Seine Reise nach Kiew und Bucha sei “ein klares Zeichen der Solidarität und der österreichischen Unterstützung für die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität der Ukraine” gewesen, betont Karl Nehammer. Der Bundeskanzler war am Montag im unmittelbaren Anschluss an seine Reise nach Kiew in Moskau eingetroffen.

Dort – beziehungsweise in der Residenz Nowo-Ogarjow etwa 30 Kilometer vom Kreml entfernt – traf er den russischen Präsidenten Wladimir Putin als erster EU-Regierungschef nach Ausbruch des Krieges zu einem Gespräch, das am frühen Nachmittag begann und nach 75 Minuten endete.

Nehammer verfolgte in Putin-Gespräch "vor allem humanitäre Ziele"

Im Vorfeld habe er der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, die EU- Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Ratspräsident Charles Michel, den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz sowie den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan über seine Reise nach Russland informiert, so Nehammer.

Mit seiner Reise zu und dem Gespräch mit Putin verfolge er “vor allem humanitäre Ziele”, so der Kanzler – insbesondere im Hinblick auf die nun immer näher rückende, massive militärische Offensive im Osten des Landes – vor allem im Donbass.

Die wichtigsten dieser Ziele seien dabei die “sofortige Einstellung der Kampfhandlungen”, die “Errichtung humanitärer Korridore zur Evakuierung von Verwundeten und vulnerablen Gruppen”, zum Beispiel aus Mariupol und anderen belagerten Städten, sowie der “Zugang für das IKRK und andere humanitäre Organisationen”, so Nehammer.

Nehammer pocht auf rasches Ende des Krieges

Die wichtigste Botschaft des Bundeskanzlers an den russischen Präsidenten bei dessen “Risikomission” in Moskau war es, “dass dieser Krieg aufhören muss, denn im Krieg gibt es auf beiden Seiten nur Verlierer”, so Nehammer.

Dabei habe Nehammer auch explizit die Kriegsverbrechen, “zu denen uns in den letzten Tagen aus Bucha und anderen ukrainischen Städten grauenhafte Bilder erreicht haben” in aller Deutlichkeit mit Präsident Putin angesprochen. Auch die Notwendigkeit einer internationalen Untersuchung der Kriegsverbrechen, welche der Kreml standhaft von sich weist, sprach Nehammer an.

Weiters betonte der Bundeskanzler in seinem Gespräch, dass die Sanktionen gegen Russland fortgesetzt und jedenfalls weiter verschärft werden, solange Menschen in der Ukraine sterben.

ab 18 Uhr live: Die Ergebnisse des Gesprächs mit Putin auf exxpressTV

Das Gespräch zwischen Nehammer und Putin fand laut Kreml-Angaben “hinter verschlossenen Türen” statt. Dabei befanden sich der Kanzler und der russische Präsident nicht direkt im Herzen Moskaus, sondern etwa 30 Kilometer außerhalb der Stadt, in Putins Anwesen Nowo-Ogarjow.

Die Residenz wurde bereits im Jahr 2000, gleich zu Beginn seiner ersten Periode als russischer Präsident, zum offiziellen Amtssitz Putins. Nowo-Ogarjow befindet sich in einem abgelegenen Waldstück und wird von einer sechs Meter hohen Mauer nach außen geschützt. Auf dem Gelände befinden sich Hubschrauberlandeplätze, ein Reitstall, umfangreiche Sportanlagen und Gewächshäuser.

Im Anschluss an Nehammers Unterredung mit Putin wird sich der österreichische Bundeskanzler in einer Videokonferenz an Journalisten und Medienvertreter wenden. Die Konferenz ist für 18 Uhr angesetzt, der eXXpress berichtet live.

War am Samstag noch bei Wolodymyr Selenskyj: Karl Nehammer (ÖVP)