Schluss mit Waffen-Lieferungen an Selenskyj, fangt endlich an zu verhandeln: Das ist kurz gefasst die Botschaft des „Manifests für Frieden“, das Linke-Abgeordnete Sahra Wagenknecht und „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer verfasst haben. „Wir waren der Meinung, es muss jetzt endlich etwas passieren, sonst werden demnächst noch Kampfjets geliefert“, sagt Wagenkencht in einem gemeinsamen Video. Die Feministin Schwarzer unterstreicht: „Wir sind beide der Meinung, dass endlich Schluss sein muss, mit dem Sterben und der Zerstörung in der Ukraine, und dass man das nur erreicht, wenn man verhandelt, und nicht noch mehr Waffen liefert.“

Sahra Wagenknecht kritisiert seit Begin der Ukraine-Invasion die militärische Unterstützung für Kiew.APA/AFP/John MACDOUGALL
Alice Schwarzer fordert ebenfalls mehr Diplomatie und warnt vor einer Eskalation.APA/DPA/Henning Kaiser

Die NEOS-Abgeordnete im Europaparlament Claudia Gamon hält davon rein gar nichts. Auf Twitter poltert sie heftigst gegen das Video und die Botschaft, und spart dabei nicht mit Kraftausdrücken.

Die EU-Abgeordnete Claudia Gamon wurde bei der Mitgliederversammlung der Vorarlberger NEOS in der vorigen Woche zur neuen Parteichefin gekürt.APA/DIETMAR STIPLOVSEK

„Pseudopazifistischen Mist“, „indirekte Unterstützung des russischen Faschismus“

Gamon wettert: „Mir reicht es einfach mit diesem pseudopazifistischen Mist. Aus der unterlassenen Hilfeleistung wird die indirekte Unterstützung des russischen Faschismus.“ Darüber hinaus gefällt ihr der Auftritt der beiden Persönlichkeiten überhaupt nicht: „Und mit was für einer Freude und Stolz die das machen, ich könnte kotzen.“

Kritik und Zustimmung, auch unter Prominenten

Eingangs im Video lachen Wagenknecht und Schwarzer kurz auf, was einige User als unpassend empfinden angesichts des Leidens in der Ukraine. „Manche von Euch sind vermutlich überrascht, mich hier mit Sahra Wagenknecht Schulter an Schulter zu sehen“, sagt Schwarzer scherzend, um danach mit ernster Miene fortzufahren: „Aber es gibt einen sehr ernsten Grund dafür.“

Die Aktion von Wagenknecht und Schwarzer polarisiert. Einige sehr prominente Personen gehören zu den Erstunterzeichnern, darunter ehemalige SPD-Politiker, der frühere stellvertretende CSU-Vorsitzende Peter Gauweiler, die evangelische Theologin Margot Käßmann, der ehemalige Brigarde-General Erich Vad und die Medienkünstlerin Valie Export.

Wagenknecht und Schwarzer berufen sich in ihrem Manifest auch auf die Einschätzungen ranghoher Militärs. „Die Ukraine kann zwar – unterstützt durch den Westen – einzelne Schlachten gewinnen. Aber sie kann gegen die größte Atommacht der Welt keinen Krieg gewinnen. Das sagt auch der höchste Militär der USA, General Milley. Er spricht von einer Pattsituation, in der keine Seite militärisch siegen und der Krieg nur am Verhandlungstisch beendet werden kann. Warum dann nicht jetzt? Sofort!“