Bernhard Krumpel: Der Irrtum des Elon Musk
Elon Musk hat Tesla gegründet, plant eine Mars-Mission und bastelt an einem Gehirn-Chip, der das Mobiltelefon mit dem Gehirn verbinden soll. Hoffentlich betreibt er diese Projekte aufmerksamer als sein Bitcoin Engagement.
Bitcoin, Ethereum oder Binance Coin. Die Kryptowährungen tragen alle sehr schwungvolle Namen. Schwungvoll ist auch der Handel, die präsentierten Chartkurven zeigen meistens nach oben. Rund um die Kryptowährungen entstand im Lauf der Jahre ein riesiger Markt. Doch spätestens seit Elon Musk die Kryptowährungen als lukratives Spielzeug entdeckt hat, müssten die Alarmglocken läuten.
Finanzmarktaufsicht warnt vor dem Kauf von Kryptowährungen
Die österreichische FMA und die deutsche BaFin warnen mittlerweile gebetsmühlenartig vor dem Kauf von Kryptowährungen, denn diese sind primär Spekulationsobjekt. Den Beweis lieferte Elon Musk. Anfang Februar verkündete der sprunghafte TESLA-Chef, dass er 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert. Der Bitcoin-Kurs sprang auf über 44 000 US-Dollar. Zudem plane Tesla den Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren, verkündete Musk in einer zweiten Botschaft. Geblieben ist nichts. Denn dem Mann, der akribisch an einer Mars-Mission arbeitet, fiel dann plötzlich ein, dass die Produktion von Bitcoin viel Energie verbrauche und er deshalb doch nicht so begeistert von der Kryptowährung sei. Gut, dass ihm das noch aufgefallen ist. Jemand der sein 1,5 Milliarden Bitcoin-Investment so fundiert vorbereitet, dem kauft man gerne ein paar Sitzplätze für die erste Marsmission ab – und schenkt sie am besten seinen Feinden. Oder könnte es sein, daß Musk seine Reichweite und seinen Nimbus als kreativer Freigeist dafür nutzte, die Tesla-Bilanz zu verschönen?
Wie sich nämlich schon bald herausstellte, hatte Tesla in Bitcoin investiert und nicht Musk. Der Verkauf von zehn Prozent der Bitcoins brachte 101 Millionen US-Dollar und rettete Tesla die Quartalsbilanz. Es kam somit der Verdacht auf, Musk habe den Bitcoin-Kurs hochgepusht und dann Bitcoins verkauft. Dafür eignet sich auch die Kryptowährung. Es gibt keine Aufsicht, die etwaige Marktmanipulationen bei den Kryptowährungen ahndet.
Wiederholungsspiel ist nur eine Frage der Zeit
Das ist nur ein Beispiel, dass jedem, der in Kryptowährungen investiert, klar sein muss, dass Kursmanipulationen leicht möglich sind. Es muss nur jemand mit Bekanntheit den Kauf größerer Summen an Bitcoins ankündigen, der Kurs steigt, er verkauft die Bitcoins, die er hat, der Kurs fällt. Ein Endlosspiel, dass mit der Fortdauer und der Wertsteigerung des Bitcoins an Wahrscheinlichkeit zunimmt. Denn der Gewinn für den Manipulanten ist enorm, das Risiko aufgrund fehlender Aufsichtsbehörden gleich null. Die anderen Spekulanten nur mehr Gäste in einem fremdgesteuerten Zug.
Die Aktivitäten von Musk bei seinen Bitcoin-Transaktionen, erinnern an das Jahr 2018. Damals beglückte Musk seine Twitter-Community mit dem Gedanken, Tesla von der Börse zu nehmen. Das rief die US-Börsenaufsicht SEC auf den Plan. Denn normalerweise werden Nachrichten, die höhere Kursschwankungen auslösen können, außerhalb der Handelszeit als Pflichtmitteilungen versandt, anstatt getwittert. Nach dem Tweet sprang der Aktienkurs in die Höhe und bewegte Milliarden an Börsenwert. “Wenn seine Äußerungen den Zweck hatten, den Aktienkurs zu bewegen, könnten sie Manipulation sein oder sogar Börsenbetrug”, sagte damals Harvey Pitt, Ex-Chef der Börsenaufsicht.
Ambivalente Sicht auf Dogecoin
Die Kryptowährung Dogecoin bezeichnete Musk als „ein unaufhaltsames Vehikel, das die Welt erobern wird“. Einen Atemzug später bezeichnete er die Währung mit einem Marktwert von rund 60 Milliarden Euro als „Abzocke“. Das tat dem Kurs von Dogecoin nicht gut. Passenderweise fielen seine Äußerungen in einer Comedy-Show des US-Fernsehsenders NBC.
Auch bei Dogecoin trifft Musk auf kein regulatorisches Umfeld. So wie beim Kauf und Verkauf von Bitcoin. Mit ein Grund, warum die Aufsichtsbehörden Kryptowährungen als Spekulationsobjekt einstufen.
Er kennt Öffentlichkeitsarbeit wie kein zweiter. Vom PR-Profi und Politik-Insider Bernhard Krumpel (48) ist die Rede. Sein Motto: „Always stay focused“. Klaren Fokus brauchte er unter anderem als Novomatic-Sprecher. Krumpel arbeitete vorher als Pressesprecher des damaligen ÖVP-Finanzlandesrates Wolfgang Sobotka in Niederösterreich und sammelte danach Erfahrung im Bundesministerium für Inneres sowie im BMVIT. Später arbeitete der studierte Wirtschaftssoziologe im Agenturbereich sowie im Kommunikationsbereich von Unternehmen. Er ist Mitherausgeber von drei Buchbänden mit dem Titel „Spezialgebiete der PR“.
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