Es war eine Meldung, die im Gewusel der letzten Wochen völlig unterging. Vor einigen Tagen verlautbarten der Standard und der öffentliche-rechtliche Rundfunk, dass sie in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium eine neue Initiative starten würden. Das Ziel dahinter sei, den Fake News und der Desinformation den Kampf anzusagen und die Medienkompetenz von Österreichs Schülern zu stärken. Gelingen solle das angeblich mit Workshops und Programmen, die sich gezielt an Lehrer richten. Auch eigene Arbeitsblätter und Materialien würden dafür bereit gestellt werden – alles mit dem angeblichen Ziel, die Auseinandersetzung junger Menschen mit Medien qualitativer und facettenreicher zu gestalten.

Ein Hoch auf die Einseitigkeit

Nun wird sich vermutlich die Mehrheit der Menschen im Land darüber einig sein, dass einige Redakteure des ORF und des Standard eine gewisse politische Ausrichtung verfolgen. Das kann man mögen oder nicht. In Sachen ORF ist das ein etwas größeres Problem, da dieser – anders als der Standardtatsächlich zu 100 Prozent aus Steuermitteln finanziert wird. Doch dass das Bildungsministerium auf die Idee kommt, ein solches Projekt auch noch zusätzlich mit öffentlichen Geldern zu unterstützen, das ist das eigentliche Problem. Hätte das Ministerium nämlich ein ernsthaftes Interesse daran, solche Initiativen ernsthaft im Rahmen eines ausgewogenen Diskursverständnisses für Lehrer und Schüler auf die Beine zu stellen, dann wäre es in jedem Fall indiskutabel ausschließlich diese beiden Medien ins Boot zu holen.

Ein Hohn für unsere Medienvielfalt

Im Sinne eines breiten Überblicks und einer tieferen Auseinandersetzung wäre es wohl der erste Schritt mehrere Medien und damit auch ein breites Meinungssprektrum einzubinden. Wenn man solch ein Projekt ausschließlich mit diesen beiden Medien macht, ist es dann nicht genauso einseitig und problematisch wie vieles, was Standard und ORF selbst allzu gerne kritisieren? Müsste man – um ein ernsthaft ausgeglichenes und vielschichtiges Bild von richtig und falsch vermitteln zu können – nicht auch andere Medienvertreter mit an Board holen? Würde man sich dem Kampf gegen Desinformation ernsthaft verschreiben, dann wäre es in jedem Fall unumgänglich auch konservative und bürgerliche Medien mit dabei zu haben. Sich nur selbst als Maß der journalistischen Qualität und Objektivität darstellen zu wollen, ist jedenfalls zu wenig. Dass man sich hier ganz offensichtlich bewusst nicht breiter aufgestellt hat, spricht Bände. Lieberinszeniert man sich als „Helden“ der heimischen Medienlandschaft, die als einzige in der Lage seien, die Flut an Fake News und Desinformation in Österreich zu entlarven. Welch Hohn für unsere Medienvielfalt.

Treibstoff für Polarisierung

Angesichts solcher „Vorhaben“ braucht sich bei uns niemand wundern, dass die Polarisierung im Land immer weiter zunimmt. Denn es handelt sich hierbei gleichzeitig um jene Medien, deren prominente Vertreter sich regelmäßig über das Erstarken der politischen Ränder, allen voran der FPÖ, mokieren. Dabei sind diese Entwicklungen in vielerlei Hinsicht selbst verschuldet – wie dieses Beispiel treffend unter Beweis stellt. Immerhin sind das Vertrauen in den ORF und andere herkömmliche Medien ohnehin seit Jahren auf einem erschreckend niedrigen Niveau. Solche Aktionen tragen mitnichten dazu bei, dieses Vertrauen wieder aufzubauen, sondern erwecken den Eindruck man würde gezielt eine eigene Agenda verfolgen. Klar ist außerdem auch: Wer sich ständig nur in der eigenen Echokammer bewegt und nach außen so tut, als wäre er das Maß aller Dinge, trägt in keinem Fall dazu bei, den Diskurs in unserem Land in irgendeiner Art und Weise aufzuwerten. Dass hier der ORF, dessen Haushaltsabgabe der Mehrheit der Bevölkerung ohnehin schon massiv missfällt, nun bei einem weiteren Projekt durch die Hintertür vom Steuerzahler finanziert wird, setzt dem ganzen noch die Krone auf. Vor diesem Hintergrund darf sich niemand mehr wundern, dass sich immer mehr Menschen vom politischen System und einer Vielzahl an Medien abwenden. Auch das ständige Beklagen der negativen Stimmung im Land durch diverse Meinungsmacher stellt somit lediglich ein klägliches Jammern über eigens geschaffene Probleme dar. Und das ist alles andere als heldenhaft.