„Ich bedaure sehr, dass es in den letzten Tagen vermehrt zu politischer Instrumentalisierung gekommen ist und dass mittlerweile auch verschiedenste Rechtsextremisten den Zweck dieses Projektes völlig konterkarieren. Die soeben bekannt gewordenen Warnschilder an verschiedenen Orten Wiens sind erschütternd und verstörend und ich verurteile derartige Aktionen auf das Schärfste“, schreibt Initiator Ednan Aslan – der aufgrund massiver Drohungen gegen ihn sogar Polizeischutz benötigte – in einer Mitteilung auf der Seite.

Raab: "Kein Generalverdacht"

„Diese Kriminalisierung muslimischen Lebens muss so schnell wie möglich beendet und die Islam-Landkarte offline genommen werden”, forderte die Muslimische Jugend. Sie kritisierte die Verletzung von Persönlichkeits- und Datenschutzrechten von Einrichtungen und Privatpersonen.

Das war freilich nie die Intention der Karte, erklärte Aslan: „Die Islamlandkarte wollte eine differenzierte Diskussion über das islamische Leben in Österreich ermöglichen und einen positiven Beitrag leisten. Es sollte die Vielfalt des islamischen Lebens in Österreich aufgezeigt werden – in all seinen Schattierungen“

Seit der Veröffentlichung der Karte kam es zu zahlreichen fragwürdigen AktionenCopyright: Instagram / Omar Al-Rawi

Dass man keinesfalls alle Muslime damit unter “Generalverdacht” stellen wollte, betonte bei der Veröffentlichung auch Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP). Andererseits dürfe man auch nicht “auf einem Auge blind sein” und “gefährliche Entwicklungen des politischen Islam” ignorieren. Diese Tendenzen seien nämlich eine Gefahr für unser Wertesystem und unsere liberale Demokratie. Die Politik müsse dafür sorgen, dass nicht in Hinterzimmern und Hinterhöfen derartige Ideologien “unter dem Deckmantel der Toleranz” verbreitet werden.

Ednan Aslan: Der Initiator der Karte benötigte PolizeischutzAslan Islamlandkarte APA/HERBERT

„Dennoch möchte ich festhalten, dass zweifellos dringende Notwendigkeit an einer sachlichen Debatte über den Islam in Österreich besteht. Die Islamlandkarte kann dazu einen sinnvollen Beitrag leisten. Nicht zuletzt tat sie das bereits seit ihrer ersten Veröffentlichung 2012. Dass die Erweiterung dieses Projektes derartige Diskussionen hervorruft, bedaure ich sehr. Ich fordere alle Seiten zur Rückkehr zu einer sachlichen, wissenschaftlich fundierten Diskussion auf“, schließt Aslan.

Karte soll nach Anbieterwechsel wieder online gehen

Offline genommen werde die Karte aber nicht: “Wir lassen unsere wissenschaftliche Arbeit weder durch rechtsextreme Vereinnahmung noch durch islamistische Drohungen zunichte machen.” Sobald die IT-Änderungen vorgenommen worden seien, würde das Projekt wieder online gehen. Geplant sei der Zugang künftig nur noch mit Registrierung.

Die Grüne Integrationssprecherin Faika El-Nagashi hatte davor in einer Aussendung gemeint: “Es braucht jetzt eine Ruhephase, in der das Projekt offline genommen und grundlegend überarbeitet wird.” Sicherheit, Datenschutz und der Dialog mit den Betroffenen müssten in die DNA dieses Projekts eingebaut werden. Spätestens mit dem gestern bekannt gewordenen Aufruf rechtsextremer Gruppen, muslimische Einrichtungen mit einem Schild im Stadtbild zu “markieren”, sei die Landkarte zu einem ernst zu nehmenden Sicherheitsproblem geworden.