Ein mysteriöser Mordfall in Moskau beschäftigt gerade die Behörden: Der ehemalige Vizepräsident der russischen Gazprombank Wladislaw Awajew (50) wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden, ebenso seine Frau und seine Tochter Maria (13).

Verwandte entdeckte die Opfer in der Wohnung

Zuvor hatte eine Verwandte mehrmals versucht, die Familie telefonisch zu erreichen – ohne Erfolg. Die Frau war besorgt und beschloss, ihre Angehörigen zu besuchen. Sie fand die Leichen des ehemaligen Vizepräsidenten der Gazprombank und seiner Frau Elena in einem Zimmer. Die Leiche der 13-jährigen Tochter Maria befand sich in einem anderen Zimmer. Alle Opfer hatten Schusswunden.

Vorläufigen Ermittlungsergebnissen zufolge handelt es sich um Mord und anschließenden Selbstmord, sprich: Wladislaw Awajew hat zuerst seine Frau und seine Tochter im Teenageralter getötet und anschließend Selbstmord begangen. So soll etwa das getötete Familienoberhaupt eine Waffe in seiner Hand gehalten haben.

Hintergründe der Tat werden noch geklärt

Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Sie könnten auch rein privater Natur sein. Inoffiziellen Angaben zufolge hatte der Ex-Banker ein schwieriges Verhältnis zu seiner Frau. Er soll herausgefunden haben, dass sie von ihrem Fahrer schwanger war. Darüber hinaus soll er einen Rechtsstreit mit ihr betreffend die Obsorge für die gemeinsame Tochter geführt haben. Geschieden war die Ehe der beiden aber nicht.

Nowosibirsk: Die russischen Buchstaben des Namens Gazprombank befinden sich auf dem Dach eines verglasten modernen Gebäudes vor einem bewölkten Himmel.Getty

Gazprombank: Moskaus "trojanisches Pferd" im Westen

Die Gazprombank, deren Ex-Präsident der tote Banker war, gilt zurzeit als eine Art trojanisches Pferd Russlands. Zurzeit werden Öl- und Gaslieferungen über ihre Konten abgewickelt. Die Bank – so der Vorwurf – finanziere mit ihren Einnahmen auch den Ukraine-Krieg mit. Ein wesentlicher Grund, weshalb die Sanktionen gegen Russland zurzeit nur wenig wirksam sind: Die Gazprombank wurde von ihnen ausgenommen.

Die Gazprombank gehört zu den größten Banken Russlands. Sie wurde 1990 durch den russischen Energiekonzern Gazprom als Tochtergesellschaft gegründet, befindet sich aber heute nicht mehr mehrheitlich in dessen Besitz. Sie ist heute eine offene Aktiengesellschaft, indirekt aber zu großen Teilen im Besitz des russischen Staates. Die Die größten Anteilseigner sind nämlich der Rentenfonds “Gazfonds” (49 Prozent), Gazprom (35 Prozent) und die Wneschekonombank (10 Prozent). Neben reinen Bankgeschäften ist die Gazprombank über ihre Tochtergesellschaft Gazprom-Media auch einer der größten Medienkonzerne Russlands. Darüber hinaus besitzt die Bank ein Schwerindustrieunternehmen (OMZ), das Anlagen für Bergbau, Petrochemie und Atomkraftwerke produziert.