Nach dem Wahl-Debakel für die ehemalige Gesundheitsministerin am Parteitag kursierten schnell Gerüchte, dass Schnabl, wie auch Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil und Nationalratsabgeordneter Max Lercher nicht für Rendi-Wagner gestimmt hätten. “Ich bedaure das Ergebnis, hätte mir eigentlich mehr Reife des Bundesparteitags gewünscht”, sagte Schnabl, der Rendi-Wagner seine “einhundertprozentige Unterstützung” versprach.

“Wir brauchen als Landespartei eine superstarke Bundespartei”, betonte Niederösterreichs SPÖ-Chef mit Verweis auf die ÖVP und eine “sehr instabile bundespolitische Lage” im Bund. Die Sozialdemokratie müsse sich nun “geeint zeigen und nach vorne schauen”.

Schnabl selbst liegt am Herzen, “die Situation der Menschen in Österreich zu verbessern und nicht nur Ergebnisse zu diskutieren”. Als thematische Schwerpunkte nannte er Arbeit, Wirtschaft, Pflege und Bildung.

Kaum Stellungnahmen aus der SPÖ

Generell ist man innerhalb der SPÖ sehr bemüht, das historisch schlechteste Wahlergebnis herunter zu spielen. So sagt der burgenländische SP-Landesgeschäftsführer Roland Fürst zu Heute: “Ja, das Ergebnis ist deutlich niedriger als 2018, aber 75 % sind akzeptabel und OK. Generell war der Parteitag laut Fürst sehr solide: “Und ja man merkte auch Kritik und Unzufriedenheit – das war spürbar und ist absolut legitim.”

Rauer Wind unter den Genossen

Auch wenn der 50-Jährigen innerparteilich schon lange, spätestens seit den Debakeln bei Europa- und Nationalratswahl kühler Wind entgegenweht, hatte man zuletzt den Eindruck, dass sich Rendi-Wagner und ihre Partei aneinander gewöhnt hätten. Selbst ihre schärfsten Kritiker gingen am Rande des Parteitags davon aus, dass sie ein akzeptables Ergebnis, das wohl bei 85 Prozent begonnen hätte, erreichen würde.

Zumindest gegenwärtig trifft die Vorsitzende das Herz ihrer Partei also nicht. Dabei ist sie eigentlich die Inkarnation des sozialdemokratischen Erfolgswegs. In finanziell schwachen Verhältnissen im Wiener Gemeindebau Per-Albin-Hansson-Siedlung groß geworden, ihre Mutter alleinerziehend, schaffte es Rendi-Wagner mit Fleiß und Ehrgeiz, zur erfolgreichen Ärztin, Spitzenbeamtin, Ministerin und letztlich sogar zur ersten weiblichen Vorsitzenden der SPÖ zu werden.

Das Problem ist nur, dass man ihr diese Vergangenheit nicht mehr anmerkt. Ihr Auftreten mutet bürgerlich an. Rendi-Wagner repräsentiert in den Augen vieler eher Oberschicht als Arbeiterklasse, da kann sie sozialdemokratisches Vokabular herunterklopfen, so oft sie will.