Wer am Sonntagabend auf der Ringstraße fahren wollte, der hatte Pech: Er musste großräumig ausweichen. Das angekündigte Lichtermeer blockierte nämlich ab 19 Uhr die Fahrbahn – die aber entgegen den Wünschen der Veranstalter weitgehend dunkel blieb. Die Organisatoren geben offen zu, enttäuscht zu sein. Wie sie dennoch auf 5000 Teilnehmer kommen wollen, bleibt mit Blick auf die Fotos ein Rätsel. Da ist man geneigt, mindestens eine 0 zu streichen.

Der Organisator Daniel Landau (Mitte) und weitere Teilnehmer am LichtermeerAPA/FLORIAN WIESER

Inklusion von Menschen mit Behinderung

Hinter der Veranstaltung steht die zivilgesellschaftliche Initiative „#YesWeCare“ rund um den Dirigenten und Blogger Daniel Landau und Roman Scamoni. Ihr geht es um die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Eine zentrale Forderung ist ein Rechtsanspruch auf ein elftes und zwölftes Schuljahr für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. „Wir glauben, dass wir das Miteinander und Füreinander dringend brauchen”, meinte Landau im Vorfeld. Das Lichtermeer sollte ein Zeichen setzen für eine inklusive Gesellschaft setzen, in der Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam leben und lernen.

Scamoni räumte Sonntagabend auf Twitter ein: „Ja, es war WM Finale. Und ja, viele waren krank. Oder im Theater. Oder sonst wo.“ Und: „Ja, war ein bisschen Frust dabei“, gibt er zu. Dennoch will er „insgesamt sicher ein paar tausend“ Menschen gesehen haben – man weiß nicht Recht wo.

Daniel Landau spricht von „über 5000 Menschen“, was trotz ein paar Ansammlungen reichlich übertrieben scheint.

Vor dem Parlament versammelten sich einige Menschen, den Fotos nach zu schließen um die 50.APA/FLORIAN WIESER

Unterstützung bekam die Veranstaltung vom Österreichischem Behindertenrat, der Caritas. Den Aufruf zur Teilnahme an dem Lichtermeer teilten im Vorfeld der evangelische Bischof Michael Chalupka, die Diakonie, die Armutskonferenz und die Israelitische Kultusgemeinde Wien.

Dass sich auch Menschen mit Behinderung in Österreich bestmöglich entfalten können, ist ein zweifellos wichtiges Anliegen. Nur: Andere Plätze – und nicht gleich die gesamte Ringstraße – hätten ausreichend Platz geboten für die bescheidene Teilnehmerzahl, dafür wären sie heller erleuchtet gewesen. Und für alle Autofahrer wäre der Wiener Ring an diesem Abend nicht gesperrt gewesen.

Ein Lichtermeer sieht anders aus.APA/FLORIAN WIESER