Nach den Kämpfen rund um die ukrainische AKW-Ruine Tschernobyl mehren sich die Sorgen um erhöhte Strahlung in dem Gebiet. Die ukrainische Atombehörde bestätigte erhöhte Werte. Ein Sprecher aus Moskau behauptete, die Radioaktivität bewege sich im normalen Bereich.

Das russische Verteidigungsministerium entsandte aber Fallschirmjäger, um das Gelände zu sichern. Auch Spezialisten eines ukrainischen Wachbataillons seien nach Absprache weiter im Einsatz, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Es gebe keine Auffälligkeiten.

Einnahme Tschernobyls erleichtert Marsch auf Kiew

Ukrainischen Angaben zufolge hatten russische Truppen das Gebiet nach heftigen Gefechten eingenommen. Militärexperten meinen, Tschernobyl spiele eine wichtige Rolle beim Vormarsch russischer Truppen aus Weißrussland auf die ukrainische Hauptstadt Kiew.

„Es ist der kürzeste Weg von A nach B“, sagte James Acton von der Carnegie-Stiftung für Internationalen Frieden. Eine Einnahme Tschernobyls sei für sich genommen militärisch nicht entscheidend, aber sie erleichtere den Marsch russischer Truppen auf Kiew, sagte auch Jack Keane, ehemaliger General der US-Armee.

Die Anlage liegt gut 100 Kilometer nördlich von Kiew. „Natürlich wäre ein Unfall in Tschernobyl eine große Sache“, sagte Acton. Doch gehe eine weit größere Gefahr von Unfällen in den vier noch aktiven ukrainischen Atomkraftwerken aus. Die dort verwendeten Brennstäbe würden eine höhere Radioaktivität bergen als Tschernobyl. „Das Risiko von Kämpfen dort wäre signifikant höher“, so der Experte.