Sie versucht keinen Unsinn zu reden und will immer bei den Fakten bleiben – dass das eine große Verantwortung ist, ist ihr bewusst. Ihren wissenschaftlichen Rat versteht sie nicht als politische Anweisung. Doch für zu viele Zeitgenossen wurde die Virologin Dorothee von Laer immer öfter zum Stellvertreter, für den Hass auf die Pandemie. Morddrohungen waren für die Deutsche, die auch in Österreich seit Beginn der Corona-Krise stark präsent war, keine Seltenheit. In Innsbruck, so erzählt sie, sei sie eine Zeit lang nur mit Perücke vor die Türe gegangen, nachdem sie sagte, Tirol müsse in einen Lockdown gehen.

20 Hassnachrichten pro Tag waren keine Seltenheit. Ihre private Mailadresse ließ sie von der Seite der Uni Innsbruck nehmen. Die sympathische Wissenschaftlerin versucht so gut es geht, die Sache mit Humor zu nehmen: „In Tirol generell kam noch dazu, dass man als deutsche Frau nicht gerade Sympathieträgerin ist“, erzählt sie. Da seien auch Sätze gefallen wie „Schnepfe, geh ins deutsche Labor zurück“. Letztlich zog sie tatsächlich um. Ins weit entfernte Burgenland.

Meinung als Privatperson

„Die Gesellschaft muss schauen, was sie aus den wissenschaftlichen Tatsachen, die ich versuche zu vermitteln, macht“, so von Laer im Gespräch mit „Puls4“. Gemeinsam mit der Politik müssen dann Entscheidungen getroffen werden, für die die Virologin sich aber nicht verantwortlich sieht. „Ich habe natürlich als Privatperson eine Meinung. Die zählt aber nicht mehr, als die eines jeden anderen“, hält sie fest.

Auch Genesene müssen "boostern"

Eine solche Meinung hat sie auch zur Omikron-Variante: „Bisher habe ich immer gesagt, die Genesenen sind ganz gut geschützt“, sagt Von Laer. Da die Omikron-Variante aber die Immunabwehr viel besser umgehen kann, sei es nun auch für Genesene dringend notwendig, sich impfen zu lassen. Auch zweifach Geimpfte müssten sich dringend die Booster-Impfung holen.

Omikron-Welle muss kein Horror-Szenario sein

„Ich will nicht ausschließen, dass wir eine Omikron-Welle im Januar, Februar bekommen. Aber diese Horrorszenarien als gegeben anzusehen, halte ich für absolut verfrüht“, so die Virologin. Mit der konsequenten Befolgung der aktuellen Corona-Regeln und guter Durchimpfung müsse ein Lockdown nicht zwingend sein, meint sie.

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