Christian Ortner: Weg mit den Masken!
Obwohl in Wien manchmal nur mehr Bankräuber am Weg zur Arbeit in den Öffis Masken tragen, ist dies weiterhin gesetzlich vorgeschrieben, wundert sich eXXpress-Kolumnist Christian Ortner – und beschreibt, worum es dabei wirklich geht: nicht um die Volksgesundheit, sondern die politische Gesundheit der Wiener SPÖ. China lässt grüßen.
Während in diesen Tagen sogar die chinesische kommunistische Partei, eine nun wirklich durch und durch hartgesottene Diktatur, ihre bisherige extrem repressive Corona-Politik beendet und fast alle bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche aufgibt, gefällt sich das sozialdemokratische Wien als sozusagen letzte Bastion des Maskenzwangs. Während praktisch alle anderen Metropolen der Welt wieder in den Normalbetrieb zurückgekehrt sind, gilt in der österreichischen Bundeshauptstadt nach wie vor die Pflicht, in den öffentlichen Verkehrsmitteln eine FFP2-Maske zu tragen.
Warum nur, warum?
Mit medizinischen Argumenten lässt sich dieser Maskenzwang nicht mehr begründen, darin sind sich mittlerweile praktisch alle ernst zu nehmenden Experten einig.
Das dürfte auch der Stadtregierung irgendwie dämmern. Und deshalb wird der Maskenzwang, was irgendwie sehr österreichisch ist, kaum noch durchgesetzt. In der Praxis trägt Maske, wer will, und wer nicht will, trägt sie weitgehend unbehelligt eben nicht. Was dazu führt, dass trotz der Gesetzeslage und vieler Lautsprecherdurchsagen auf manchen U-Bahnlinien praktisch nur noch Bankräuber am Weg zur Arbeit maskiert sind.
Man kann das als landestypischen Pragmatismus verstehen, der irgendwie sympathischer daherkommt als die in diesen Fällen oft zu beobachtende Sturheit unserer deutschen Freunde.
Der Staat nimmt sich selbst nicht ernst
Ich meine trotzdem: Wird eine gesetzliche Vorschrift als offenbar wirklich sinnlos erkannt, sollte sie nicht ignoriert, sondern zügig abgeschafft werden. Beschließt der Staat nämlich Gesetze, die er dann wegen offensichtlicher Unverträglichkeit mit den Fakten nicht anwenden kann oder will, sie aber trotzdem nicht abschafft, werden die Bürger irgendwann beginnen, nur mehr jene Gesetze zu befolgen, die ihnen selbst in den Kram passen.
Und das kann nicht wirklich funktionieren, auch wenn der Gedanke etwas Reizvolles hat, ich sage nur: Steuern.
Es ist die Politik, nicht das Virus
Bleibt nur die Frage: Warum hört die regierende Wiener SPÖ nicht endlich auf mit dem Unfug und beendet die Maskenpflicht in den Öffis?
Vermutlich aus ganz ähnlichen Gründen wie jenen, die nun die chinesischen Kommunisten bewogen haben, eine radikale Abkehr von der bisherigen superstrengen Zero-Covid-Politik zu starten. In beiden Fällen dürfte es weniger um Seuchenbekämpfung als um Politik gehen.
In China wollte das Regime vom Beginn der Pandemie an der Welt, aber auch der eigenen Bevölkerung demonstrieren, das Problem im Griff zu haben. Macht und Stärke, das waren die zwei wesentlichen Botschaften, um die es den Regierenden ging.
Das klappte zunächst auch, aber um einen enorm hohen Preis: die Wirtschaft brach ein, und das eingesperrte Volk wurde immer rebellischer.
Virus und Revolution
Nicht also eine neue wissenschaftliche Erkenntnis, sondern politische Gründe führten daher unlängst zur kompletten Änderung der chinesischen Corona-Politik: Das Regime hatte schlicht und einfach Angst bekommen, Opfer einer Revolution zu werden.
Auch in Wien führen keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Aufrechterhalten des Masken-Regimes, sondern ein politisches Kalkül. Denn die Wiener SPÖ hat sich von Anfang an, wenn auch nicht so konsequent wie Chinas KP, als Vertreterin einer besonders repressiven Corona-Politik positioniert – und hat davon auch durchaus politisch profitieren können. Dass dafür nicht zuletzt ein finanziell enormer Preis durch das massenhafte Testen zu bezahlen sein wird, dürfte den meisten Wählern eher wurscht sein.
Jetzt den Maskenzwang abzuschaffen, käme da natürlich einem Eingeständnis gleich, zu lange zu sehr auf Vorsicht und zu wenig auf ein vernünftiges Mittelmaß gesetzt zu haben.
Das, und keine medizinischen Argumente, ist der Grund für den nicht enden wollenden Maskenball in den hiesigen Öffis.
Lasst die Masken fallen
Ich habe übrigens nie jenen geradezu hysterischen Hass verstanden, den manche Zeitgenossen auch zu Zeiten entwickelt haben, da es medizinisch noch geboten schien, Masken in Öffis zu tragen, vor allem am Anfang der Pandemie. Klar, Spaß macht es niemandem, aber auf Asienreisen habe ich auch immer wieder in den dortigen Metropolen Maske in der U-Bahn getragen, weil das halt auch ohne Corona dort als Teil des täglichen hygienischen Regimes empfunden wird wie Zähneputzen.
Als unerträgliche staatliche Übergriffigkeit freilich habe ich dergleichen nie gesehen, da fielen mir ganz andere Zwänge ein, gegen die sich komischerweise niemand wehrt, wie etwa die skandalöse Abgabenquote von fünfzig Prozent plus.
Aber trotz dieser grundsätzlich entspannten Haltung der Maske gegenüber meine ich: ihr Tragen aus rein politischen Gründen zu erzwingen, das geht einfach nicht. Es wird Zeit, dass Wien nicht länger anders bleibt als der Rest der bewohnbaren Welt.
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