Parteifreunde von US-Vizepräsidentin Kamala Harris reagierten geschockt. Damit hatten sie nicht gerechnet. Auf einer Pressekonferenz in Guatemala-Stadt hat Harris die Mittelamerikaner davor gewarnt, in die USA auszuwandern: “Kommt nicht. Kommen Sie nicht. Wenn Sie an unsere Grenze kommen, werden Sie zurückgewiesen.”

Scharfe Kritik von Ocasio Cortez

Empört reagierte auf die Wortmeldung die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio Cortez aus New York. Die  Bemerkung sei “enttäuschend”: “Erstens ist die Suche nach Asyl an jeder US-Grenze eine 100% legale Methode der Ankunft. Zweitens haben die USA Jahrzehnte damit verbracht, zum Regimewechsel und zur Destabilisierung in Lateinamerika beizutragen. Wir können nicht dabei helfen, das Haus von jemandem in Brand zu setzen und ihm dann die Schuld für seine Flucht geben.”

Damit ignorierte Cortez, dass aus keinem lateinamerikanischen Land so viele Menschen fliehen wie aus Venezuela, dessen sozialistische Politik zuvor gerade von der Linken bejubelt wurde. Auch Menschenrechtsgruppen kritisierten die Aussagen der US-Vizepräsidentin.

Harris ‘ Besuch in Guatemala ist Teil der Bemühungen der Regierung Biden, die Grundursachen der steigenden Migration aus Mittelamerika zu bekämpfen. Nach dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden und Harris im Jänner sind die Zahlen der Migranten stark gestiegen. Seit Anfang dieses Jahres sind bereits mehr als 200.000 Migranten aus der Region in die USA eingereist. Der New York Post zufolge wurde im Monat Mai ein neuer Rekord aufgestellt: Allein in diesem Monat sollen 170.000 Menschen versucht haben, die Grenze von Mexiko in die USA zu überwinden. Bisher wurde diese Zahl aber nicht offiziell bestätigt.

Biden hat Harris damit beauftragt, sich federführend darum zu kümmern, die illegale Migration an der US-Südgrenze durch Bekämpfung der Fluchtursachen in Mittelamerika einzudämmen. Ihre zweitägige Reise führt sie, außer nach Guatemala, noch in dessen Nachbarland Mexiko. Guatemala ist eines der wichtigsten Durchreiseländer für Migranten aus Lateinamerika. Die US-Regierung will eine Spezialeinheit zur Korruptionsbekämpfung in Zentralamerika schaffen, die auch guatemaltekische Staatsanwälte unterstützen soll.