Die Fakten aus dem aktuell veröffentlichten Rechnungsabschluss der Arbeiterkammer drängen jetzt die Frage auf: Wie lange lassen sich die Millionen Zwangsmitglieder diese Zustände bei ihrer SPÖ-nahen Arbeitnehmervertretung noch ohne massiven Protest gefallen?

Wie der eXXpress (als einzige Tageszeitung Österreichs) berichtet hat, haben es die Arbeiterkammer-Chefs und ihre Führungsteams geschafft, 5,3 Millionen Euro an Zwangsmitgliedsbeiträgen in nur 365 Tagen zu verspekulieren – also im Schnitt 14.520 Euro pro Tag. Die Arbeiterkammer Wien war bei ihren Börsen-Deals offenbar besonders mutig und versenkte gleich 2,3 Millionen Euro im Jahr 2022.

Die Gagen der AK-Direktorin und der AK-Präsidentin - in Netto-Beträgen auf der AK-Website.

Netto- statt Brutto-Gehalt auf der AK-Seite veröffentlicht ...

Die Chefs der Arbeiterkammer hatten bisher aber keine negativen Folgen ihrer Spekulations-Deals zu befürchten – sie können sich weiterhin über extrem hohe Gehälter freuen und müssen aktuell auch nicht einmal bangen, dass sie abgelöst werden: Wie aus den offiziellen Daten der Arbeiterkammer herauszufinden ist, kassiert die Verwaltungsdirektorin der AK Wien monatlich 19.300 Euro brutto (inkl. aller Zulagen und Überstunden). Das macht einen Tagessatz von 643 Euro. In nur viereinhalb Tagen kommt die AK-Direktorin der Stadt Wien auf den österreichischen Durchschnitts-Monatsbezug.

Kein Einzelfall: Auch der Direktor der steirischen Arbeiterkammer-Zweigstelle bezieht ein Brutto-Gehalt von 16.500 Euro im Monat. Und die Präsidentin der Arbeiterkammer Wien darf sich über immerhin noch 13.200 Euro brutto im Monat freuen. Interessant dabei: Die Monatsbezüge der AK-Präsidentin sowie von der AK-Direktorin werden. auf der Website der Arbeiterkammer in Netto-Beträgen veröffentlicht – es dürfte ziemlich klar sein, warum das so sein soll …

Die von den AK-Chefs allein im Jahr 2022 verspekulierten Summen.

Für die neue Parteispitze der SPÖ wird es im kommenden Nationalratswahlkampf nicht einfach sein, bei diesen Fakten in der Arbeiterkammer als “Sozialfighter” glaubwürdig zu sein. SPÖ-Insider vermuten deshalb, dass schon bald in den Führungsgremien der Arbeiterkammer Änderungen durchgesetzt werden sollen – wie berichte, wollte ja AK-Präsidentin Renate Anderl am 10. Mai dieses Jahres eine “persönliche Erklärung” abgeben, was die Ankündigung ihres Rücktritts bedeutet hat. Doch dazu kam es dann doch nicht – stattdessen folgten viel dramatischere Führungskämpfe in der österreichischen Sozialdemokratie.

Sollten die Finanzen der Arbeiterkammer besser kontrolliert werden?