Heiße Sommer, Trockenheit, Dürren und Überschwemmungen – solch apokalyptische Aussichten werden mannigfaltig in Talkshows und auf sozialen Netzwerken verbreitet. Dabei beruft man sich auf die Erkenntnisse der Wissenschaft und vergisst völlig, dass stetes „sich irren“ und anpassen der Ergebnisse elementarer Bestanteil wissenschaftliches Arbeitens und Forschens ist.

Auf mitunter amüsante Weise ruft der Forscher und Meteorologe Mojib Latif diesen Umstand wieder ins Gedächtnis. So behauptete der Wissenschaftler am Donnerstag bei ZDF-Talker Markus Lanz, man wisse schon lange dass die Temperaturen weltweit steigen werden. Ein Beitrag auf Twitter zeigt jedoch, dass Latif das vor knapp dreißig Jahren noch etwas anders sah. Dort heißt es heißt es: „zieht euch warm an in Europa“. Demnach sollten ab der Jahrtausendwende 20 Jahre lang besonders kalte Winter auf den Kontinent zukommen – eine Prognose, die sich nicht nur nicht bestätigt hat, sondern in direktem Kontrast zu der Aussage am Donnerstag steht.

„Das wissen wir im Übrigen nicht erst seit ein paar Jahrzehnten, das wissen wir seit weit über hundert Jahren“

Aber gut, Prognosen sind keine Prophezeiungen und mit neuen Daten kommt es in der Wissenschaft früher oder später immer zu neuen Erkenntnissen. Mojib Latif hat sich damals geirrt und heute eine andere Meinung. So weit so gut. Was den Ausspruch tatsächlich auf den Gipfel der Absurdität treibt, ist die Behauptung: „Das führt einfach zu einer globalen Erwärmung. Das wissen wir im Übrigen nicht erst seit ein paar Jahrzenten, das wissen wir seit weit über hundert Jahren“

Spannend. Wenn man „weit über hundert Jahre“ zurückblickt, so findet man sich in einer Welt irgendwo zwischen der Endphase der Industrialisierung und des ersten Weltkrieges wieder. Carl Benz hat gerade (1886) sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ zum Patent angemeldet. Die modernen Treiber des Klimawandels sind gerade erst erfunden – manche andere wie das Flugzeug sind vielleicht noch gar nicht exsistent.

Die Meteorologie formiert sich ab 1850 als Wissenschaft, setzt sich erst 1880 endgültig durch. Zum Ende des 19. Jahrhunderts freut sie sich darüber, mittels des Telegraphen endlich zeitnah Daten zwischen verschiedenen Wetterstationen austauschen zu können. Viele Messstellen sind noch bis zum Aufkommen des Flugverkehrs schlecht ausgerüstet. Ein wenig früh, für einen allgemeinen Konsens des sich erwärmenden Klimas, wie es scheint.