Nach seinen Reisen in die Türkei und nach Moskau kam UNO-Generalsekretär António Guterres am späten Mittwochabend in der Ukraine an, wo ihn am Donnerstag ein ähnliches Programm wie bereits Kanzler Karl Nehammer erwartete. Guterres besuchte unter anderem die Kiewer Vororte Bucha, Borodjanka und Irpin, die zum Tatort schrecklicher Kriegsverbrechen wurden, bevor er in Kiew auf Präsident Wolodymyr Selenskyj traf.

Nachdem er sich vor Ort selbst ein Bild der schrecklichen Verbrechen gemacht hatte, betonte Guterres umso mehr die Unterstützung der UNO bei den Untersuchungen des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) zu den dortigen Kriegsgräueln. Es sei wichtig, den Horror “sorgfältig aufzuklären” und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sagte Guterres am Donnerstag in der Vorortgemeinde von Kiew. Er appellierte an Russland, mit dem Gericht zusammenzuarbeiten.

“Der Krieg ist eine Absurdität im 21. Jahrhundert”, sagte Guterres in Borodjanka. “Ich stelle mir meine Familie in einem dieser Häuser vor, die jetzt zerstört sind”, sagte Guterres in Borodjanka. “Ich sehe meine Enkelinnen in Panik herumlaufen.” Es gebe “keine Möglichkeit, dass ein Krieg im 21. Jahrhundert akzeptabel ist”.

Bei seinem Treffen mit Selenskyj stand dann vor allem Mariupol im Zentrum der intensiven Gespräche: So waren sich der UN-Generalsekretär und der ukrainische über die Wichtigkeit einer schnellstmöglichen Bildung eines Flüchtlingskorridors für die nach wochenlangen Kämpfen schwer zerstörte Hafenstadt Mariupol einig. “Mariupol ist eine Krise innerhalb einer Krise, tausende Zivilisten brauchen lebensrettende Hilfe”, sagte Guterres. Sie bräuchten eine Fluchtroute, um der “Apokalypse” zu entkommen.

Der UN-Chef berichtete Selenskyj, dass er bei seinem Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin am Dienstag eine prinzipielle Zusage dafür bekommen habe, dass die Vereinten Nationen beim Aufbau eines solchen Fluchtkorridors zusammen mit dem Roten Kreuz beteiligt würden. Nun gebe es intensive Beratungen dazu, wie der Vorschlag in die Realität umgesetzt werden könne.

Selenskyj zeigte sich nach dem Gespräch mit Guterres optimistisch. Nun glaube er daran, dass die Belagerung des Stahlwerks Azovstal beendet und in Mariupol ein „erfolgreiches Ergebnis“ erzielt werden könne, sagte er laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian.