Wie geht es nach dem Rücktritt von Gerhard Milletich weiter? Diese Frage beschäftigt derzeit die österreichische Fußball-Landschaft. Der Burgenländer trat am Dienstag offiziell als Präsident des ÖFB zurück. In einer offiziellen Aussendung sprach Milletich von einer “massiven medialen Negativ-Kampagne”, aber auch von “internen Angriffen gegen meine Person” und “Feindseligkeiten einiger Mitglieder des Präsidiums”. Tatsache ist: Der ÖFB ist an allen Ecken und Enden zerstritten – daran wird sich auch nach dem Abgang von Milletich nichts ändern.

Vor allem die Landeschefs aus Oberösterreich  (Gerhard Götschhofer), Salzburg (Herbert Hübel) und Tirol (Josef Geisler) waren keine Fans von Gerhard Milletich. Dies führte wiederum zu schweren Differenzen mit den übrigen Landespräsidenten – mittlerweile gibt es praktisch keine Kommunikation mehr zwischen den beiden verfeindeten Lagern. Wenn, dann wurde nur in Präsidiumssitzungen gesprochen, die “Gerichtsverhandlungen” gleichen, wie ein Gremiumsmitglied der APA – Austria Presse Agentur berichtete.

Gerhard Milletich ist seit Dienstag nicht mehr ÖFB-PräsidentAPA/GEORG HOCHMUTH

Milletich betonte gleich nach seiner Wahl mit Blick auf die “West-Front”, er sehe sich nicht als Brückenbauer. Doch diese Aufgabe wird sein Nachfolger übernehmen müssen. Ansonsten droht eine lang anhaltende Lähmung des Präsidiums. “Wir brauchen jetzt einen Präsidenten, der einen kann, und das wird schwierig”, erklärte der steirische Landespräsident Wolfgang Bartosch gegenüber der APA.

Doch nicht nur im Aufsichtsratorgan, sondern auch in der operativen Führung ist die Stimmung beim Verband angespannt. Das Verhältnis zwischen Generalsekretär Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, ist dermaßen zerrüttet, dass in Bälde wohl einer aus dem Duo den Verband verlassen muss.

Im Mai oder im Juni kommt es zu einer Außerordentlichen Hauptversammlung. Dann wird der neue Präsident die Entscheidung darüber fallen. Bis dahin wird wohl einer der aktuellen Vizepräsidenten – Götschhofer, Geisler, Niederösterreichs Landeschef Johann Gartner und Bundesliga-Aufsichtstratsvorsitzender Philip Thonhauser – einspringen.

Wer übernimmt nach Milletich?

Doch wie geht es danach weiter? Im Hintergrund kursieren bereits einige Namen, wie jener von Götschhofer und Geisler. Diese wären nach derzeitigem Stand im Präsidium nicht mehrheitsfähig. Darüber hinaus sorgt die Aussicht auf einen Bundesliga-Vertreter an der Spitze des ÖFB bei einigen Personen innerhalb des Verbandes für Stirnrunzeln. Johann Gartner, Präsident des niederösterreichischen Fußballverbandes wiederum hat seinen 70. Geburtstag schon hinter sich und fiel des Öfteren mit skurrilen Aussagen auf, stimmte zudem gegen das Infrastruktur-Projekt Wien-Aspern. Trotzdem ist es nicht ausgeschlossen, dass der Niederösterreicher am Freitag bei der Präsidiumssitzung in Graz das Rennen macht.

Über die langfristige Lösung auf dem Präsidentensessel wird erst später entschieden. Ambitionen auf das prestigeträchtige Amt werden unter anderem Thonhauser nachgesagt. Georg Pangl hat sein Interesse bereits öffentlich bekundet. Der Ex-Bundesliga-Vorstand möchte den Job allerdings hauptamtlich ausüben, wofür eine Strukturreform nötig wäre – und an echte Reformen, wie sie seit Jahren gefordert werden, ist im ÖFB in der momentanen Situation nicht zu denken.