Ob Rudolf Kirschläger, Thomas Klestil oder Heinz Fischer: Die ehemaligen Bundespräsidenten schafften ihre Wiederwahl stets mit Bravour und ohne allzu große Mühe. Alle landeten ein Ergebnis von mehr als 60 Prozent. Dem amtierenden Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen bescheinigen die Umfragen einen nicht annähernd so starken Rückhalt.

Rekordergebnis für Rudolf Kirchschläger

1974 war der ehemalige Außenminister Rudolf Kirchschläger auf den noch im Amt verstorbenen Franz Jonas als Bundespräsident nachgefolgt. Die SPÖ hatte bewusst einen parteilosen Kandidaten, der überdies praktizierender Katholik war, ins Rennen geschickt. Der Grund: Mit Bruno Kreisky stellten die Sozialdemokraten erstmals selbst den Bundeskanzler, zuvor  war unter sämtlichen ÖVP-Kanzlern nach 1945 bei der Bundespräsidentenwahl stets der Machtausgleich das Hauptargument der SPÖ gewesen.

Rudolf Kirchschläger war von 1974 bis 1986 ein besonders beliebter Bundespräsident.APA/Hans Klaus Techt

Kirchschläger sollte ein allseits geschätzter und beliebter Bundespräsident werden. Entsprechend triumphal war seine Wiederwahl. 1980 trat er als gemeinsamer Kandidat von SPÖ und ÖVP nochmals an und erreichte das Rekordergebnis von 79,9 %.

Wenn man die hohe Wahlbeteiligung von 91,6 % bedenkt, konnte er mehr als zwei Drittel aller Wahlberechtigten überzeugen. Damit setzte er sich klar gegen den von der FPÖ unterstützten Diplomaten Willfried Gredler und den rechtsextremen Norbert Burger (NDP) durch.

Kirchschläger inspiziert eine Ehrenkompanie des Bundesheeres anlässlich der Eröffnung der Salzburger Festspiele 1979.Wiki Commons

Klestil siegt 1998 klar gegen vier Herausforderer

1986 folgte der ÖVP-Kandidat und ehemalige UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim auf Kirschläger. Nach Ende seiner Amtszeit im Jahr 1992 verzichtete er auf eine erneute Kandidatur, da er aufgrund der “Waldheim-Affäre” außenpolitisch bis zum Schluss isoliert blieb. Daraufhin stellte die Volkspartei 1992 mit Thomas Klestil neuerlich einen Diplomaten auf, der sich in der Stichwahl mit 56,89 % der Stimmen gegen den ehemaligen SPÖ-Verkehrsminister Rudolf Streicher behaupten konnte.

Thomas Klestil (r.) folgt 1992 auf Kurt Waldheim (l.) als Staatsoberhaupt.APA/BARBARA GINDL

Klar reüssieren konnte auch Klestil bei seiner Wiederwahl im Jahr 1998. Gleich im ersten Wahlgang setzte er sich gegen vier Herausforderer durch. Dabei hielt er sich aus dem Wahlkampf weitgehend hinaus, die SPÖ verzichtete auf einen eigenen Kandidaten. Die ÖVP versteckte ihr Unbehagen gegenüber Klestil hinter einem überparteilichen Personenkomitee.

1998 besucht Papst Johannes Paul II. Österreich. Thomas Klestil empfängt ihn am Flughafen Salzburg.APA/Hans Techt

Fischer schafft Wiederwahl mit Leichtigkeit

2004 zog mit Heinz Fischer erstmals seit Jonas wieder ein ehemaliger SPÖ-Politiker in die Hofburg ein. Bezeichnenderweise war das während der Regierung Schüssel II. Offensichtlich sehen die Österreicher im Bundespräsidenten nach wie vor ein Gegengewicht zur jeweiligen Regierung.

Alt-Bundespräsident Kirchschläger mit dem damaligen Nationalratspräsidenten und späterem Bundespräsidenten Heinz FischerAPA/Hans Techt

Sechs Jahre später ging Heinz Fischer neuerlich als parteiunabhängiger Kandidat in die Wiederwahl, die ÖVP stellte keinen eigenen Kandidaten auf. Der Sieg gegen die beiden Herausforderer Barbara Rosenkranz (FPÖ) und Rudolf Gehring (Die Christen) war ähnlich deutlich wie jener von Rudolf Kirschläger mit 79,33 %.

Keine "gmahde Wiesn" für VdB

Auch bei der Bundespräsidentenwahl 2022 ist der Amtsinhaber der klare Favorit, er stammt erstmals aus den Reihen der Grünen. SPÖ und ÖVP verzichten diesmal beide auf einen Gegenkandidaten, und dennoch: Die Umfragen prognostizieren für die Wahl ein weit weniger eindeutiges Ergebnis.