Flankiert von seinen Eltern, seinem Anwaltsteam und dem Sicherheitsdienst des Gerichts verließ Bankman-Fried (30) am Donnerstag das US-Bezirksgericht in Manhattan. Die Bedingungen für seine persönliche Freilassung waren zuvor von der Staatsanwaltschaft und seinen Anwälten vereinbart worden. Gegen eine Kaution von 250 Millionen Dollar war der Krypto-Nerd freigelassen worden – der eXXpress berichtete –  und darf nun bis Prozessbeginn im Zuhause seiner Eltern im kalifornischen Palo Alto wohnen. Von dem enormen Betrag hat das tief gefallene Krypto-Wunderkind freilich nur einen Bruchteil hinterlegt.

Der New Yorker Richter Gabriel Gorenstein ordnete am Donnerstag an, dass Bankman-Fried gegen eine Kaution von 250 Millionen Dollar freigelassen wird.APA/AFP/Ed JONES
Bankman-Fried wartet auf seinen Prozess wegen Betrugs im Zusammenhang mit dem spektakulären Zusammenbruch seiner Kryptobörse.APA/AFP/Ed JONES

Noch vor kurzem Krypto-Milliardär

Vor dem Zusammenbruch der FTX-Kryptobörse war der mutmaßliche Krypto-Betrüger dank seiner FTX-Börse und seiner Handelsfirma Alameda Research einer der reichsten Menschen in der Kryptobranche. Forbes hatte sein Nettovermögen auf 26,5 Milliarden Dollar geschätzt – bis FTX im November Konkurs anmeldete. Das Unternehmen hatte beim erfolglosen Versuch, die Schwesterfirma Alameda Research zu stützen, Milliarden von Dollar verloren. Nachdem die Nutzer begannen, ihre Investitionen von FTX in rasantem Tempo abzuziehen, meldete Bankman-Fried für FTX, FTXs US-Geschäft und Alameda Research Insolvenz an.

Pikant: Alameda Research wurde von Bankman-Frieds Ex-Freundin Caroline Ellison (28) geleitet und sie hat sich mittlerweile des Betrugs schuldig bekannt.

Zwei unbekannte Personen sprangen ein

Seither hat Bankman-Fried in Medieninterviews immer wieder erklärt, das einzige ihm bekannte Vermögen sei ein Bankkonto mit 100.000 Dollar. Damit allein konnte er sich nicht freikaufen. Es sprangen beide Elternteile ein – zwei Juraprofessoren an der renommierten Stanford-Universität – doch auch sie konnten den gigantischen Betrag von 250 Millionen Dollar nicht einmal annähernd stemmen. Sie hatten sich dazu verpflichtet, Eigenkapital für ihr Haus in Stanford zu hinterlegen, dessen Wert in diesem Jahr allerdings auf „nur“ 1,8 Millionen Dollar geschätzt wurde.

Woher kam also das restliche Geld? Bekannt ist nur so viel: Für die Vereinbarung waren Unterschriften der Eltern und zweier weiterer Personen mit „beträchtlichem“ Vermögen nötig. Um wen es sich dabei handelte, ist bisher nicht bekannt. Ihre Identität wird bis jetzt geheim gehalten. Im Gegenzug konnte Sam Bankman-Fried die Zahlung des verbleibenden Teils der 250 Millionen Dollar vermeiden, sofern er nicht seinen nächsten Gerichtstermin am 3. Jänner verpasst. Bis dahin muss er im Haus seiner Eltern unter „strenger“ Aufsicht zu bleiben. Dazu gehört auch das Tragen einer elektronischen Fußfessel gehört.

Über gute Kontakte verfügt der einstige Krypto-Star also nach wie vor, und sie springen auch für ihn ein, allen massive Vorwürfen zum Trotz.

Schwerwiegende Vorwürfe

Der Krypto-Nerd war das Herzstück eines „Betrugs epischen Ausmaßes“, sagte der stellvertretende US-Staatsanwalt Nicolas Roos bei Gericht. Er sei jedoch freiwillig in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt, habe keine Vorgeschichte von Flucht und habe sein Finanzvermögen erheblich reduziert, sagte Roos.

Bankman-Fried wird beschuldigt, seine Anleger um mehrere Milliarden Dollar betrogen zu haben, indem er Kundengelder zum Kauf von Immobilien, zur Finanzierung politischer Spenden und zur Absicherung von Geschäften in seinem Hedgefonds Alameda Research verwendet hat.

Bundesaufsichtsbehörden behaupten, dass über 8 Milliarden Dollar an Kundengeldern fehlen. FTX beantragte am 11. November Konkursschutz in Delaware. Bankman-Frieds Nachfolger, CEO John Ray, sagte, er habe noch nie ein solches „völliges Versagen der Unternehmenskontrolle“ gesehen.