Die seit wenigen Wochen am Ruder sitzende italienische Premierministerin Giorgia Meloni räumt mit der rigorosen Anti-Covid-Politik ihres Vorgängers Mario Draghi auf. Meloni hatte schon in ihrer Regierungserklärung angekündigt, ihr Kabinett werde den viel zu harten Kurs der Regierung Draghi in der Covid-Bekämpfung „unter keinen Umständen“ fortsetzen. Und sie fügte hinzu „Wir erkennen natürlich den Wert der Wissenschaft an, wir verwechseln sie aber nicht mit der Religion.“

Melonis Ankündigungen blieben keine leeren Versprechen. Ihre Regierung strich nicht nur die Impfpflicht für das Krankenhauspersonal, sondern erteilte auch der täglichen Berichterstattung über die Corona-Zahlen eine Absage. Künftig wird es die Infektionszahlen nur noch wöchentlich geben. Mehr noch, Finanz- und Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti hat für Impfverweigerer in Italien eine vorläufige Amnestie erlassen. Rund eine Million Italiener ab 50, die der gesetzlichen Impfpflicht nicht nachgekommen sind, müssen das noch im Jänner unter Draghi verhängte 100-Euro-Bußgeld nun doch nicht bezahlen.

Oppositionspolitiker Andrea Crisanti kritisiert die Maßnahmen der Regierung Meloni scharfQuelle: ANSA

Kritiker Crisanti: "Offensichtlich macht die Erinnerung gerade Ferien“

Der Mikrobiologe und linke Senator, Andrea Crisanti, schäumte angesichts der Maßnahmen der neuen Regierung. Meloni und ihre Minister bewegten sich in eine „gefährliche Richtung“, warnte er eindringlich. Crisanti war während der Pandemie einer der bekanntesten Corona-Experten in Italien, seit der jüngsten Wahl ist er Senator der oppositionellen Demokraten. „Was Meloni sagt, ist ein Beweis dafür, dass die Erinnerung offensichtlich Ferien macht.“ Die Regierungschefin habe vergessen, kritisiert Crisanti, „dass vor allem die Lombardei (Norditalien, Anm.) auf dramatische Weise zur hohen Zahl an Toten und Infizierten in der Pandemie beigetragen hat“.