„Deutschland-Flaggen-Boom vor Schulen“ – so titelte vor wenigen Tagen die deutsche Bild-Zeitung. Infolge eines Antrages von CDU und AfD soll in Sachsen-Anhalt in Zukunft vor jeder Schule eine Deutschland-Flagge gehisst werden. Ein Beschluss, der auch in Deutschland für viel Aufsehen sorgte. Mittlerweile gilt dieser Beschluss bereits in fünf von 11 Landkreisen in Sachsen-Anhalt und auch in anderen Bundesländern werden ähnliche Forderungen laut.

Die Flagge als rechtsextremes Symbol?

Stellen wir uns eine vergleichbare Debatte in Österreich vor, so würde dies vermutlich ebenfalls heftige Kontroversen auslösen. Erinnern wir uns zum Beispiel an den Vorfall in einer oberösterreichischen Schule vor ein paar Monaten, als ein paar Schüler in einer HTL die österreichische Flagge in ihrem Klassenraum aufhängen wollten und die Direktion dies nach lautstarker interner Aufregung schlussendlich verbat. Die betroffenen Schüler behaupteten, eine Lehrerin hätte sie damit sogar in einem rechtsextremen Eck sehen wollen und dass die Aktion aus diesem Grund unterbunden worden sei. Das Aufhängen der Flagge als Ausdruck von Rechtsextremismus? Stellen also alle Menschen, die bei Sportveranstaltungen den Österreichschal stolz um den Hals tragen rechtsextreme Ideologen dar? Soll denn nun jeder, der sich stolz zu seiner Heimat bekennt, sofort einen Hang zum Rechtsextremismus erkennen lassen? Solche Einordnungen sind schlichtweg skurril und zeigen, wie verquer das Verhältnis zur österreichischen Flagge in weiten Teilen unseres Landes ist.

Ein Bekenntnis zu den Grundpfeilern unserer Demokratie

Denn in Wahrheit ist doch die Flagge mitnichten ein Symbol von links oder rechts geschweige denn von Extremismus. In anderen Teilen der Welt ist es vollkommen selbstverständlich einem gesunden Nationalstolz durch das Hissen der Flagge an vielen öffentlichen Orten Ausdruck zu verleihen. Doch bei uns in Österreich wird jeder, der sich für eine stärkere Sichtbarmachung der Flagge ausspricht, sofort in ein schmuddeliges Eck gestellt. Ganz so als ob man damit ein unglaubliches Tabu brechen würde. Ein absolut bizarrer Umstand. Dabei müsste man meinen, dass wir uns alle einig sein könnten, dass gerade in der heutigen Zeit – wo unsere Demokratie immer wieder in Frage gestellt wird und Menschen unsere Werte mit Füßen treten – ein Bekenntnis zu den Grundpfeilern unseres Staates wichtiger denn je ist. Und dazu sollte auch die österreichische Flagge gehören.

Paradoxes Verhältnis zu Patriotismus

Was viele dabei leider oft in einen Topf werfen: Stolz auf sein Land zu sein oder sich als Patriot zu definieren, hat lange nichts mit Nationalismus zu tun. Man kann für sein Land eintreten, ohne seine eigene Nation über eine andere zu heben. Das stellt einen himmelweiten Unterschied dar, den endlich auch diejenigen begreifen sollten, die jedes Jahr am Nationalfeiertag ausreiten und fordern, Österreich endlich „nicht mehr zu feiern“.

Doch Umfragen zufolge sehen nach wie vor nur etwa 56 Prozent der Österreicher Patriotismus als etwas Positives an – obwohl mehr als 80 Prozent angeben, stolz auf Österreich und ihre Heimat zu sein. Ein paradoxes Bild, das sich hier ergibt. Ähnlich paradox verhält es sich übrigens auch mit eben jenem Begriff „Heimat“. Vereinzelt findet sich dieser zwar gerne in Wahlkämpfen und Kampagnen wieder, doch im täglichen Sprachgebrauch findet man ihn selten. Auch hier wird öfters der Anschein des „Reaktionären“ vermittelt, sobald man sich solcher Begriffe bedient. Ein trauriger Befund, dem wir schleunigst etwas entgegen setzen sollten. Ja, unsere Geschichte sollte uns bis heute eine Mahnung sein und wir sollten uns weiter kritisch mit ihr auseinandersetzen. Doch wir leben in einem wunderschönen Land, auf das wir stolz sein können und sollen. Das mithilfe eines positiven Patriotismus ausdrücken zu dürfen, würde unserer Gesellschaft einen großen Dienst erweisen.

Wie stehen Sie dazu? Schreiben Sie mir gerne Ihre Meinung zu diesem Thema!