Was für viele noch vor wenigen Monaten undenkbar war, ist nun Realität: Die Impfpflicht ist da. Wie berichtet hat Frankreich als erstes Land Europas eine verpflichtende Impfung für bestimmte Berufsgruppen eingeführt – bis die nächsten Länder nachziehen, scheint da nur eine Frage der Zeit, und auch unsere deutschen Nachbarn diskutierten darüber. Aber ob aus der Diskussion ein Beschluss wird? Welches Land auch immer es den Franzosen gleich tun könnte – Deutschland wird es nicht sein, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag nach  nach einem Treffen mit RKI-Chef Lothar Wieler in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn bekanntgab.

“In Deutschland wird es keine Impfpflicht geben. Auch nicht wie in Frankreich für bestimmte Berufsgruppen”, stellte Merkel klar. Im selben Atemzug warn die deutsche Bundeskanzlerin allerdings in eindringlichem Ton für die Impfung gegen das Coronavirus: “Eine Impfung schützt nicht nicht nur Sie, sondern auch jemanden, der Ihnen nahesteht, den Sie lieben”, so Merkel in Berlin. Je mehr Menschen geimpft seien, “desto freier könnten wir wieder leben“.

Merkel: "Die Impfung wirkt"

Merkel betonte mehrmals, dass das Impfen wirke – und auch im Angesicht der aktuell wieder steigenden Fallzahlen und der neuen Mutationen der einzige Weg zum Sieg über die Pandemie sei. “Wir müssen lernen, wie der Impfstoff bezüglich der neuen Variante wirkt”, so die deutsche Kanzlerin, die weiter erläuterte, dass die Impfquote im Land bei 85 Prozent unter den 12- bis 59 Jährigen und 90 Prozent bei den über 60-Jährigen liegen müsse, um mit der agressiveren Delta-Variante klarzukommen. Davon sei man aber noch weit entfernt.

“Wir haben es selbst in der Hand, in den nächsten Wochen den entscheidenden Unterschied zu machen. Das Impftempo ist zwar immer noch hoch, aber wir sehen, dass es nachlässt”, ergänzte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der auch betonte, dass es nun vor allem gelte, das hohe Tempo zu halten. Jeder entscheide mit seiner Impfung, wie sehr Pflegekräfte und Ärzte im Herbst belastet sein werden. Es gebe keine Ausreden mehr. Impfstoff sei genug da, Termine seien leicht zu bekommen. “Nutzen Sie die Gelegenheit und lassen Sie sich impfen”, sagte Spahn weiter, der auch den US-Präsidenten zitierte, indem er meinte: “Wie Joe Biden bereits sagte: Impfen ist eine patriotische Entscheidung. Und da gebe ich ihm recht.”

Österreich bei Immunisierung vor Deutschland

Man schütze auch Kinder und Jugendliche, die derzeit noch kaum geimpft werden könnten. Sie hätten auf so viel verzichten müssen, also müsse nun Rücksicht auf sie genommen werden. Zumal noch zu wenig bekannt sei über die langzeitigen Folgen von Covid-19 für Kinder und Jugendliche. Er wies daraufhin, dass über 600.000 über 12-Jährige sich bereits impfen lassen haben. Er bekräftigte, dass bis zum Sommer jedem ein Impfangebot gemacht werden könne. Wenn es so weitergehe, könne auch bis zum Ende des Sommers jeder seine Zweitimpfung bekommen.

In Deutschland haben aktuell 58,5 Prozent der Menschen zumindest eine Corona-Schutzimpfung erhalten (zum Vergleich: in Österreich sind es mit Stand vom 13.Juli 2021 insgesamt 63,66 Prozent). 42,6 Prozent der Geimpften in Deutschland haben bereits den vollständigen Schutz, doch zuletzt ist die Zahl der Impfungen in Deutschland zurückgegangen. Für die sogenannte Herdenimmunität, bei der auch für Ungeimpfte kaum ein Infektionsrisiko besteht, ist laut einer Schätzung des RKI eine Quote von 80 Prozent erforderlich.