Wer hätte das gedacht. Diese Woche soll der Muezzin per Megafon zum ersten Mal auch in Köln zum Freitagsgebet in die Zentralmoschee rufen. Die Stadt Köln steht nach eigenen Angaben kurz vor einem entsprechenden Vertragsabschluss mit der Türkisch-Islamischen Union Ditib. Sollte es dazu tatsächlich kommen, darf der Muezzin freitags zwischen 12 und 15 Uhr für eine maximale Dauer von fünf Minuten zum Gebet rufen. An diesem Freitag soll schon der erste Muezzinruf in Köln erschallen. Weil es sich um ein Pilotprojekt handelt, wird der Vertrag zwischen der Stadt Köln und Ditib vorerst auf zwei Jahre befristet sein. Die Ditib ist dazu verpflichtet, die Anrainer im Umkreis der Kölner Zentralmoschee per Flugblatt über den Muezzinruf zu informieren.

Islamismus-Experte warnt vor „fatalen Folgen“

Der Berliner Islamismus-Experte Ahmad Mansour befürchtet „fatale Folgen“. „Das ist eine Machtdemonstration des politischen Islam“, sagte Mansour der Deutschen Presse-Agentur. Er erinnerte daran, dass die Ditib der verlängerte Arm der türkischen Religionsbehörde in Ankara sei und Präsident Recep Tayyip Erdogan die Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld persönlich eröffnet habe. Mansour kritisiert insbesondere die Kölner Stadtführung um Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Diese habe ihre Entscheidung ohne vorherige Diskussion getroffen. Auch ließ Mansour das Argument der Stadtführung nicht gelten, dass der Muezzinruf mit dem Glockenläuten in Kirchen vergleichbar und also ein Ausdruck freier Religionsausübung sei.

„Das sehe ich anders“, sagte Mansour. „Beim Glockengeläut geht es um Klang, beim Muezzinruf geht es um konkrete religiöse Botschaften.“ Der Muezzin rufe, dass es keinen anderen Gott als Allah gebe und dass Mohammed sein Gesandter sei, erklärte der Islamismus-Experte.