Christian Ortner: Ein Orden für das Ruinieren eines Landes?
Während andere Nationen mit aller Macht nach Wachstum und Wohlstand streben, geht Europa unter Deutschlands Führung energisch den Irrweg in Richtung Selbstverzwergung, hat Exxpress-Kolumnist Christian Ortner in den vergangenen Tagen beobachtet.
Was wirklich los ist, sieht man manchmal erst, wenn man Nachrichten nebeneinander legt, die an sich nichts miteinander zu tun haben, aber zusammen ein durchaus aufschlussreiches Bild ergeben.
Nehmen wir zum Beispiel die vergangenen paar Tage. In Deutschland, das offenbar finster entschlossen ist, sich selbst abzuschaffen, gehen ausgerechnet in Zeiten des Energienotstands die letzten drei – bestens funktionierenden – Atomkraftwerke vom Netz, einzig aus politischer Sturheit. Unmittelbar darauf muss das Land Atomstrom aus Frankreich und Kohle-Strom aus Polen importieren (der Exxpress berichtete), um die Versorgungslücke zu schließen.
Zwei Tage später bekommt Angela Merkel, für diese Jahrhundert-Schnapsidee hauptverantwortliche Altkanzlerin, in Berlin vom Bundespräsidenten den höchsten Orden der Bundesrepublik überreicht, für »ihre Verdienste«, die leider nicht näher ausgeführt werden. Ihre Energiepolitik dürfte es jedenfalls eher nicht sein.
Selbstmord der Autonation
Nahezu zeitgleich beginnt auf der anderen Seite des Planeten, in Schanghai, nach Jahren der Corona-Pause erstmals wieder die dortige Automobilmesse, mittlerweile die wichtigste der Welt. Für Deutschland beginnt sie mit einer eher unguten Überraschung. Denn erstmals seit Menschengedenken ist VW im wichtigsten Markt der Welt im ersten Quartal dieses Jahres mit etwa 420.000 verkauften Autos nur mehr zweitgrößter Hersteller, auf den ersten Platz ist mit 440.000 Stück erstmals der chinesische Anbieter BYD vorgerückt.
Geht diese Entwicklung so weiter, was sehr wahrscheinlich ist, wird das natürlich auch unerfreuliche Auswirkungen auf das »Autoland Österreich« (© Karl Nehammer) haben, dessen tüchtige Zulieferindustrie natürlich in Schwierigkeiten kommen könnte, wenn die deutschen Abnehmer in China deklassiert werden.
Ruinieren wir, was uns reich macht
Aber nicht nur die deutsche Autoindustrie ist aus dem Takt gekommen, die Industrie insgesamt fremdelt mit Deutschland. »Es werden kaum neue Fabriken gebaut, in bestehende wird nicht ausreichend investiert und mit den kriegsbedingt stark gestiegenen Energiepreisen droht nun auch noch ein schneller Abschied vieler Unternehmen aus den energieintensiven Branchen«, meint etwa der Manager Gunter Kegel, CEO eines erfolgreichen mittelständischen Elektrounternehmens.
Und spricht, ohne die Grünen beim Namen zu nennen, von »Kräften, die sich darüber sogar freuen und einzelne Industriezweige extra kaputtgehen lassen wollen, um etwas Neues zu schaffen und die zweifellos nötige Transformation in Richtung Klimaneutralität in einer kaum zu schaffenden Art und Weise beschleunigen wollen. Das sind ideologische Weltenretter, die aller Welt zeigen und vormachen wollen, wie die Industrie in Zukunft auszusehen hat.«
Die Folge: »Für zwei Milliarden Dollar baut der Volkswagenkonzern in den USA eine Fertigungsstätte für Elektrofahrzeuge. Der Chemiekonzern BASF verlagert Teile seiner Produktion ins Ausland. Bayer baut seine Pharmaforschung aus – in den USA. Der Impfstoff-Pionier Biontech, eine der großen Erfolgsgeschichten der letzten Jahre, hat sich für Großbritannien als Standort für den Ausbau der Krebsforschung entschieden. Und, und und …« (Magazin Focus)
Triumph des Willens
Während Deutschland also offenkundig danach strebt, lustvoll ökonomischen Suizid zu begehen, kamen letzte Woche aus den USA die faszinierenden Bilder vom ersten Test der größten und stärksten Rakete, die je gebaut worden ist, deren Kabinen bis zu hundert Menschen Platz bieten können und die dereinst zum Mond und zum Mars fliegen wird – erdacht und gebaut vom Privatunternehmer Elon Musk.
Bei allen Problemen, die Amerika gerade plagen – ein besseres Symbol der Kraft von Kapitalismus, unternehmerischer Initiative und Risikobereitschaft ist kaum vorstellbar.
Kann man vom Gendern leben?
All diese Ereignisse der letzten Tage haben wie gesagt nichts miteinander gemeinsam – und ergeben trotzdem zusammen ein Bild. Und zwar ein für Europa wenig Schmeichelhaftes: Während andere Teile der Welt enorme Anstrengungen unternehmen, um voranzukommen, innovativ zu sein und den Fortschritt voranzutreiben, taumelt Europa, wieder einmal unter deutscher Führung, in die Bedeutungslosigkeit.
Ob wir eines Tages vom Gendern unsere Miete zahlen können, wird sich allerdings erst erweisen müssen.
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