Nachdem sich die politischen und ökonomischen Differenzen zwischen Washington und Peking in den letzten Monaten verschärften, geht China nun erstmals gegen einen der größten Chip-Produzenten in den USA vor. Demnächst werden die Produkte des Tech-Konzerns Micron nicht mehr in der kritischen Infrastruktur der Volksrepublik verbaut werden, da die Cyberspace Administration of China (CAC) Sicherheitsrisikos für ihr Land sieht.

“Die Untersuchung ergab, dass Microns Produkte ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko für unsere Netzwerke darstellt, was für China ein besondere Gefährdung der kritischen Informationsnetzwerke bedeutet. Dies bedroht die nationale Sicherheit“, so die CAC. Über die Art dieser Sicherheitslücken gab die Behörde aber keine detaillierte Erklärung ab.

Ein Sprecher von Micron gab gegenüber BBC an, dass der Konzern die Nachricht des CAC über die Einschätzung ihrer Produkte erhalten habe. „Wir bewerten nun das Ergebnis und überprüfen unser künftiges Vorgehen überdenken. Wir hoffen darauf, den Diskurs mit den chinesischen Autoritäten fortsetzen zu können.“

Die US-Regierung antwortete, dass sie die von der Volksrepublik verursachten Turbulenzen im Chip-Markt angehen möchte. „Wir sind strikt gegen Einschränkungen, die ohne faktenbasierte Begründung ausgesprochen werden. Diese Aktion, wie auch andere Angriffe auf amerikanische Firmen, widerspricht der Erklärung Chinas, seinen Markt öffnen und transparenter gestalten zu wollen.

Diese Entwicklung ist der nächste Schritt in den anhaltenden Spannungen zwischen Washington und Peking, die zuletzt dazu geführt hatten, dass auch die USA Maßnahmen gegen Chinas Chip-Industrie ergriffen hat. Zudem schließt die Sicherheitsbeurteilung direkt an das Ende des G7-Gipfels in Hiroshima an, bei dem China und dessen Wirtschaftspolitik kritisiert wurden. US-Präsident Biden erklärte am Sonntag, dass die G7-Staaten ihre Lieferketten diverser gestalten und sich somit ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von China reduzieren wollen. Micron selbst gab letzte Woche bekannt, dass sie 500 Millionen Yen (3,36 Millionen Euro) investieren werden, um ihre Technologien in Japan zu entwickeln.