Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat nicht nur viele zivile, sondern auch eine Vielzahl an politischen Flüchtlingen hervorgebracht. Eine Vielzahl hochrangiger Politiker aus Kabul hat sich nach Deutschland geflüchtet – wie der deutsche “Spiegel” berichtet, sollen es mindestens fünf Spitzenpolitiker sein, die teils in allerletzter Minute aus ihrer Heimat geflüchtet sind. Darunter auch ein Mann mit politisch nicht ganz unheikler Vergangenheit: der Minister für religiöse Angelegenheiten Mohammad Quasem Halimi, der bereits unter den Taliban gedient hat…

Berlin holte "Verbündete" nach Deutschland

Die Flucht der afghanischen Politiker wurde teilweise aktiv von Berlin unterstützt, wie es aus Berliner Insiderkreisen heißt. Die deutsche Regierung habe sich hier eingesetzt, da die betreffenden Politiker eine “enge Verbindung zu Deutschland” haben und quasi als “Verbündete” der Regierung gelten, so heißt es aus der Bundeshauptstadt.

Unter den nun mit ihren Familien in Deutschland weilenden Politikern sind der Ex-Außenminister Mohammed Hanif Atmer, der frühere Nationale Sicherheitsberater Rangin Spanta und zwei Minister aus der Regierung des ebenfalls geflohenen Präsidenten Ashraf Ghani (der eXXpress berichtete), die es sogar an Bord der Evakuierungsflüge der Bundeswehr schafften: Die stellvertretende Flüchtlingsministerin und Mohammad Qasem Halimi – jener kontroverse Minister für religiöse Angelegenheiten, dem Verbindungen zu den Taliban nachgesagt werden.

Halimi lobte die Taliban 2017 noch: "Das war meine beste Zeit"

Halimi diente bereits in der ersten Talibanregierung Ende der Neunzigerjahre im Außenministerium. In einem Interview mit der “Deutschen Welle” im Jahr 2017 lobte er noch das damalige Regime . “Das war meine beste Zeit. Damals hat Afghanistan die Taliban gebraucht”, sagte Halimi im Interview. Nach dem Ende der ersten Talibanherrschaft landete er zunächst im berüchtigten Gefängnis des US-Militärstützpunktes Bagram. Im Jahr 2003, nach seiner Haftentlassung und einem Aufenthalt in Pakistan, wechselte Halimi dann die Seiten und diente unter den Präsidenten Hamid Karzai und Ashraf Ghani. Nach Angaben der Deutschen Welle bekleidete er fortan in Afghanistan verschiedene Verwaltungsposten und hohe religiöse Ämter, die in der afghanischen Gesellschaft einen hohen Stellenwert haben.

Jetzt Kritik an Taliban: "Es geht ihnen nicht um Religion, sondern nur um Macht"

Das Lob für die Taliban war in den letzten Jahren und Monaten dann allerdings zusehends verstummt und ist anderen Tönen gewichen: Halimi äußerte sich zuletzt kritisch gegenüber den radikalen Islamisten und forderte ein Ende der Gewalt in Afghanistan. Nur wenige Tage vor der Übernahme Kabuls durch die militanten Islamisten meinte er, es gehe den Taliban nicht um Religion, sondern um die Macht.

Der fünfte Elite-Minister, der es neben Halimi und den anderen im wahrsten Sinne des Wortes in letzter Sekunde nach Deutschland geschafft hat, ist der bis zuletzt amtierende Flüchtlingsminister Noor Rahman Akhlaqi. Akhlaqi landete laut “Spiegel” erst vergangene Woche, also am frühen Morgen des 31. August, mit seiner Frau und vier Kindern mit einem Linienflug aus Doha in Frankfurt.