Denn was JJ fünf Tage nach seinem Sieg von sich gibt, ist kein Kavaliersdelikt oder eine Missinterpretation. Es ist eine schwerwiegende Entgleisung. In einem Interview mit einer spanischen Zeitung meint er, Israel hätte beim Song Contest nichts verloren – und vergleicht die Situation sogar mit Russland. „Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet, ohne Israel.“ „Ich bin sehr enttäuscht, dass Russland ausgeschlossen wurde, Israel aber teilnehmen durfte“, so JJ wörtlich.

Ein ungeheuerlicher Vergleich! Russland führt einen brutalen Krieg, Israel verteidigt sich gegen brutalen Terror. Wer das in einen Topf wirft, hat entweder gar nichts verstanden – oder will bewusst Stimmung gegen den jüdischen Staat machen.

Völlig ungenügende Antwort des ORF

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner hat als Erste richtig reagiert und klare Worte gefunden: JJ sei „politisch gefährlich schlecht beraten“. Aber wo bleibt der Rest der Republik? Wo bleibt die Reaktion des ORF, der JJ wochenlang zum ESC-Helden gemacht hat? JJs Aussage wird vom Küniglberg lediglich als „Privatmeinung“ abgetan. Das ist zu wenig. Viel zu wenig!

Ein klares Zeichen wäre notwendig

Der ORF hat „JJ“ groß gemacht, ihn auf allen Kanälen gepusht, gefeiert und bewusst zum Aushängeschild einer jungen, bunten, offenen Nation hochstilisiert. Doch nun ist der öffentlich-rechtliche Sender gefordert. Ein klares Zeichen ist jetzt notwendig: Darf man einen Künstler nach so einem verbalen Fehltritt noch eine Bühne geben? Darf JJ beim nächsten Song Contest, wenn wir Gastgeber des größten Musikspektakels der Welt sind, noch eine Repräsentationsrolle für unser Land einnehmen? Die Frage ist angesichts der Schwere und Tragweite seiner Aussage durchaus berechtigt. Der ORF darf sich als öffentlich-rechtlicher Rundfunk weder herausreden noch herumlavieren.

Kulturminister Babler schweigt zur Entgleisung

Auch die Bundesregierung ist gefordert, die noch am Montag mit JJ Schulter an Schulter im Blitzlichtgewitter posierte. Sie schuldet vor allem der jüdischen Gemeinde und ganz Israel als Staat eine klare Distanzierung von JJs Aussagen. Staatssekretär Alexander Pröll hat klare Position bezogen. Von Medien- und Kulturminister Andreas Babler war selbst Stunden nach der verbalen Entgleisung nichts zu hören. Österreich hat sich dem Kampf gegen Antisemitismus verpflichtet – in jeder Form und von jeder Seite. Gerade jetzt ist diese Haltung gefordert. Auch von, Herrn Babler!