Schon die bisher ausgewerteten Chats der angeblich mehr als 300.000 WhatsApp- und SMS-Nachrichten von Thomas Schmid (47) geben ein ganz gutes Überblicksbild über die tiefsten Abgründe der österreichischen Innenpolitik: Parteifreunde des Ex-Generalsekretärs im Finanzministerium werden im gemeinsamen Textverkehr beschimpft (“Arschloch”), Zeitungsherausgeber als Befehlsempfänger oder aber auch als Mitentscheider bei Ministerbesetzungen geoutet, ebenso ein dubioses Meinungsumfrage-System ausgeheckt, sexistische Äußerungen gepflegt und Postenvergaben am ganz kurzen Weg besprochen.

Fazit: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den smarten “Mister Chats aus der Hölle”, deren Auffliegen schließlich auch dafür gesorgt hat, dass Sebastian Kurz als Kanzler zurücktreten musste.

Die Bestätigung von Schmids Anwalt, Thomas Kralik.

Es droht ein weiterer Politskandal

Jetzt sorgt Thomas Schmid erneut für Hochspannung: Er wird vor dem kommenden Korruptions-Untersuchungsausschuss (ab 2. März in den Parlamentsräumen) aussagen. Sein Rechtsanwalt Thomas Kralik schrieb dazu nun auf Twitter: “Thomas Schmid hat die hinterlegte Ladung für den Untersuchungsausschuss bereits am Donnerstag übernommen. Er ist weder abgetaucht noch unauffindbar.” Ob Thomas Schmid auch tatsächlich aussagen werde, sei hingegen noch nicht geklärt – Erscheinen müsse er aber auf alle Fälle, sonst drohen Ordnungsstrafen und schlussendlich eine zwansgweise Vorführung.

In der Wiener Politik- und Medienblase gingen ja Gerüchte herum, dass sich der Ex-ÖBAG-Chef sicher nicht den Fragen der Abgeordneten aussetzen werde – und in Amsterdam bleiben möchte, wo er derzeit lebt. Der Auftritt von Schmid ist jedenfalls eine weitere Bombe für die Regierungsparteien: Auch wenn eine Total-Beichte mit ziemlicher Sicherheit auszuschließen ist (Schmid würde sich damit noch vor Beginn seiner Strafprozesse selbst belasten), könnte das eine oder andere Wort in der Befragung beim U-Ausschuss doch wiederum einen weiteren Politskandal auslösen.

Nahm die Ladung zum U-Ausschuss bereits an: Ex-ÖBAG-Boss Thomas Schmid

Beginn des U-Ausschuss-Spektakels: 2. März

Untersuchungsgegenstand des Ausschusses ist, inwiefern Vorteile an mit der ÖVP verbundene Personen durch Organe der Vollziehung des Bundes zu parteipolitischen Zwecken gewährt wurden. Insbesondere soll jene Zeit beleuchtet werden, in der Sebastian Kurz Bundeskanzler war. Der Untersuchungsgegenstand wird dabei in vier Beweisthemen gegliedert: die Beeinflussung von Vergabe- und Förderverfahren, die Einflussnahme auf Beteiligungen des Bundes, die mutmaßliche Beeinflussung von Ermittlungen und Aufklärungsarbeit sowie etwaige Begünstigungen bei der Personalauswahl.

exxpressTV und exxpress.at werden live von den U-Ausschuss-Sitzungen sowie von den Statements der Zeugen vor und nach ihren Befragungen berichten.

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