Daniela Holzinger: Warum Doskos Putsch schlechte Karten hat
Wahlen und Umfragen zeigen: Hans Peter Doskozil ist der bessere Rote. Warum seinem Putsch aber die Luft ausgehen könnte und Leistung in der SPÖ kein Asset ist, erklärt eXXpress Kolumnistin Daniela Holzinger.
Was will man eigentlich mehr? Ein „eigenes“ Bundesland und dort als roter „Kaiser“ fix gesetzt. Bei der zurückliegenden Landtagswahl entschied sich knapp die Hälfte der Burgenländer für Doskozil und seine SPÖ. Ihre Arbeit zahlt sich aus, wird geschätzt, mit unglaublichem Vertrauen und der absoluten Mehrheit honoriert.
Die Sänfte auf der sich andere jetzt durch ein ruhiges Dasein und in die Polit-Pension tragen ließen, scheint Hans Peter Doskozil aber nicht genug.
Möglicherweise weil er als ebenso erfolgreicher Minister schon (Bundes-) Regierungsluft schnuppern durfte und ihm das 300.000 Einwohner Ländchen doch zu eng wird. Wahrscheinlicher aber, weil er gerade jetzt sieht, was für die SPÖ drin wäre, würde man anpacken und nicht nur aussitzen.
Rotes Mikado
Genau da scheiden sich aber die Geister zwischen Wien und Eisenstadt massiv. Während im Osten die Macher regieren, sich den Herausforderungen stellen, neue Ideen entwickeln, alte Dogmen über Bord werfen und letztlich mit handfester Leistung überzeugen, wird in Wien weiter rotes Mikado gespielt. Dort gilt: Wer sich bewegt verliert und hin und wieder wird einer rausgekickt.
Seit Kreisky geht da nichts mehr vorwärts. Es wird verwaltet, verteilt, verteidigt und ausgesessen. Was zählt sind Seilschaften und zu wissen wer den Ton angibt.
Rendi-Wagner hat das schnell begriffen, sich mit Bgm. Ludwig arrangiert und so die Phalanx ihrer Kritiker geschickt gesprengt. Kämpfen und picken kann die Frau, das muss man ihr lassen.
Jedoch zu welchem Preis? Als Anhängsel der Wiener Landesparteiorganisation ist die Löwelstraße heute nurmehr ein Schein ihrer selbst. Rendi steht auf der Bühne, der Bürgermeister zieht die Fäden. Selbstbewusste sozialdemokratische Politik frei von regionalpolitischen Scheuklappen geht sich so nicht aus. Wie bequem, dass die Regierung ihre Wähler selbst vertreibt.
Doskos Nadelstiche
Das „Pam-Tool“ wie im Rathaus hinter vorgehaltener Hand und in Anspielung auf die Schmid-Chats gewitzelt wird, scheint sich jedoch zu bewähren. Niederösterreichs-Schnabl und Tirols Chef-Schürzenjäger Georg Dornauer hielten dem Liebesentzug aus Wien nicht lange Stand und kamen bald, um ihren Treueschwur zu leisten.
Damit scheint die rote Reichshälfte in ganz Österreich wieder vereint. In ganz? Nein, eine kleine unbeugsame Landesorganisation mit geographischer Orban-Nähe (Hui! Bin gespannt wann man ihnen das zum Vorwurf macht) kann es nicht lassen. Der letzte einer Reihe von Nadelstichen: Das provozierte Umfrageduell – Dosko vs. Rendi. Konkret wollte man in Eisenstadt wissen, wie ein Spitzenkandidat Doskozil bundesweit abschneiden würde.
Das Ergebnis: Ganze 5%-Punkte mehr wären für die SP drinnen. FPÖ und ÖVP würden noch deutlich schlechter abschneiden und eine mögliche Ampel aus Rot-Pink-Grün wäre in der Zielgeraden. Nice to know.
Das Problem ist nur, wenn da nicht bald mehr als Nadelstiche kommen, dann wird der Revolution ganz einfach die Luft ausgehen.
Immerhin zeigen auch für Rendi die Umfragen nach oben und bei vielen der erfolgsentwöhnten Genossen wird’s dann heißen: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube im Burgenland.
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