Sie beklagten, die US-Bundespolizei und Verantwortliche der zuständigen Sportverbände hätten ihre Hinweise auf den Missbrauch lange Zeit nicht verfolgt und so mitverschuldet, dass Nassar viele weitere Mädchen habe missbrauchen können.

Maroney erzählte, wie sie im Sommer 2015 dem FBI am Telefon in schmerzhaften Details geschildert habe, was Nassar ihr angetan habe. Der FBI-Beamte habe ihre Erlebnisse heruntergespielt und gesagt: “Ist das alles?” Die Bundespolizei habe ihre Aussage zunächst lange nicht gemeldet und erst nach 17 Monaten dokumentiert, ihre Schilderungen dabei aber “völlig falsch” dargestellt. “Sie haben sich entschieden, über das, was ich sagte, zu lügen und einen Serien-Missbraucher zu schützen, anstatt nicht nur mich, sondern unzählige andere zu schützen.” Durch die Untätigkeit habe das FBI Nassar erlaubt, sich mehr als ein Jahr lang frei zu bewegen und mit seinem Missbrauch weiterzumachen. Die beteiligten FBI-Beamten hätten ein Verbrechen begangen, beklagte sie.

Die Turnerinnen beklagten auch schwere Versäumnisse der involvierten Sportverbände. Biles sagte, “ein ganzes System” habe Nassars Missbrauch ermöglicht. Raisman sagte: “Es war, als würde man einem Pädophilen auf dem Silbertablett unschuldige Kinder servieren.” Neben ihnen sagte auch die Turnerin Maggie Nichols vor dem Ausschuss aus.

US-Bundespolizei spielte Anschuldigungen offenbar herunter

Nassar war seit Sommer 2017 in insgesamt drei Urteilen für seine kriminellen Übergriffe auch gegen Minderjährige zu Gefängnisstrafen von bis zu 175 Jahren verurteilt worden. Er hatte sich in den Verfahren schuldig bekannt, mehrere Mädchen sexuell misshandelt zu haben. Insgesamt hatten Hunderte Turnerinnen und ihre Eltern gegen ihn geklagt, darunter auch Raisman, Maroney und Biles.

Ein Mitte Juli veröffentlichter Bericht des Büros des Generalinspekteurs im US-Justizministerium war zu dem Schluss gekommen, dass das FBI Hinweise auf den sexuellen Missbrauch durch Nassar falsch behandelt und ihm so Monate für weitere Taten ermöglicht habe. FBI-Beamte hätten nicht mit der bei Vorwürfen dieser Art nötigen “Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit” reagiert, hieß es. (APA/dpa/red.)