Bernhard Heinzlmaier: Ein aggressiver Links-Totalitarismus bedroht die Demokratie
Der Totalitarismus bewundert Verbrecher, die sich die Freiheit nehmen, das zu tun, was das ängstliche Kleinbürgertum nicht zu tun wagt. Das hat Hannah Arendt festgestellt. Zu dieser Einschätzung passt gut der Umgang der deutschen Linkspartei mit der Terroristin Inge Viett, meint eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier.
„Die Sünde fast aller radikalen Linken nach 1930 war es, dass sie antifaschistisch sein wollten, ohne zugleich antitotalitär zu sein.“ Es ist ungeklärt, ob dieser Ausspruch von George Orwell oder Arthur Köstler stammt, er bringt aber die Affinität zum totalitären Denken und Handeln unter Linken auf den Punkt. Besonders auffällig zeigt sich der Totalitarismus bei der anarchistischen Antifa, die zwar mit humanistischen Parolen durchs Land zieht, das Problem ist nur, dass sie diese in alle jene hineinzuprügeln versucht, die nicht an sie glauben wollen. In Leipzig wird gerade gegen Lina E. verhandelt. Sie wird beschuldigt, mit ihren Spießgesellen politisch Andersdenkende überfallen und mit Schlagstöcken und Hämmern schwerstens verletzt zu haben.
Wenn die Antifa randaliert, dann wird es in der links-liberalen Presse sehr leise. Vielleicht weil sie sie insgeheim für ihr Draufgängertum bewundert? Wie bei Julian Hessenthaler, einem verurteilten Drogenhändler, wird auch im Fall von Lina E. bereits über schwache Indizien und Politjustiz geschwurbelt. Hessenthaler und Lina E. sind die idealen Idole der Linken. Sie sind draufgängerisch, risikobereit und couragiert, alles Charaktermerkmale, die den kleinbürgerlichen, biederen und anpassungssüchtigen linken Schneeflocken abgehen. Es waren auch überwiegend werteelastische und moralisch geschmeidige linke Künstler, Sympathisanten und Meinungsführer, die sich für den Serienmörder Jack Unterweger einsetzten. Das selbstlose Engagement für den Verbrecher, an dem seine Unterstützer die grobe, ungezügelte, nicht domestizierte animalische Lebensart zu bewundern schienen, die ihnen wohl wohlige Gänsehaut verursachte, führte zu dessen vorzeitiger Haftentlassung und kostete weiteren unschuldigen Frauen das Leben. Wo der linke Humanismus hobelt, dort fallen eben Späne.
Oder werfen wir einen Blick nach Frankreich. In den 1970er Jahren unterstützte die linke Prominenz den „unangepassten“ pädophilen Schriftsteller Gabriel Matzneff. Obwohl dieser in seinen Büchern und öffentlichen Auftritten hemmungslos seine sexuellen Vorlieben für Minderjährige zelebrierte, standen Geistesgrößen wie Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Louis Aragon, Roland Barthes und der sozialistische Kulturminister Jack Lang unverbrüchlich an seiner Seite. Erst 2019 wollte man dem „antibürgerlichen Rebellen“ den Prozess machen. Am Ende wurde das Verfahren wegen Formfehlern eingestellt.
Totalitarismus bewundert Verbrecher
Der Totalitarismus bewundert Verbrecher, die sich die Freiheit nehmen, das zu tun, was das ängstliche Kleinbürgertum nicht zu tun wagt. Das hat Hannah Arendt festgestellt. Zu dieser Einschätzung passt gut der Umgang der deutschen Linkspartei mit der Terroristin Inge Viett. Inge Viett war bis zu ihrem Tod, dem in der linken Presse mit anrührenden Nachrufen gedacht wurde, gern gesehener Gast auf Kundgebungen und Veranstaltungen der Linkspartei. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die mit Staatsgeldern finanzierte Akademie der Linkspartei, fand nichts dabei, die Schwerverbrecherin zu Vorträgen und Podiumsdiskussionen einzuladen, die 1981 in Paris einen Polizisten niederschoss, der sein restliches Leben querschnittsgelähmt im Rollstuhl verbrachte und mit nur 54 Jahren an den Folgen des Attentats verstarb. Und jetzt gerade wundern wir uns alle darüber, dass in der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Todesanzeigen für den RAF-Mörder Rolf Heißler abgedruckt wurden. „Von jetzt an wird er immer fehlen“, konnte man dort lesen. Nein, niemanden wird der Typ fehlen, außer den Fanatikern, die glauben zur Durchsetzung ihrer „humanistischen“ Weltentwürfe sei jedes Mittel recht. Terroristen, Islamisten, Kommunisten, Trotzkisten, Faschisten und imperialistische Welterlöser aller Art haben seit jeher für die gute Sache gemordet. Und bis zum heutigen Tag werden sie dafür bewundert und ihnen werden Denkmäler errichtet, wie jenes für Che Guevara in Wien.
Die meisten linken Aktivisten sind Feiglinge
Die meisten linken Aktivisten sind Konformisten und eigennützige Feiglinge. Sie haben primär eine große Klappe, ducken sich aber weg, wenn es für sie gefährlich werden könnte. Was sie antreibt, ist ihr Narzissmus, sie wollen geliebt und bewundert werden, und die Begierde nach der Macht. Weil sie in autoritären Parteistrukturen immer kuschen müssen, werden sie magisch angezogen von Mai-Kundgebungen, Lichterlumzügen und sonstigen Protestveranstaltungen. Dort können sie, in großer Distanz zum aufmarschierenden einfachen Volk, das ihnen immer Angst gemacht hat, ihre pathetischen Reden halten. Wenn es wirklich darauf ankommt, und das hat vor allem die Geschichte der Sozialdemokratie gezeigt, folgt auf den Verbalradikalismus bei Gegenwind der Rückzug ins Privatleben oder die Flucht ins Ausland. Heute wie früher, immer das Gleiche. Die Linke plärrt gegen rechts, weil sie selbst keine brauchbaren Konzepte vorlegen kann. Ihre einzigen Vorschläge zur Lösung von Inflation und Teuerung, sind rabiate Lohnerhöhungen, schuldenfinanzierte Staatstransfers und die Senkung der Arbeitszeit auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Auf den Einwand, dass alle diese Maßnahmen die Inflation noch weiter anheizen würden, antwortet Andreas Babler, Erlöser der Arbeiterklasse aus Traiskirchen, der nicht einmal weiß, ob er Marxist ist oder nicht, dass diese Maßnahmen deshalb richtig sind, weil die Unternehmer, also die gefährlichen Kapitalisten, dagegen sind. Ein unterkomplexes manichäisches Weltbild fungiert bei Babler als starkes Fundament für seine provinzielle totalitäre Hybris.
Unverschämtheit ist offensichtlich die Grundeigenschaft des Totalitarismus. Nicht anders ist es zu erklären, wenn eine linksverwirrte Ex-Skirennläuferin auf Twitter den österreichischen Bundeskanzler, weil er es gewagt hat, Arbeit als Schutz vor Armut zu bezeichnen, mit denen gleichsetzt, die den Slogan „Arbeit macht frei“ über das Tor von Auschwitz geschrieben haben. Wohlgemerkt, hier haben wir es nicht mit einem „Vergleich“ zu tun, sondern mit einer „Gleichsetzung“. Ein Vergleich ist eine ergebnisoffene analytische Abwägung, um Übereinstimmendes und Gegensätzliches herauszufinden, eine Gleichsetzung hingegen die apodiktische Behauptung von völliger Deckungsgleichheit. Die Altrennläuferin hat eine Aussage des Bundeskanzlers, die man diskutieren kann, mit dem menschenverachtenden Zynismus gleichgesetzt, der ein Freiheitsversprechen an den Eingang zu einem Todeslager schreibt. Eines fügt sich zum anderen. Teile der Linken bewegen sich heute in gefährlicher Nähe zum Totalitarismus. Und das ist beängstigend. Denn entgegen ihrer Propaganda, die uns glauben machen will, dass Links gut und Rechts böse ist, geht es tatsächlich um den Gegensatz zwischen totalitär und demokratisch. Die größte Gefahr geht gegenwärtig vom Totalitarismus aus, einer Ideologie, die keinen Widerpart zu sich selbst duldet, die auf die Erzeugung einer konformistischen Masse drängt und die jedes Individuum, das kritisch seinen Kopf erhebt, hetzt und sozial zu liquidieren versucht. Nicht von rechts droht Gefahr, wie uns die Linksliberalen einzureden versuchen, sondern vom Totalitarismus, egal ob dieser im linken oder im rechten Mäntelchen daherkommt.
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