Am Tag 335 nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine und in einer Phase des grausamen Konflikts, in der sich viele vernünftig denkende Menschen in Europa die Frage stellen, ob die Waffenlieferungen an Kiew nicht noch eine weitere Eskalation des Krieges mit sich bringen könnten, spricht der NATO-Generalsekretär im Interview mit der Welt über Nuklearkrieg.

Zwar betont Jens Stoltenberg (63), dass er die russischen Drohgebärden mit Nuklearwaffen für “unverantwortlich und gefährlich” hält, anderseits stellt der Chef des Nord-Atlantik-Pakts auch klar, wie eine atomare Auseinandersetzung für Moskau enden würde: “Russland muss wissen, dass ein Atomkrieg niemals gewonnen werden kann und niemals ausgefochten werden sollte.”

Aktuell werde sehr genau beobachtet, was Russland unternimmt, zitiert die Welt Stoltenberg. Bisher habe man jedoch noch keinerlei Veränderung wahrgenommen, was die Atomstreitkräfte angeht. Eine Änderung würde dann natürlich auch Konsequenzen vonseiten der Nato nach sich ziehen.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg

NATO-Chef im Interview: "Müssen Situation auf dem Schlachtfeld klären"

Und der NATO-Chef sagte im Welt-Talk auch: Wenn man eine Lösung haben wolle, bei der die Ukraine ein souveränes und freies Land bleibt, sei es absolut wichtig so zu handeln. „Das mag wie ein Widerspruch klingen, aber wir müssen die Situation auf dem Schlachtfeld klären und dann können wir eine Lösung erzielen. Deswegen müssen wir entsprechende Waffen an die Ukraine liefern“, so Stoltenberg.

Die Befürchtung, die Lieferung von Kampfpanzern könne eine Eskalation nach sich ziehen, teilt Stoltenberg nicht, berichtet die Welt. „Es gibt jetzt einen Konsultationsprozess zwischen den Alliierten, darüber, welche Ausrüstung wir der Ukraine liefern sollten. Aber das Wichtigste ist, dass man sich daran erinnert, dass das ein Aggressionskrieg ist, in dem Russland in ein unabhängiges Land eingefallen ist. Natürlich ist es so, dass die meisten Kriege am Verhandlungstisch enden. Aber was wir wissen ist, dass das, was die Ukraine erreichen kann bei solchen Verhandlungen, davon abhängt, was ihre Position auf dem Schlachtfeld ist.“

Die ukrainischen Streitkräfte erleiden in den schweren Kämpfen in der Region Soledar und Bakhmut weiterhin schwere Verluste.