Aus diesem Grund beginnt ihre Götterdämmerung – sehr langsam zwar, aber sie kommt. Die Grünen haben zu lange gedacht, im Besitz der ultimativen Wahrheit und Moral zu sein. Das ist ihnen zu Kopf gestiegen. Ihre fünfte Kolonne unter den Journalisten richten es zurzeit noch, aber nicht mehr lange.

Apollo 8

Es war am Weihnachtsabend des Jahres 1968. Das Raumschiff Apollo 8 umkreiste den Mond im Rahmen des riskantesten Unternehmens, das die NASA je durchgeführt hat. Die dreitausend Tonnen schwere Saturn V Rakete war zuvor nur unbemannt getestet worden. Gleich beim ersten bemannten Flug nahm die NASA den Mond ins Visier, weil man fürchtete, die Sowjetunion könnte schneller sein. Während der Mondumkreisungen war der Astronaut William Anders von der über dem Mondhorizont aufgehenden Erde so begeistert, dass er mehrere Fotos schoss. Das Bild „Earthrise“ wurde eines der berühmtesten Fotos des 20. Jahrhunderts. Das einsame „Raumschiff Erde“ machte unsere Situation im Universum bewusst. Das war die Geburtsstunde der Grünbewegungen.

Die meisten Grünen kamen damals aus bürgerlichen Parteien, denn Sparsamkeit, Sorgfalt, Zuverlässigkeit und verwandte Themen sind bürgerliche Ansprüche. Die ersten Grünen in Österreich waren ÖVP-Renegaten. Die Linken interessierten sich nicht für Natur- und Umweltschutz. Der erste prominente Grüne, der in einen Landtag einzog, war der legendäre Kaspanze Simma aus dem Bregenzerwald. Als Spitzenkandidat trat er 1984 bei den Vorarlberger Landtagswahlen an und holte aus dem Stand 13 Prozent der Stimmen.

Die Grenzen des Wachstums

Ein wesentlicher Antrieb für die Grünen war der Bericht „The Limits to Growth“, der 1972 unter dem deutschen Titel „Die Grenzen des Wachstums“ erschien. Darin ist die richtige Anmerkung zu finden, dass kein Land der Welt exponentielles Wachstum auf Dauer bewältigen kann. Zurzeit werden pro Sekunde doppelt so viele Menschen geboren, wie gerade sterben. Dieses Wachstum ist auf Dauer ruinös. Im Bericht wurden auch Modellrechnungen angestellt und für die letzte Jahrtausendwende oder kurz danach das Versiegen der meisten Rohstoffe vorausgesagt. Diese Modellrechnungen waren ganz und gar falsch.

Es gab viele Politiker, auch bürgerliche, die den richtigen Schluss zogen, dass die Bevölkerungsexplosion zu stoppen sei, und dass sowohl mit Grund und Boden als auch mit Bodenschätzen vorsichtiger umgegangen werden müsse. Die erste österreichische Partei, die alle anderen grün überholen wollte, war die ÖVP unter Josef Riegler. Die ÖVP wurde bei den Nationalratswahlen 1990 dafür abgestraft und verlor 9 Prozent der Stimmen. Die Grünen schafften es damals nicht ins Parlament. Journalisten übergossen die ÖVP nach der Niederlage mit Hohn und Spott.

Die Grünen wurden inzwischen von parakommunistischen Aktivisten übernommen, Bürgerliche wurden hinausgemobbt. Eine Kooperation mit den Sozialisten war in dieser Anfangsphase noch nicht möglich, weil die SPÖ seinerzeit über Politiker wie Franz Vranitzky, Ferdinand Lacina und andere verfügte, die noch etwas von Wirtschaft verstanden.

Heute sind die Grünen gemeinsam mit anderen Linksparteien entschlossen, der deutschen und österreichischen Wirtschaft eine Vollbremsung zu verschaffen. Der Weg in den Niedergang ist das Verbot, unterschiedliche Energieformen zu nutzen. Von der Kernenergie bis zum (eigenen) Frackinggas wird alles systematisch unterbunden. Die Wirtschaft wird sich zwar langfristig auf geringere Ressourcen einstellen müssen, aber nicht in wenigen Jahren. Die technischen Möglichkeiten können mit den unerfüllbaren Wünschen der Grünen nicht mithalten. Alle Autos ohne Verbrennungsmotoren, alle Heizungen ohne Gas und Öl und weit über zehntausend geforderte Windräder sind in wenigen Jahren unmöglich realisierbar.

In Österreich kommt Strom zu 80 Prozent aus Wasserkraftwerken, wobei die Wasserkraft zur Stromerzeugung fast zur Gänze ausgeschöpft ist. Der elektrische Strom ist an der umgesetzten Gesamtenergie nur zu einem Fünftel beteiligt. Wer glaubt, der ganze gewaltige Rest könne aus Solaranlagen und Windrädern kommen, hat von Physik so viel Ahnung wie ein Maulwurf von Astronomie. Der Traum der Grünen ist offenbar eine Rückkehr Europas zu den Bauernhöfen der Romantik.

Verblödung

Auch die Niveausenkung schreitet voran. Neuerdings verlassen Generationen die Schulen, die zu einem beachtlichen Teil aus funktionalen Analphabeten bestehen, ganz zu schweigen von den vielen ungebildeten Männern, die zu uns strömen, um Halloween verhaltensoriginell zu feiern. An dieser allgemeinen Verblödung sind weniger die Lehrer schuld. Es herrscht eher eine grün-rote Politik, die nach dem Motto vorgeht: Eingewanderte Stammeskrieger sind edler als weiße europäische Männer, und was nicht alle können, soll niemand können.

Auch der gesellschaftliche Zusammenhalt ist angeschlagen. Erst wenn jeder jeden einen Rassisten, Chauvinisten, Sexisten, Klimaverbrecher oder Nazi beschimpft, ist eine allumfassende Verleumdungsgerechtigkeit in einer Pestgrube der Niedertracht erreicht. All diese sozialen Geschwüre haben wir den üblichen Verdächtigen links der Mitte zu verdanken. Die Rechtsextremen sind auch keine Unschuldslämmer, aber den Linksextremen können sie in puncto Feindseligkeit und Neid unmöglich das Wasser reichen.

Was die Aufrichtigkeit betrifft, so schaut es besonders finster aus. Es fällt auf, dass ein bekannter älterer Grüner immer nur dann „so sind wir nicht“ verkündet, wenn Medien bürgerliche Politiker höhnisch vorverurteilen. Wenn aber eine grüne Ministerin ihre Doktorarbeit von vorne bis hinten samt Inhaltsverzeichnis abkupfert, was jeder mit Hilfe von Plagiatsprogrammen auf dem eigenen Computer überprüfen und nachweisen kann, dann herrscht Totenstille. Auch zum Fall Chorherr herrscht peinliches Schweigen. „So sind die Grünen und ihre Kumpane“ darf der düpierte Bürger heimlich denken. So gesehen brauchen wir keinen Krieg für die Fahrt in ein wirtschaftliches und moralisches Irrenhaus.

Rudolf Öller ist promovierter Genetiker der Universität Tübingen und seit Jahrzehnten sowohl als Kolumnenschreiber als auch als Buchautor publizistisch tätig. Öller ist gebürtiger Oberösterreicher, hat in AHS und BHS Naturwissenschaften und Informatik unterrichtet und war ehrenamtlicher Rettungssanitäter, Blaulichtfahrer und Lehrbeauftragter beim Roten Kreuz. Er lebt heute in Vorarlberg.