sanktionen denen, die sie verhängen, mehr schaden als den Sanktionierten. Aber darüber darf nicht gesprochen werden, könnte es doch die Bevölkerung „kriegsmüde“ machen, wie grüne Spitzenpolitiker immer wieder warnen. Es ist auch nicht ratsam, solche „Wahrheiten“ zu berichten, denn tut man es, wird man sogleich vom Chefredakteur eines ermüdenden, weil geistig wenig vitalen Wiener Wochenblättchens als kremltreu und russenaffin gebrandmarkt. Selbst das üble Wort „Russen-Ritchie“ wird in Umlauf gebracht, ein Begriff, der schon fatal an den antislawischen Rassismus der Zeit des 1. Weltkrieges erinnert, ich zitiere Karl Kraus, in der die „journalistische Berufsdummheit“ auch davon fiebrig fantasierte, dass vertierte Bosniaken ihren Gegnern die Kehlen durchbeißen würden und der kleingeistige Vers „jeder Schuss ein Ruß, jeder Stoß ein Franzos“ die Runde machte. Ich hoffe doch, dass die Grünen und die linken Medienmacher nicht in dem Wahn leben, dass sie gegen „die Russen“ kämpfen, und nicht gegen eine Spielart des polit-ökonomischen Imperialismus, der lediglich in einem anderen Ideologiemäntelchen daherkommt, wie der der US-amerikanischen Eliten.
Auf Twitter kursiert der Begriff des MAO-Clubs. Er ist die Erfindung eines hochintelligenten „Journalismus-Eleven“ und steht für ein Mediennetzwerk, das sich ausgehend von der Marc-Aurel-Straße im noblen Wohnquartier der Geldeliten, nicht der Kultureliten, über den zwangsgebührenfinanzierten Staatsfunk bis hin in den ehemals rechtsorientierten Boulevard erstreckt. Dieses Netzwerk hat ja die „Ibiza-Bombe“ gebastelt und in Form eines geschickt zusammengeschnittenen illegal aufgenommenen Videos hochgehen lassen. Der Hauptdarsteller dieser Posse, Heinz-Christian Strache, ist in der Zwischenzeit in zwei Verfahren freigesprochen worden, zehn weitere mussten eingestellt werden, zwei stehen ihm noch bevor. Diese veritable Bauchlandung des mutmaßlich mit der WKStA kooperierenden Netzwerkes, wird medial naturgemäß auf sehr kleiner Flamme gekocht.
Expertin: "Frauenverachtung kommt nicht von den Ausländern"
Der Höhepunkt der geistesvernebelnden Sprachspiele wird gegenwärtig beim Thema Migration erreicht. Da verschweigen die geschickten Wahrheitsjongleure der Linken, die uns mit ihren tendenziösen Faktenchecks sekkieren, bei allen Kriminalfällen, über die sie berichten, die kulturelle Herkunft der Täter. Dadurch wird aus einer Truppe in Deutschland eingebürgerter Vergewaltiger eine Horde wild gewordener Germanen. Zumindest in Spanien ist dieses rassistische Narrativ schon im Umlauf. In Berlin wird die nächtliche Schließung des Görlitz-Parkes erwogen, weil dort Frauen, gehen sie in der Dunkelheit hinein, kaum wieder heil herauskommen. Die Täter, überwiegend mit Migrationshintergrund. Aus „ermittlungstaktischen“ Gründen weigert sich die Polizei, die Nationalität oder Herkunft der Täter zu veröffentlichen. Und jetzt der krönende Schluss. Im auflagenstärksten Boulevardprodukt des Landes darf eine „Expertin“ unkommentiert das Wort ergreifen, die allen Ernstes behauptet, dass „Frauenverachtung“ nicht von den „Ausländern“ kommt, die ihre Frauen unter das Kopftuch zwingen, ihnen die Sittenpolizei hinterherhetzen oder sie mit Ehrenmord bedrohen. Frauenverachtung sei vielmehr das Produkt der toxischen Männlichkeit der Österreicher, die über die Landesgrenzen ausstrahlt und so weitere Perverse ins Land zieht. Die echten Gruppenvergewaltiger sind also die Österreicher, die Migranten aus Afghanistan, Syrien, Somalia etc. nur die, die sie kopieren. An dieser Stelle würde Karl Kraus wohl sagen, dass diese Gesellschaft nur dann wieder aus ihrem stumpfsinnigen „woken“ Taumel erwachen wird, wenn der stetige Zustrom an wahnwitzigen Narrativen „aus den falschen Quellen der journalistischen Schreckenskammer“ ein Ende nimmt.
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