Rückblick: Der als SPÖ-nah geltende Alexander Wrabetz brauchte 2006 die Regierungspartei BZÖ und deren vier Stiftungsräte, um Monika Lindners Wiederwahl zu verhindern. Für den damaligen Parteichef der orangefarbenen Partei, Peter Westenthaler, eine gute Gelegenheit um ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel eins auszuwischen. Und so kam es zu jener berüchtigten Besetzungsliste der ORF-Top-Jobs, mutmaßlich im Tausch gegen jene Stimmen, die Alexander Wrabetz auf den Chefsessel hievten.

Auf orangen Wunschliste findet sich auch der Name Armin Wolfs.

"Käsezettel" mit viel Brisanz

Und aus der Liste wurde Realität. Das wohl von Westenthaler gekritzelte Blatt forderte neben anderen etwa Armin Wolf als Leiter von ZiB2 und ZiB3, und Ernst Gelegs als Ö3-Infochef und als Online-Chefredakteur. So gut wie alle Wünsche wurden nach seiner Wahl von Wrabetz erfüllt, und somit Führungsjobs im ORF de facto von der Politik besetzt.

Brisant: Peter Westenthaler, der das Papier nach Branchenkennern selbst in Umlauf gebracht haben dürfte, erklärte dazu später im “Kurier”, dass Wrabetz “damals sogar seine Großmutter verkauft hätte, um ORF-Generaldirektor zu werden”. Wrabetz zeigte sich unterdessen verwundert, warum der “Käsezettel” denn wichtig sei.

Offenbar ist das mit den Posten noch immer gängige Praxis. Auch das geheime Zusatzpapier der türkis-grünen Koalition belegt minutiös geplante Postenbesetzungen im ORF. Die Machtverhältnisse im öffentlich-rechtlichen Rundfunk werden dort penibel festgehalten.

Kein Runder Tisch, keine Sondersendungen

Während über aktuelle Sideletter berichtet wird, wird über die Ereignisse rund um die Wrabetz-Wahl eisern geschwiegen. Keine Sondersendung. Kein Runder Tisch. Keine langen Twitter-Threads.

Die eXXpress-Leser hingegen haben einiges darüber zu sagen; schließlich wird das alles ja mit ihren Gebühren finanziert.

Das sagen die Leser