Die Aufregung über diverse Chats des Chefredakteur der Presse mit Thomas Schmid und des ORF2-Chefredakteurs Matthias Schrom mit Heinz-Christian Strache ist gewaltig – immerhin erfahren nun alle Österreicher, wie eng Politiker oder korruptionsanfällige Helferlein einer Partei die Nähe zu Medien suchen, um Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen.

Dass sich nun aktuell auch ein großes Boulevard-Blatt über diese Kommunikations-Praxis zwischen Politikern und Medienmitarbeitern empört, brachte einen langjährigen Journalisten dazu, mit dem eXXpress über dieses Thema ganz konkret zu sprechen: “Das ist ja wirklich lachhaft. Bei fast allen großen Medienhäusern gibt es dieses toxische Naheverhältnis. So lange von den Herausgebern und Chefredakteuren klare Grenzen gezogen werden, damit eine korrekte und kritische Berichterstattung trotzdem möglich ist, kann es ja diese guten, für die Berichterstattung wichtigen Kontakte geben. Problematisch wird’s, wenn die Spitzen dieser Medienhäuser selbst mit Politikern und deren Helfern – wie etwa Thomas Schmid – in allerengstem Kontakt sind, und dies zum Platzieren oder aber Verhindern von Berichten benutzt wird.”

Für ihn intervenierte ein Wochenblatt-Mitarbeiter: der jetzt angeklagte Ex-Grüne Christoph Chorherr, er steht ab morgen vor Gericht.

Aufregung über Verhaberung sei "lachhaft"

Der Insider im Medien-Business nennt dazu einige Beispiele: “Absolutes No-Go ist, wenn Chefredakteure oder Herausgeber mit Personen gemeinsame Urlaube verbringen, die mittlerweile in massive Kriminalfälle verwickelt sind – wie etwa mit dem Ex-Generalsekretär und ÖVP-Buddy Thomas Schmid oder dem grünen Planungs-Gemeinderat Christoph Chorherr (Anm.: Für beide gilt die Unschuldsvermutung).”

Und es gibt dazu konkrete Beispiele, wie Berichterstattung von “ganz oben” abgedreht worden ist: “Ein SPÖ-Bundespolitiker drohte etwa ganz offen, dass er für die Kündigung eines Journalisten sorgen werden, wenn sein Bericht in der Zeitung erscheint. Und eine SPÖ-Stadträtin drohte einem Herausgeber, dass sie das Inseraten-Jahresbudget für dieses Blatt stornieren werde, wenn ein gewisser Redakteur nicht gefeuert werde. Natürlich knickt bei derartigen Drohungen aus der Politik mancher Herausgeber ein – beim nächsten gemeinsamen Abendessen mit dem Politiker oder der Politikerin wird dann über diese ,kleine Verstimmung’ gescherzt.”

Man versteht sich also grundsätzlich – weil die österreichischen Verlage Millionen über Inserate brauchen, und die Politiker positive Berichterstattung. Es geht dabei um richtig viel Geld: Allein mit der Streichung eines Jahresbudgets eines Wiener Stadtrats-Ressorts verliert ein großer Verlag fast 500.000 Euro.

Seine Chats sorgen jetzt für Aufregung: Ex-ÖBAG-Vorstand Thomas Schmid (44)

"Mit Kanzler-Sprecherin ein Paar - da brauchte es keine SMS"

Dass die großen Medienmacher Österreichs jetzt gegenseitig mit dem Finger auf den jeweils anderen zeigen, findet der Insider, der mit dem eXXpress über dieses brisante Thema spricht, “nur noch zum Kopfschütteln”: “Bei einer großen Zeitung war der Politik-Redakteur und die Kommunikationschefin des Kanzlers monatelang ein Paar – da mussten wohl keine SMS über heikle politische Themen geschrieben werden. Das war stadtbekannt. Kein ,Falter’, kein ,Profil’ hat das kritisiert. Und dazu könnte noch viel über gemeinsame Venedig-Reisen von SPÖ-Regierungsmitgliedern und einem bekannten Journalisten berichtet werden, ebenso von harten Interventionen eines linken Wochenblatt-Machers bei Branchenkollegen für den jetzt angeklagten Ex-Grünen Christoph Chorherr – weil dessen Frau mit seiner Gattin befreundet war.”

Besonders kurios sei auch, dass jetzt ein bekanntes Boulevardbatt diese “Nahverhältnisse” scharf kritisiert: “Die sollten vielleicht im eigenen Haus herumfragen, wer mit dem jetzt Beschuldigten Thomas Schmid in seiner noch aktiven Zeit mehrmals auf Urlaub war.”

Die Chats von Nowak und Schrom seien “natürlich zu kritisieren, aber eigentlich relativ harmlos” gegenüber dem, was er selbst erlebt hat, berichtet der Medienmitarbeiter jetzt dem eXXpress: “Die Verhaberung zwischen Massenblatt-Redakteuren sowie Herausgebern und einflussreichen Politikern der Stadt Wien sollte bei der Aufarbeitung dieses Themas bitte nicht vergessen werden. Da gab’s zwar keine SMS-Nachrichten, aber dafür eine eigene zwischen Rathaus und Verlag pendelnde ,Agentin’, die darauf achten sollte, dass ,das Klima immer passt’ – nämlich für den Inseraten-Fluss. Und diese Lady sagte auch Redakteuren, wer von den Rathaus-Politikern aktuell ,in Ungnade’ gefallen ist, weil er ein Inseratenbudget gekürzt hat. Alleine dieses Thema würde Bände füllen.”

PS: Der eXXpress lässt sich nicht von Politikern und deren Helfern unter Druck setzen und deckt auch derartige Versuche – wie etwa bei der Causa Wien-Energie – sofort auf.