Viele feierlich herausgeputzte und verhüllte Frauen mit langen Kleidern und Umhängen, Haare, Hals und Schultern bedeckt. Viele der Männer am Weg zu den Feierlichkeiten trugen bodenlange Männerkleider oder Kombinationen aus bis übers Knie hängenden Hemden und weiten Hosen.

Parallel dazu hängen im Pride-Month überall Regenbogenfahnen, mit der Botschaft der Gleichberechtigung, Sichtbarkeit und Akzeptanz für LGBTQIA+ Menschen.

Dann die Wiener Festwochen unter dem Motto „V is for loVe“, die als „Freie Republik Wien“ inszeniert wird und deren Ziel es ist, mit Liebe als revolutionäre Kraft gegen den Trend zu Spaltung, Nationalismus und Gewalt zu kämpfen und sich dabei politischer Botschaften (teilweise extrem links) bedient.

Wie passt das alles zusammen und wo führt das hin?

Wohin soll sich die Gesellschaft der Zukunft entwickeln und wie soll diese aussehen? Während ich mich das alles frage, erreicht mich die Information, dass auf einem großen Business-Kongress zum Thema Diversität neue Forderungen und Ziele vorgestellt wurden: „Wir müssen uns das Ziel setzen, in Unternehmen mehr Frauen mit Kopftuch anzustellen, und vor allem Musliminnen (mit Kopftuch) mit einer entsprechenden Quotenregelung in Führungspositionen zu bringen.“

Ich frage mich, ob man das wirklich zu Ende gedacht hat: Geht es um Sichtbarmachen von Religion, dann brauchen wir aber auch entsprechende Quoten für konservative Christen und Christinnen, für konservative Juden und Jüdinnen, also vor allem Jüdinnen mit Perücke und anderen äußerlichen religiösen Zeichen. Vergessen wir dabei aber nicht auf Buddhisten und Buddhistinnen, Hindus (männlich und weiblich), auch deklarierten Atheisten und Atheistinnen müsste man dann ihre Quoten und Plätze garantieren.

Oder sollten wir uns doch darauf konzentrieren, allen, unabhängig von ihrer Religion, ihrer Religiosität und ihrer kulturellen Herkunft die gleichen Chancen zu geben? Das bedeutet aber dann, dass Religion und letztlich auch die kulturelle Herkunft Privatsache ist und daher äußerlich nicht erkennbar sein sollte. Ich bin überzeugt, wer Gleichberechtigung und Diversität in die Arbeitswelt bringen möchte, tut gut daran, möglichst keine Religionskonflikte an den Arbeitsplatz zu holen. Säkularität am Arbeitsplatz fördert Diversität am Arbeitsplatz. Wer Musliminnen helfen möchte, durch eigenes Einkommen unabhängig zu werden, sollte sie dabei unterstützen, sich durch das Ablegen des Kopftuches in die Gesellschaft zu integrieren.

Wo beginnt es und wo hört es auf?

Führen wir zuerst Programme für die Förderung von Frauen mit Kopftuch in der Arbeitswelt und in Führungspositionen ein und damit natürlich auch für andere optisch abgegrenzte Gruppierungen, dann auch für unterschiedliche politische Haltungen? Wann kommt dann eine Quote für Palästinenser, für andere Haltungen, die dann im Job artikuliert und diskutiert werden? Sollte nicht die politische Meinung, die Haltung, die Einstellung ohne Einfluss auf das Berufsleben sein? Das bedeutet aber dann auch sowohl optische Neutralität als auch die Ausübung der religiösen Praktiken außerhalb des Arbeitsplatzes.

Eine reale Geschichte aus Österreich: Ein gläubiger Moslem bewirbt sich für eine Stelle in einer Stofffabrik. Er bekommt die Stelle, aber an seinem ersten Arbeitstag bemerkt er, dass sein Arbeitsplatz im selben Raum mit weiblichen Arbeitskräften ist. Sofort erklärt er, dass es nur zwei Möglichkeiten für ihn gäbe, die Stelle anzutreten: Alle Frauen im gleichen Raum müssen ihre Haare bedecken oder es muss eine Abtrennung seines Arbeitsplatzes zu den anderen geben. Jedenfalls ist ihm der Anblick von unbedeckten Frauen in der Arbeit nicht zumutbar. Die Firmenleitung hat sich entschieden, die Stelle anderweitig zu vergeben.

Ist jenen, die unter dem Deckmantel der Diversitätsförderung mehr Frauen mit Kopftuch fördern wollen, bewusst, dass sie damit der Diskriminierung von selbstbestimmten Frauen ohne Kopftuch Vorschub leisten?
Wozu hat Johanna Dohnal für Frauenrechte in Österreich gekämpft, wenn sie jetzt systematisch wieder abgebaut werden?

Was steckt hinter dieser Entwicklung? Ist es Naivität oder steckt tatsächlich ein langfristiger Plan dahinter? Fällt die westliche Demokratie gerade der Unterwanderung unserer Gesellschaft durch islamische Strömungen wie der Muslimbruderschaft zum Opfer? Das würde aber letztlich bedeuten, dass die Intensität der Förderung von Diversität mit dem Wunsch nach mehr Frauen mit Kopftuch letztlich genau die Diversität zu Fall bringt und eine konservative, religiöse Weltanschauung in die Unternehmen bringt, in der Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen Grundprinzip ist.

Immer wieder wird darüber diskutiert, unter dem Dogma „Religion raus aus der Schule“ die Kreuze in den Klassenzimmern abzuhängen. Bei der inhaltlich gleichen Diskussion über das Kopftuchverbot in der Schule gibt es von den gleichen Gruppierungen Widerstand.
Nun fordert man parallel zu „Religion raus aus der Schule“ für eine ganz bestimmte Religion „Religion rein in die Betriebe“, denn eine Förderung von Frauen mit Kopftuch und/oder Männern mit langen oben ausrasierten Bärten ist nichts anderes, als das Thema Islam in die Unternehmen zu holen. Mit Diversitätsförderung hat das nichts zu tun.

Fazit:

Die Ausübung der Religion hat in Unternehmen nichts verloren! Meiner Meinung nach ist es eine klare Fehlentscheidung, wenn religiöse Praktiken und Symbole in der Arbeitswelt zugelassen werden. Dazu gehört auch das Kopftuch. Noch fataler sind die Folgen, wenn diese Entwicklungen noch gefördert werden. Viele sind vielleicht in ihrem Bestreben, dass jeder / jede so sein darf, wie er / sie ist, verleitet, Toleranz für all jene zu fordern, die diese Art der Toleranz aber keineswegs erwidern würden. Was wäre die Folge, wenn wir als Gesellschaft es zulassen oder gar fördern, dass in den Organisationen Gebetsräume eingerichtet werden und Gebetszeiten sowie islamische Feiertage in der Arbeitszeit berücksichtigt werden?

Strömungen des politischen Islam haben genau jene Ausbreitung dieser Religion in Europa zum Ziel. Der Arbeitsplatz muss aber säkular bleiben, Religion ist Privatsache. Das gilt für alle Religionen!
Denn: Was auch immer die Intention sein mag, wenn man mehr Musliminnen mit deutlichen religiösen Symbolen, also einer sehr religiös-konservativen Haltung in die Entscheidungsgremien von Unternehmen, Wirtschaft oder Politik bringt, der Effekt ist: Verbreitung der islamischen Ideologie und damit Förderung eines sehr konservativen religiösen Weltbilds. Letztlich geht die Förderung des konservativen Islam in Entscheidungsgremien einher mit der Gefahr des Verlustes von Frauenrechten, weniger Toleranz für Homosexualität und weniger Minderheitenrechten. Die Konsequenz ist das Gegenteil von Diversität.