Bernhard Heinzlmaier: Die Wiener Maskensünderjagd und ihr tieferer Sinn
Letzte Woche benutzte ein Bekannter von mir die U-Bahn. Gedankenverloren stieg er ein, der bevorstehende wichtige Termin beschäftigte ihn. Kaum hatte er Platz genommen, stürzte sich eine Kontrollorin der Wiener Linien auf ihn, verlangte nach seiner Fahrberechtigung und herrschte ihn an, wo denn seine Maske sei.
Der Mann hatte, gestresst wie er war, vergessen sie anzulegen. Noch bevor der wohlerzogene Untertan sich eine aufrichtige Entschuldigung abringen konnte, präsentierte ihm das Amtsorgan ein 50-Euro-Strafmandat. Auf sein weiteres Bitten und Betteln um Milde, reagierte es mit dem harsch vorgetragenem Hinweis, dass es ab jetzt in dieser Stadt keinen Pardon mehr für Maskensünder geben würde. Der Mann rief mich an und fragte mich, warum die ihm bisher schon als herablassend und arrogant bekannten Wiener Ordnungshüter nun noch präpotenter geworden sein könnten. Ich wusste keine Antwort. Das Gespräch endete damit, dass er beschwor, in Zukunft nie wieder SPÖ oder Neos zu wählen und ohnehin schon lange darüber nachdenke, nach Niederösterreich abzuwandern.
Der konformistische Druck in dieser Stadt gehe ihm schon seit Jahren auf die Nerven. Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende. Schon am nächsten Tag hielt mich, während ich im 9. Bezirk mit dem Auto unterwegs war, ein Polizist an und unterzog mich einem Verhör darüber, warum ich mit einem deutschen Kennzeichen unterwegs sei. Ich erklärte ihm, dass ich seit 20 Jahren in Hamburg lebe und der Wagen ein deutsches Firmenauto wäre, mit dem ich oder eine Kollegin zwischen Hamburg und Wien hin und her pendeln, weil unser Unternehmen in beiden Städten einen Standort hätte.
Er drohte mir sofort eine strenge Überprüfung an und tatsächlich bekam ich zwei Wochen später einen Bescheid der Wiener Polizeizentrale, der mich aufforderte zu belegen, dass das Auto tatsächlich seinen Standort in Hamburg hat. Seit damals sitzen Mitarbeiter von uns und ein Anwalt daran, Beweise zu sichten und zu prüfen, um sie dann dem Wiener Leviathan präsentieren zu können. Bisher dachte ich, dass die Stadt Wien mit einer total verfehlten Industriepolitik lediglich die Deindustrialisierung der Stadt vorantreibt. Offenbar will man nun auch die Dienstleistungsbranche austreiben.
Die Mächtigen des Rathauses ziehen den Bürgern die kontrollgesellschaftlichen Daumenschrauben an
Aber kommen wir zur Wiener Maskerade im öffentlichen Verkehr zurück. Dass die Wiener Stadtregierung eine Verschärfung der Kontrollen in geschlossenen Bahnhofsbereichen und den Verkehrsmitteln angeordnet hat, konnte ich in der Zwischenzeit eruieren. Und auch, dass die Kontrollore Prämien bekommen, wenn sie viele Strafmandate ausstellen. Die Mächtigen des Rathauses ziehen den Bürgern die kontrollgesellschaftlichen Daumenschrauben an und schröpfen sie nebenbei auch noch ganz ordentlich. Das Geld brauchen sie offenbar, um es in ihre insolvenzbedrohten Energiebetriebe zu stecken und das marode Stadtbudget zu subventionieren.
Bis Jahresende 2022, haben die Wiener „Schwarzkappler“ bereits 380.000 Euro abkassiert. In den kommenden Monaten soll mit der Hilfe eines ausgeklügelten Prämiensystems diese Summe noch deutlich aufgestockt werden. Jeder normale Mensch greift sich zwangsläufig an den Kopf, wenn die herrschende Wiener Politikelite die Jagd nach Maskensündern genau dann zu eskalieren beginnt, wenn überall in der Welt die Corona-Maßnahmen gelockert werden. Selbst im akkuraten Deutschland wird die Maskenpflicht im öffentlichen Fernverkehr demnächst abgeschafft und in den meisten Bundesländern ist dann auch Schluss mit dem Maskentheater im öffentlichen Nahverkehr. Und selbst die deutsche Ärzteschaft rebelliert gegen die Maskerade in den Arztpraxen. Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis die Masken auch dort abgeschafft werden.
Wie grotesk das Wiener Maskenkasperltheater tatsächlich ist, zeigt sich, wenn man Schüler aus den Schulen kommen und zur nächsten Straßenbahn gehen sieht. Nicht nur, dass sie in der Schule natürlich ohne Maske eng an eng sitzen, stecken sie, wenn sie die Schule verlassen, die Köpfe eng zusammen, umarmen und küssen sich, um danach in der Bim die Masken aufzusetzen. Absurd auch, wenn Menschen, die aus eng bestuhlten Kaffeehäusern kommen, sich dann ausgerechnet im Bus mit einer Maske vor den gefährlichen Viren schützen müssen. Betrachtet man das alles, so muss man zum Schluss kommen, dass die Wiener Maskenpflicht nichts weiter als eine unverschämte Machtdemonstration der Wiener Politik-Elite ist, die lediglich dazu dient, den kleinen Bürger die Praxis der fügsamen Unterwerfung unter den Willen der Macht anzutrainieren.
Die Corona-Impfung bringt der Gemeinschaft überhaupt nichts - denn jeder Geimpfte ist ansteckend
Die Maskenpflicht hat keinen kollektiven Sinn, sie ist bestenfalls eine individuelle Schutzmaßnahme, trotzdem zwingt man sie allen auf. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Corona-Impfung, die man noch immer wie verrückt bewirbt. Sie bringt der Gemeinschaft überhaupt nichts. Denn jeder Geimpfte ist ansteckend wie der Nichtgeimpfte und selbst für den einzelnen besteht der Vorteil nur darin, dass die Krankheit möglicher Weise einen milderen Verlauf nimmt. Und auch das Totschlagargument, dass durch die Impfung die Krankenhäuser vor einer nicht bewältigbaren Überbelegung durch schwerkranke Patienten geschützt werden würden, ist nur äußerst eingeschränkt richtig. Denn der wahre Grund der Kapazitätsprobleme liegt darin, dass die Krankenhäuser der Stadt Wien durch eine völlig inferiore Gesundheitspolitik totgespart und zugrunde gerichtet wurden.
Das Corona-Virus hat auf das desolate Wiener Gesundheitssystem nur das gleißend helle Licht einer Pandemie geworfen, kaputt war es schon davor. Einen Kinderarzt, einen praktischen Arzt oder einen guten Hautarzt hat man schon vor Corona in Wien nur schwer gefunden, heute ist es fast unmöglich. Schon lange schreien die Kinderärzte Alarm. Gehört hat auf sie keiner. Fein raus sind unter solchen Bedingungen nur die, die sich eine Privatversicherung leisten können. Die checken dann mit ihren Kindern im Ärztezentrum einer großen Privatklinik ein und kommen punktgenau zum vereinbarten Termin dran, das Ottakringer Proletariat, nur ein Beispiel, sitzt mit dem Kleinkind zwei bis drei Stunden im Wartezimmer.
Die Links-Grünen wollen uns eine orwellsche Wohlstandsvision aus Zeiten der DDR verordnen
Warum das alles so ist? Dazu ist unlängst ein interessantes Buch mit dem Titel „Anpassung. Leitmotiv der nächsten Gesellschaft“ erschienen. Der Autor Philipp Staab vertritt die These, dass es in Zukunft nicht mehr um die Selbstverwirklichung des Individuums gehen wird können, sondern um die Selbsterhaltung der Gesellschaft als Ganzes. Damit die Gesellschaft überlebt, wird der Einzelne seine Wünsche unterdrücken müssen und sich dem Kollektiv unterzuordnen haben. Die totalitäre Fantasie des linken Autors klingt ganz nach dem Zukunftsentwurf des moralischen Verzichtes, den uns die Links-Grünen verordnen wollen.
Die deutsche Öko-Calvinistin Kathrin Göring-Eckardt nennt es auch „Wohlstand des Weniger“. Diese orwellsche Wohlstandsvision kennen wir aus der DDR. Eine Gesellschaft im Gleichschritt, in der das politische Büro der Einheitspartei genau weiß, was für den Einzelnen das Beste ist und was dieser daher zu tun hat, in dem Individualisten scheel angeschaut werden und besonders Störrische unter ihnen ins Gefängnis oder Irrenhaus geworfen werden, in der eine schlechte medizinische Versorgung und Mangel an Konsumgütern herrscht, kurz, die Armut gerecht gleichmäßig über die Gesamtbevölkerung verteilt ist. Und für eine solche armselige Kontrollgesellschaft werden wir gerade abgerichtet, durch Maskenpflicht, kleinliche Verkehrskontrollen, Impfpropaganda und ein medizinisches Mangelsystem.
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