All jene Europäer, die den Bericht des EU-Rechnungshofs vom Herbst 2021 über die Ukraine kennen (der eXXpress berichtete), werden von den aktuellen Vorgängen in Kiew nicht besonders überrascht sein: Der stellvertretender Minister Wassyl Losynskyj ist wegen der Annahme einer sechsstelligen Bestechungssumme festgenommen worden.

“Das Nationale Antikorruptionsbüro hat beim Vize-Minister für die Entwicklung von Gemeinden, Territorien und Infrastruktur, Wassyl Losynskyj, eine Hausdurchsuchung durchgeführt und ihn festgenommen”, berichtete die “Ukrajinska Prawda”.

Das Ministerium hat bereits auf den Bericht reagiert und den Spitzenbeamten gefeuert. Losynskyj wird demnach vorgeworfen, beim Ankauf von Stromgeneratoren Bestechungsgeld in Höhe von 400.000 Euro kassiert zu haben. Die Ermittlungen liefen seit September, der Mitarbeiter in der Regierung von Wolodymyr Selenskyj wollte sich offenbar noch daran bereichern, dass seine Landsleute in einer absoluten Krisensituation keinen Strom in ihren Wohnungen und Häusern haben.

Soll 400.000 Euro Bestechungsgeld erhalten haben: Wassyl Losynskyj

Steckbrieflich gesuchter ukrainischer Bankmanager in Österreich

Bemerkenswert: Dieser neue Korruptions-Krimi flog nur 14 Tage nach dem eXXpress-Bericht über den nach Österreich geflüchteten Präsidenten der ukrainischen Nationalbank auf – Kyrylo Shevchenko (50) versteckt sich aktuell in Wien, weil ihm von der Regierung in Kiew der Vorwurf gemacht wird, dass er 5,42 Millionen Euro veruntreut haben soll. In der Ukraine wird der Bankmanager, der bei uns in Österreich in Sicherheit lebt, mittlerweile steckbrieflich gesucht.

Shevchenko hat wie berichtet nun in Österreich sogar um Asyl angesucht. Auch Oleksandr T., der frühere Präsident des ukrainischen Verfassungsgerichtshofs und erklärte Gegner von Wolodymyr Selemnskyj, lebt unbehelligt in Wien.

Muss auch zum Rapport: der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow

Auch Vorwürfe gegen den ukrainischen Verteidigungsminister

Auch der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow soll nach offiziellen Angaben vor dem Parlament in Kiew zu Berichten über überteuerte Lebensmittelankäufe für die Armee Stellung nehmen, berichtet die Tageszeitung Die Welt. Resnikow sei zu einer Anhörung geladen, sagte die Vize-Vorsitzende des Rada-Ausschusses für nationale Sicherheit, Verteidigung und Aufklärung, Marjana Besugla, am Samstag im nationalen Rundfunk, Suspilne Media. Zudem kündigte der Rechnungshof eine Sonderprüfung im Verteidigungsministerium an.

Zuvor hatten Medienberichte in Kiew für Wirbel gesorgt, wonach das Verteidigungsministerium Lebensmittel für die Verpflegung seiner Soldaten zu Preisen ankaufe, die bis zu dreimal so hoch sind wie die Einzelhandelspreise im Geschäft. Bei dem Vertrag über 13 Milliarden Hrywnja – 300 Millionen Euro – soll es sich nicht um die Verpflegung der Soldaten an der Front, sondern im Hinterland handeln.