Alarmstimmung bei der NATO: Die Munitionsbestände in den Depots der Bündnis-Staaten schwinden. Das lassen nun diplomatische Kreise in Brüssel durchblicken. Bereits vor Russlands Ukraine-Invasion wurden die Zielvorgaben des Verteidigungsbündnisses größtenteils nicht erfüllt. Seit dem 24. Februar sind die Bestände noch weiter gesunken.

Deutschland verfehlt die Vorgaben um 20 Milliarden Euro

Beim bevorstehenden Treffen der Verteidigungsminister der NATO-Staaten am Dienstag und Mittwoch in Brüssel dürften die Engpässe bei der Munition ein bestimmendes Thema sein, wie Diplomaten nun erwarten. Allein Deutschland weise gemessen an den NATO-Vorgaben eine Lücke im Volumen von 20 Milliarden Euro auf, wie es in Sicherheitskreisen heißt. Erwartet werde daher, dass die Allianz die Zielmarken erhöhen wird.

Der Munitionsverbrauch im Ukraine übertrifft die kühnsten Erwartungen der NATO.

„Sollte Europa gegen Russland kämpfen müssen, würden einige Länder binnen Tagen ihre Munition verbraucht haben“, sagte ein europäischer Diplomat der Nachrichtenagentur Reuters. Deshalb habe die Allianz aktuell eine Bestandsaufnahme vornehmen lassen, sagte ein NATO-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Es gebe für alle Mitgliedstaaten individuelle Ziele bei der Munitionsbeschaffung.

Berlin belieferte Kiew mit Panzern ohne nachzubestellen

„Es war ein verlorenes Jahr“, sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im deutschen Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP). Das deutsche Verteidigungsministerium soll, höflich formuliert, nicht gerade vorausschauend agiert haben. Direkt mit der Entscheidung der Bundesregierung, der Ukraine den Flugabwehrpanzer Gepard oder die Panzerhaubitze 2000 aus dem Bestand der Bundeswehr zu liefern, hätte man sofort nachbestellen müssen, sagt Stark-Zimmermann. Das sei aber nicht geschehen.

Nach Schätzungen verfeuern die ukrainischen Streitkräfte täglich bis zu 10.000 Schuss. Wie viel Munition noch in den Depots der NATO-Staaten liegt, ist streng geheim. Nach Angaben von NATO-Vertretern sind die größten Ausfälle etwa beim Gepard, aber auch dem Luftabwehrsystem Patriot festzustellen, die von den ukrainischen Streitkräften umfangreich eingesetzt werden.