Der Bürgermeister von Mariupol kann sein Entsetzen über das Erlebte nicht verbergen: In einem Interview berichtet Vadim Boychenko aktuelle über die Zerstörung seiner Stadt, über die Toten – und über die Täter.

5000 Zivilisten seien in den wenigen Wochen der Schlacht um die Hafenstadt, in der einst 440.000 Einwohner lebten, getötet worden. “Unter den Toten sind auch 210 Kinder”, sagt Boychenko mit leerem Blick. Und: “Die russischen Terroristen bombardierten auch ein Kinderspital und ein anderes Krankenhaus. 50 Mitbürger verbrannten bei lebendigem Leib.”

Ein Vater weint um seinen in Mariupol getöteten Sohn - er war noch ein Teenager.

"Russische Armee schikaniert Überlebende"

Der Bürgermeister von Mariupol spricht auch erneut über das Drama im bombardierten Theater: “900 Menschen haben sich dort vor den Raketen versteckt. Hunderte starben, als die russische Armee auch noch dieses Gebäude beschoss.”

Die Stadt ist nun fast vollständig zerstört. Die russische Armee errichtete Checkpoints und soll die ukrainischen Überlebenden schikanieren.

Mobile Verbrennungsöfen zur Vertuschung der Todeszahlen

Und die russische Armee will offenbar auch die wahre Zahl der Todesopfer so schnell wie möglich vertuschen: Via Telegram und Twitter erhielt der eXXpress – bisher nicht überprüfbare – Meldungen vom Einsatz mobiler Verbrennungsöfen, mit denen die Toten rasch eingeäschert werden sollen.

Die Stadtverwaltung von Mariupol warf Russland am Mittwoch vor, Leichen von Zivilisten in mobilen Krematorien zu verbrennen, um das wahre Ausmaß der Kriegsverbrechen zu vertuschen, berichtet auch “Die Zeit”.

Mit dieser Praxis habe “die russische Führung befohlen, jegliche Beweise für die Verbrechen ihrer Armee in Mariupol zu vernichten”, teilte die Verwaltung auf Telegram mit. Unter Berufung auf Augenzeugen gab die Verwaltung an, örtliche Unterstützer der Russen würden in der Stadt die “Drecksarbeit” erledigen. Sie sammelten auf den Straßen Leichen und verbrannten diese.

Bei Bucha wurden nun die meisten der toten Zivilisten bestattet.

Neue Gräueltaten auch in Hostomel

Auch im Norden Kiews wurden neue Massaker entdeckt: In der Ortschaft Hostomel mit ihrem strategisch wichtigen Flughafen fanden ukrainische Truppen in einer Garage elf erschossene Zivilisten. Laut Zeugenaussagen sollen sie Opfer dort stationierter russischer Scharfschützen geworden sein, die diese Menschen für ihre Schießübungen als “lebende Ziele” benutzt hätten.