Unter Geldnot muss die Arbeiterkammer (AK) nicht leiden: Ihre Finanzierung erfolgt “still”, meist unbemerkt von ihren 3,8 Millionen Mitgliedern. Weil für die meisten Arbeitnehmer Pflichtmitgliedschaft besteht, wird die Arbeiterkammerumlage von 0,5 Prozent des jeweiligen Bruttogehalts automatisch, als Teil des Sozialversicherungsbeitrages, vom Lohn abgezogen.

Da kommt schon was zusammen: Alle neun Länderorganisationen der Arbeiterkammer verfügen gemeinsam über ein Bankguthaben von 200 Millionen Euro plus 140 Millionen Euro an festverzinslichen Wertpapieren. Allerdings geht von diesem Betrag wegen des anhaltenden Zinstiefs eine Menge wieder verloren. Der Verlust ist beachtlich.

Ihre defensive Veranlagungsstrategie kommt die AK teuer

Die Sparbücher, auf denen sich die Mitgliedsbeiträge der AK befinden, werfen mittlerweile Negativzinsen ab. In Zeiten der ultralockeren Geldpolitik ist es eben nicht sonderlich empfehlenswert, sein Geld – und schon gar nicht so hohe Geldbeträge – auf Sparbüchern zu halten. Doch die AK verfolgt eine defensive Veranlagungsstrategie, die sie für “strukturell krisenfest” hält und die sie vor der Versuchung mit Kammergeldern zu spekulieren bewahre.

Ergebnis: 2020 verbuchten die neun Länderorganisation Negativzinsen von rund 100.000 Euro, wie AK-Direktor Christoph Klein am Dienstag vor Journalisten zugab. 100.000 Euro an Pflichtmitgliedsbeträgen ginge einfach verloren.

Bessere Konditionen mit Banken ausverhandelt

Teils konnte die AK über Verhandlungen bei den Banken die Verluste reduzieren. Sie setzte beispielsweise durch, 10 Millionen Euro ohne Negativzinssatz auf einem Konto zu haben. Teils bindet die AK ihre Gelder ein bis drei Jahre, um negativen Zinsen zu entgehen. Doch in Summe bleibt das Halten von Geldern auf Sparbüchern verlustreich.

Und selbst bei den 140 Millionen Euro an Wertpapieren schlagen sich die ultraniedrigen Zinsen nieder. Gemäß der von den AK-Fraktionen beschlossenen Haushaltsordnung muss die Arbeiterkammer nämlich mündelsicher veranlagen, etwa in Staatsanleihen. Lediglich 60.000 Euro befinden sich in Aktien von ATX-Konzernen und ermöglichen es der AK als Aktionären, an Hauptversammlungen teilzunehmen.