Während sich das Wiener Burgtheater fast nur noch mit dem erschütternden Kriminalfall um Kinderporno-Sammler Florian Teichtmeister beschäftigt, ist in der hessischen Hauptstadt Wiesbaden die nächste Bombe in der Kunstwelt geplatzt. Dort kündigte völlig überraschend der fachlich hoch geschätzte Orchesterdirektor Ilia Jossifov. Das Staatstheater und die hierfür verantwortliche Politik kritisiert der jüdische Orchester-Chef scharf.

Es geht um Mobbing- und Antisemitismus-Vorwürfe, die der Wiesbadener Öffentlichkeit nicht neu sind. Mehrfach geriet der Geschäftsführer des Hessischen Staatstheaters ins Kreuzfeuer der Kritik, weil er sich entsprechend herabwürdigend geäußert haben soll. Konsequenzen gab es für ihn keine. Die zuständige Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn von den Grünen, soll den angezählten Geschäftsführer noch verteidigt haben: “Sein Verhalten ist nicht als antisemitisch zu bewerten”, sagte sie.

Auslöser des Skandals war ein Plakat im Büro des Geschäftsführers, auf dem auch ein Hakenkreuz abgebildet war. Trotz mehrfacher Bitten von Orchester-Chef Jossifov weigerte sich der kaufmännische Leiter, das Plakat abzuhängen. Es soll auch weitere antisemitische Äußerungen des Geschäftsführers gegeben haben.

Das bittere Fazit des Orchesterdirektors: “Ich und meine Familie hätten nie gedacht, dass so etwas über 70 Jahre nach dem Holocaust in Deutschland noch möglich ist.”