Bernhard Heinzlmaier: Politik im Modus der hyperaktiven Hirnlosigkeit
Der deutsch-südkoreanische Philosoph Byung-Chul ist der Auffassung, dass jedes Narrativ obszön wird, wenn es Ziel und Form verliert. Das geschieht jetzt, wenn sich die Politik im Modus der hyperaktiven Hirnlosigkeit befindet, meint eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier.
Der deutsch-südkoreanische Philosoph Byung-Chul Han hat schon vor zehn Jahren in seinem Buch „Die Transparenzgesellschaft“ hellsichtig festgestellt, dass die Narrative unserer Zeit obszön sind. Ihre Obszönität besteht darin, dass sie ohne vernünftige Ziele stillos und frei von Sinn wuchern und wachsen. Abgesondert werden die schamlosen und unanständigen Erzählungen von den Medien und der Politik, die völlig irre geworden, in den Modus einer wahnwitzigen Hyperaktivität und Hyperproduktion gefallen sind. Verrücktheiten werden uns tatsächlich täglich im Übermaß serviert.
Mit größter Verlässlichkeit immer dann, wenn der amerikanische Präsident Biden, der grüne Vorsitzende Werner Kogler oder der eine oder andere Journalist das Wort oder die Feder ergreifen. Biden, der Führer der westlichen Welt, die sich gerade darin gefällt, zu allem was auf diesem Globus passiert, ihren billigen und unehrlichen Werte-Senf dazuzugeben, symbolisiert die völlige Überdrehtheit transatlantischer Politik. Ein nicht enden wollender Sermon von Zurechtweisungen und Erlösungsformeln ergießt sich tagtäglich aus dem Mund dieser ermüdenden Galionsfigur einer dekadenten Wertegemeinschaft. Wenn die sprachliche Hyperproduktion ins Stocken gerät, dann murmelt der Mann einfach wirres Zeug wie das Wort „Koala“. Und kaum wurde wieder einmal eine solche wirre Sinnlosigkeit ausgesprochen, stürmt, so schnell kann man gar nicht schauen, eilfertig ein TUI, bei Brecht ein intellektueller Speichellecker, herbei und deutet den Unsinn als geniale Ironie. Und obwohl alle sehen, dass der Präsident nackt ist, zeigt sich der brave Diener der amerikanischen Weltmacht, Olaf Scholz, erfreut darüber, dass der irrlichternde Greis bei den nächsten Präsidentenwahlen wieder antreten wird. Eine solche Aussage ist wahrlich schamlos, unanständig, von nicht überbietbarem Zynismus. Man könnte sagen, typisch sozialdemokratisch.
Ist Biden Gaga, so ist Kogler Dada
Werner Kogler ist noch nicht dort, wo Joe Biden sich schon befindet. Um seine Perfektion bei der Produktion von surrealen Dampfplaudereien ringt er noch. Ist Biden Gaga, so ist Kogler Dada. Anders als dadaistisch kann man es nicht bezeichnen, wenn Kogler alle jene als brandgefährliche Präfaschisten bezeichnet, die sich noch bemühen, die Mitte der Gesellschaft, also die normalen, einfachen und noch nicht völlig durchgedrehten Menschen, die daran festhalten, dass der Mann einen Penis und die Frau eine Vagina hat, zu repräsentieren. Ein Mann, der eine solche entwürdigende verbale Auswucherung von sich gibt, der ist nicht mehr satisfaktionsfähig. Von ihm eine Entschuldigung zu verlangen, wäre sittenwidrig. Völlig ins Abseitige driftet Koglers Rede aber dann ab, wenn er die Norm, also die Normalität, als „zeitabhängig“ abtut. Denn eine Norm kann im Laufe der Zeit ihre Gültigkeit verlieren, aber solange sie gilt, ist sie zu beachten.
So ist es in Österreich nicht normal, zehntausende kinderpornographische Bilder und Filme auf dem Computer abgespeichert zu haben. Wir müssen aber damit leben, dass eine grüne Justizministerin nicht im Stande war, dem mutmaßlichen Gesetzesbrecher Teichtmeister in einem vertretbaren Zeitraum den Prozess zu machen. Monatelang gab es ein Gezerre, bis nun endlich ein Verhandlungstermin festgesetzt wurde. In der Bevölkerung haben sich deshalb bizarre Theorien ausgebreitet, zum Beispiel, dass hinter der Person des Schauspielers ein gigantischer Kinderpornoring steht, dem auch andere prominente Personen angehören. Der Grund dafür, dass so lange nicht verhandelt wurde, sind Teichtmeisters Kumpane, die man schützen will. Obwohl es sich dabei um eine üble Verschwörungstheorie handelt, die scharf zurückzuweisen ist, fragt man sich aber doch, wie der Mann zu einem dermaßen großen Arsenal an abartigem Material gekommen ist. Ohne der Unterstützung professioneller Dealer oder anderer pädophiler Gesinnungsfreunde wird es wohl nicht gegangen sein. Bei wem hat Teichtmeister also gekauft oder wer hat ihm das Material zukommen lassen? Und warum gibt es in diesem Fall bei der Justizbehörde keine undichte Stelle, aus der etwas in die Öffentlichkeit durchdringt, die in anderen Fällen durchlässig ist wie das sprichwörtliche Sieb?
Die linken Möchtegern-Überflieger spüren keinen Auftrieb mehr
Kommen wir zurück zum Philosophen Han. Er ist der Auffassung, dass jedes Narrativ obszön wird, wenn es Ziel und Form verliert. Das geschieht zum Beispiel dadurch, dass man es unverschämt und schändlich zum Mittel zum Zweck macht. Der Zweck ist heute in der Regel, andere Menschen bloßzustellen. Ein Spezialist auf diesem Gebiet ist Peter Pilz. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn er unbescholtene Bürger wie Sebastian Kurz, Sigi Wolf oder Wolfgang Sobotka mit dem mutmaßlichen monströsen Sexualstraftäter Teichtmeister in Zusammenhang bringt. Daran zeigt sich auch, dass die linke Elite, deren idealtypischer Repräsentant Peter Pilz ist, keine Ahnung davon hat, wie die normalen Bürger denken und fühlen. Von all denen würde nämlich keiner was dabei finden, mit Sebastian Kurz ein öffentliches Abendessen einzunehmen. Wohl aber bei Herrn Teichtmeister, weil sie dabei der Ekel beuteln würde. Man fragt sich langsam, warum die Linke gerade dermaßen am Rad dreht, warum sie um sich schlägt, als hätten sich tatsächlich die Tore der Hölle geöffnet und der Antichrist wäre auf Erden unterwegs? Einen Verdacht könnte man haben. Liegt es eventuell daran, dass die linken Möchtegern-Überflieger keinen Auftrieb mehr spüren und zusehen müssen, wie sie mit ihren wahnwitzigen Ideen zur Energie- und Genderpolitik langsam abstürzen? In Deutschland hat das präpotente Meinungsdiktat einer linken Kabarett-Truppe, an deren Spitze die lustige Annalena steht, die AfD schon fast an die Spitze der Politikcharts gepusht und in Österreich liegt die FPÖ schon bei satten 32 % und kein Liederbuch in Sicht, das den Höhenflug stoppen könnte. Ibiza lässt sich eben nicht beliebig oft wiederholen. Einen goldenen Schuss hatte Florian Klenk frei, doch den hat er am einfältigen H.C. Strache vertan. Der gewiefte und asketische Superstratege Herbert Kickl wird ihm die Sache nicht so leicht machen, davon kann der Meister des Obszönen der Politikberichterstattung ausgehen.
Die Politik befindet sich tatsächlich im Modus der hyperaktiven Hirnlosigkeit. Und ausnahmslos machen fast alle dabei mit. Zuletzt wieder einmal Andreas Babler, der brave Stachanow des Leninismus, einem einfältigen Weltbild, für das das Böse immer die Erfolgreichen sind und die Guten jene, die sich in ihr Versagerschicksal ergeben und brav das Händchen aufhalten, wenn ihnen der sozialistische Leviathan ein paar Almosen zuwirft. Zuletzt hat er einen sozialistischen Yachtclub im mondänen Gmunden besucht, einer Stadt am Traunsee, in der man noch etwas gilt, wenn man blaublütig ist, und diesen Club als Yachtclub der kleinen Leute bejubelt. In Wirklichkeit handelt es sich um ein sozialistisches Klein-Wandlitz, zu dem nur erlesene Mitglieder Zugang haben. Freier Zutritt zu den österreichischen Seen, den die Sozialisten fordern, soll anderswo sein. An der Spitze dieses Klubs steht übrigens ein Multifunktionär der Lokalpolitik, der gleichzeitig noch Stadtparteivorsitzender der SPÖ und Regionalsekretär des ÖGB ist. Er tastet sich offenbar vorsichtig an sein Vorbild Andreas Babler heran, der ja als Bürgermeister von Traiskirchen gleichzeitig sein eigener gutbezahlter Pressesprecher war. Multifunktionäre unter sich, aber keiner von ihnen nah am Volk. Dort befindet sich gerade der gewiefte Herbert Kickl. Und niemand wird den Mann dort so schnell wegbekommen.
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