Die russischen Streitkräfte hätten nun das Ziel, die ukrainischen Truppen auf ihre letzte große Verteidigungslinie (Slowjansk-Kramatorsk) in der Donbas Region zurückzudrängen, berichtet Franz-Stefan Gady, Experte für Modern & Future Warfare in London. Er schreibt dazu auf Twitter: Ein russisches Sekundärziel ist Eroberung der Stadt Vuhledar, um zu verhindern, dass sie zum Sprungbrett für eine zukünftige ukrainische Gegenoffensive wird. Es wird äusserst schwierig sein für Russland diese Ziele zu erreichen.”

Franz-Stefan Gady zitiert für seine Einschätzung für den aktuellen verlauf der seit sechs Tagen laufenden russischen Offensive auch einen weiteren Analysten: “Während die ukrainischen Streitkräfte in den kommenden Wochen möglicherweise Territorium räumen müssen (laut Konrad Muzyka haben die Russen etwa 60 Quadratkilometer erobert), werden gut vorbereitete ukrainische Verteidigungsanlagen jeden etwaigen russischen Durchbruch in die Tiefe erschweren.”

Die aktuelle Situation an dem am meisten umkämpften Frontabschnitt im Osten der Ukraine.

Kam die russische Offensive zu voreilig?

Ein massiver Durchbruch der russischen Streitkräfte sei aber aktuell nicht zu erwarten, meint der Militär-Experte vom International Institute for Strategic Studies: “Wichtiger für den weiteren Kriegsverlauf als die geographische Verschiebung der Frontlinie, sind aber wie hoch die Verluste und allgemeine Abnützung beider Seiten in diesem Kampf sein werden. Russland muss jetzt schon Artilleriemunition rationieren, ebenso auch die Ukraine. Die ukrainischen Streitkräfte auf die Verteidigungslinie Slowjansk-Kramatorsk zurückzudrängen, scheint mir mit dem bis jetzt aufgebotenen russischen Kräften nur sehr, sehr schwer möglich. Gleichzeitig ist unklar ob und in welcher Stärke ukrainische Truppen zum Gegenstoß antreten können.”

Sein Fazit zum Jahrestag der russischen Invasion: “Die strategische Gesamtlage in der Ukraine wird durch diese neue – vermutlich voreilig gestartete – russische Offensive, selbst wenn mehrere Durchbrüche erzielt werden, wohl nur bedingt beeinflusst werden.”

Allerdings kommt von Franz-Stefan Gady der Zusatz: “Unerwartete Entwicklungen sind im Krieg aber immer zu erwarten.”

Extrem belastet, ebenfalls hohe Verluste: die ukrainischen Streitkräfte nach einem Jahr Krieg.
Hochinteressante aktuelle Analyse auf Twitter: Franz-Stefan Gady
Die Ukraine heroisiert - verständlicherweise - auch mit Propaganda-Bildern wie diesem den Abwehrkampf.