Der ukrainischen Armee fehlt Munition für die Artillerie, die von westeuropäischen Staaten zugesagten neuen Waffensysteme (Leopard 2, etc.) sind noch nicht an der Front einsetzbar, und den Streitkräften gehen aufgrund der extrem hohen Verluste die Soldaten aus – Kiew befahl die bereits achte Mobilisierungswelle seit Kriegsbeginn, es werden junge Buben und alte Männer zur Armee eingezogen: In dieser krisenhaften militärischen Lage und nach der nun laufenden kompletten Aufgabe der von Selenskyj zur “Festung” erklärten Kleinstadt Bakhmut liegen nun offenbar bei der Regierung in Kiew die Nerven blank.

So berichtet die Bild, die durchaus gute Kontakte zu der politischen Führungsschicht in der Ukraine hat, von einem schweren Konflikt zwischen Wolodymyr Selenskyj und seinem Armee-Chef General Walerij Saluschnyj. Saluschnyj wurde international auch durch die Debatte über sein Armband am Handgelenk bekannt: So wurde im Herbst 2022 behauptet, dass auf diesem Schmuckstück auch ein Hakenkreuz zu sehen sei – allerdings sei es laut Kiew nur ein “Armband mit nordische Symbolen, auch einem sogenannten Salomonsknoten, der durch die geringe Auflösung des Bildes einem Hakenkreuz ähnelt”.

General Walerij Saluschnyj - mit seinem Armband mit nordischen Symbolen sorgte er für Kritik.

Streit um Haltebefehle für Bakhmut

Jetzt sei jedenfalls der Streit zwischen dem Präsidenten und dem Armee-Chef eskaliert, berichtet die Bild: Auslöser dafür dürfte die Bestätigung der Meinung von General Walerij Saluschnyj gewesen sein, dass die hartnäckige Verteidigung von Bakhmut auch der ukrainischen Armee extrem hohe Verluste bringen wird. Davor hatten auch westliche Militärexperten gewarnt, da schon seit Jahrzehnten eine flexible mobile Verteidigungsstrategie unterrichtet wird – ganz im Gegensatz zu politisch motivierten Festhalte-Befehle, die schon im II. Weltkrieg zu Katastrophen geführt haben.

Experten und Angehörige der ukrainischen Streitkräfte sollen mehrheitlich Saluschnyjs Einschätzung zur Schlacht um Bachmut teilen, berichtet die Bild. Ein ukrainischer Militärberater wird zitiert: “Am Anfang war Bakhmut eine Falle für die Russen, jetzt ist es eine Falle für uns geworden. Wir töten sie im Verhältnis 1:7 – das ist der einzige militärische Grund, Bakhmut zu halten. Aber die Truppen hätten vor drei Wochen abgezogen werden müssen, als die Russen Krasnaja Gora einnahmen. Die Entscheidung, Bakhmut zu halten, war gut, aber sie haben es übertrieben.”

Aktuell tauchen auf Telegram-Kanälen immer mehr Videos von sich Richtung Westen zurückziehenden ukrainischen Truppen auf, Putins Söldner-Truppe Wagner feierte bereits den Sieg in der Schlacht um Bakhmut.

General auch ein möglicher politischer Rivale für Selenskyj

Aber es gibt noch ein weiteres Motiv für diesen nun sichtbaren Konflikt in der Führungsriege der Ukraine: Der General ist bei der  Bevölkerung sehr beliebt, manche handeln ihn bereits als nächsten Präsidentschaftskandidaten. Selenskyjs Umfeld soll in Saluschnyj daher einen möglichen Rivalen sehen.

Die Regierung in Kiew verweigert noch immer, korrekte Verlustzahlen der Armee zu nennen.
Die aktuelle militärische Lage im Osten der Ukraine.