Seit dem 4. Dezember hörte man in China nichts mehr von Todesfällen im Zusammenhang mit Corona – und das obwohl Peking bereits am 7. Dezember die Abkehr von der Null-Covid-Strategie verkündet hat. Am Montag meldeten die Gesundheitsbehörden nun erstmals wieder zwei Corona-Tote in der chinesischen Hauptstadt.

Die nationale Gesundheitskommission erhöhte die Zahl der offiziellen Corona-Todesfälle seit Beginn der Pandemie damit auf insgesamt 5237. Die Zahl der Erkrankungen wurde mit insgesamt 380.453 angegeben. Die Zahlen, die bedeutend geringer als in anderen Ländern sind, werden jedoch vielfach in Zweifel gezogen – auch wegen der zugrundeliegenden Methodik bei der Zählung.

Die Krematorien in China laufen auf Hochtouren

Schließlich gilt in China nur als Corona-Todesfall, wenn eine Person direkt an Covid-19 gestorben ist. Menschen mit weiteren Erkrankungen, die sich durch die Virusinfektion verschlimmerten, etwa Diabetes oder Herzerkrankungen, fallen so aus der Statistik heraus.

Nach Berichten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist in den Krematorien Pekings zudem ein starker Anstieg von Toten zu verzeichnen, der teilweise vier- bis fünfmal so hoch ist wie sonst.

In China werden jetzt landesweit Notfallkrankenhäuser errichtet

In China ist offenbar das „Covid-Chaos“ ausgebrochen

Den „ersten Schock einer gigantischen Welle von Infektionen und einen Mangel an Gesundheitspersonal“, meldete bereits vor einer Woche das Wirtschaftsmagazin «Caixin» aus Metropolen wie Peking, Guangzhou, Chengdu oder Shijiazhuang . Das Magazin sprach von „Covid-Chaos“, die Notaufnahmen seien hier schon überfüllt.

Epidemiologen erwarten nun, dass bis Mitte März gleich drei Infektionswellen durch das bevölkerungsreichste Land der Erde rollen werden. Die derzeitige erste Welle soll bis Mitte Jänner dauern und vor allem die städtischen Gebiete betreffen, wie der Chef-Epidemiologe des Gesundheitsamtes, Wu Zunyou, laut Staatsmedien sagte.

Immer mehr Chinesen fallen der Corona-Welle zum Opfer

Wegen der niedrigen Durchimpfungsrate bei Älteren drohen viele Tote

Die zweite Welle erwartet der Experte dann bis Mitte Februar mit der Reisezeit um das chinesische Neujahrsfest am 22. Jänner, wenn viele Millionen Chinesen traditionell in ihre Heimatdörfer reisen. Mit der Rückkehr der Reisenden sei dann die dritte Welle von Ende Februar bis Mitte März zu erwarten.

Problematisch seien in China nicht zuletzt die Impfungen, wie der Spiegel berichtet. Gerade von den Älteren ab 60 Jahren – die das höchste Risiko für schwere oder tödliche Covid-19-Verläufe tragen – hätten seit September nur zwei Drittel entsprechende Booster-Impfungen erhalten. Im Kreis der Menschen über 80 Jahren haben gar nur 40 Prozent eine Booster-Spritze bekommen. Es fehlt in der Bevölkerung auch an natürlicher Immunität, da das abgeschottete China bisher kaum Infektionen gesehen hat. Zudem zeigten die in China eingesetzten Impfungen einen schlechteren Schutz als die im Westen eingesetzten mRNA-Impfsftoffe.

Ältere Menschen in China sind unzureichend geimpft

Bis zu eine Million Corona-Tote werden in China erwartet

In China rechnen Experten vor diesem Hintergrund damit, dass sich nun „ein Großteil der Bevölkerung“ infizieren werde – und die meisten Toten unter den Älteren erwartet werden müssen. Die Experten gehen davon aus, dass zwischen 800.000 und einer Million Chinesen an Corona sterben werden.

„Die Lage in China ist vergleichbar mit der in Europa im Frühjahr 2021, als ein Großteil der Bevölkerungen noch nicht geimpft war“, schätzte auch Björn Meyer, Leiter der Arbeitsgruppe Virusevolution an der Universität Magdeburg, die Situation kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur dpa ein. Laut seinen Befürchtungen wird es sehr schwierig, „einen Schwelbrand, wie er jetzt bereits vorliegt, wieder zu ersticken“.

Das Regime von Xi Jinping in Peking hat sich für die massive Lockerung seiner strikten Null-Covid-Strategie entschieden, nachdem es in China landesweit heftige Proteste gegen die damit verbundenen rigorosen Lockdowns gegeben hatte. Zudem hat auch die Wirtschaft Chinas sehr unter den Corona-Einschränkungen gelitten.